Vizeweltmeisterschaft macht Viola Brand nicht ganz glücklich

Unterweissacher Kunstradfahrerin muss zum dritten Mal bei einer WM mit Silber zufrieden sein

Es dauerte ein wenig, dann konnte Viola Brand ihre Silbermedaille doch noch genießen. Vizeweltmeisterin ist schließlich auch nicht so ganz von schlechten Eltern. Trotzdem überwog bei der Kunstradfahrerin vom RSV Unterweissach zunächst doch ein wenig die Enttäuschung. Denn in Basel hatte sie sich den WM-Titel zum Ziel gesetzt. Am Ende war es zum dritten Mal Rang zwei.

Viola Brand präsentierte sich gut, am Ende aber nicht gut genug für die Goldmedaille. Foto: O. Stoll

© Oliver Stoll

Viola Brand präsentierte sich gut, am Ende aber nicht gut genug für die Goldmedaille. Foto: O. Stoll

Von Wilfried Schwarz



Es war der fünfte WM-Start für die Unterweissacherin. In der Basler St.-Jakob-Halle sollte nach den Vizeweltmeisterschaften in Stuttgart und Dornbirn endlich der große Wurf gelingen. Doch erneut musste sich die 25-Jährige einzig ihrer deutschen Teamkollegin Milena Slupina (Bernlohe) geschlagen geben.

In der Vorrunde am Morgen waren es allerdings ausgerechnet die deutschen Topfavoritinnen, bei denen sich die rund 2500 Zuschauer verwundert die Augen rieben. Sowohl Milena Slupina als auch Viola Brand schwächelten. Dafür fuhr Isabella Zübner, die aus Berlin stammende Italienerin, als Vierte mit 139,28 überraschend ins Finale. Die junge Österreicherin Lorena Schäfer kam bei ihrem ersten WM-Start 176,25 Zähler vorgelegt und hatte damit bereits das beste Ergebnis geschafft. Ihr am nächsten kam Viola Brand, die aber gleich zu Beginn den Lenkerhandstand abbrechen musste. Zudem musste die Unterweissacherin beim anschließenden Maute-Sprung vom Rad. Bei den restlichen Übungen behielt sie die Nerven und am Ende waren es 170,17 Zähler. Milena Slupina kam nicht ganz so glimpflich davon. Sie musste den Sattellenkerhandstand abbrechen und stürzte beim Übergang sowie den Kehrstandsteiger-Drehungen. Ab Minute vier war zu sehen, dass die Fränkin kämpfen musste. 157,67, Punkte und damit über 40 Zähler Abzug reichten aber noch zu Rang drei und fürs Finale. Dennoch verschwand Slupina eilig aus der Halle.

Im Endkampf der besten vier legte Zübner am Spätnachmittag 135,08 Zähler vor, Schneider konterte mit starken 171,72 Punkten. Dann war Viola Brand an der Reihe. Diesmal begann sie deutlich besser. Bei der Lenkerstanddrehung musste sie allerdings nach insgesamt acht halben Drehungen vom Kunstrad. Kleine Fehler reduzierten die Punktzahl weiter, sodass am Ende 185,14 Zähler auf der Anzeigetafel standen. Glücklich, lächelnd und zufrieden stieg die Weissacherin ab und genoss den Applaus.

Milena Slupina musste nun alles geben, wollte sie erneut Weltmeisterin werden. Und sie begann wie gewohnt sehr ruhig. „Drück“ beim Sattellenkerhandstand hallte es aus dem Hintergrund von Trainerin und Mutter Petra Slupina, die in der zweiten Reihe auf dem Boden die Kür ihrer Tochter verfolgte. Die Fränkin kämpfte sich durch und stieg wie schon Brand lächelnd vom Rad. Überglücklich blickte sie an die große Anzeigetafel. 189,73, Platz eins, der WM-Titel für die Mittelfränkin. Lautstarker Applaus. Viola Brand, die mit Mutter und Trainerin Heike Brand auf dem Leader-Sofa die Kür der Konkurrentin verfolgt hatte, war die Enttäuschung deutlich anzusehen.

Bei der Pressekonferenz urteilte die in Miedelsbach wohnende nunmehr dreimalige Vizeweltmeisterin: „Ich habe mein Bestes gegen, aber ich habe gegen eine starke, ja wohl die stärkste Fahrerin die es je gab den Kürzeren gezogen. Milena Slupina ist die Beständigste.“ Brand war mit ihrer Kür dann auch nicht ganz zufrieden. „Ich habe mein Maximum nicht zeigen können“, so ihr Fazit. „Ich hatte in diesem Jahr gegenüber Milena bereits mehrfach die Nase vorne, aber diesmal war sie die Bessere. Ich bin stolz, im Finale gewesen zu sei und dass der Maute-Sprung auch geklappt hat. Der Absteiger war nicht ausschlaggebend. Es hätte nicht gereicht. Es waren zusätzlich noch mehrere kleinere Fehler.“ Trotzdem reichte es zum dritten Mal zu Silber. Dabei, so Brand: „Bei jeder WM werden höhere Punktzahlen herausgefahren. Das Niveau im Einer der Frauen hat sich in den vergangenen Jahren deutlich gesteigert. Um vorne dabei zu sein, brauchst du heute über 190 Punkte.“

Nun macht die Weissacherin aber zunächst einmal Wettkampfpause und geht dann im Januar 2020 mit dem Feuerwerk der Turnkunst auf Tour: „Da warten Hallen mit mehr als 10000 Zuschauern. Ich freue mich auf diese Show.“

Versöhnliche Worte gab es auch von ihrer Mutter und Trainerin. „Beim Höhepunkt konnte Viola ihr Leistungspotenzial nicht komplett abrufen“, so Heike Brand. „Die Tagesform war ausschlaggebend. Natürlich waren wir im ersten Moment enttäuscht, aber sie hat nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen.“

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Erstellt:
9. Dezember 2019, 06:00 Uhr

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