Basketball-Bundesliga
Warum die MHP Riesen Ludwigsburg eine Saison der Extreme spielen
Für Ludwigsburgs Basketballer beginnt mit der Partie am Samstag gegen Braunschweig die Rückrunde – und die spannende Frage: Kommt der neue Spieler schon zum Einsatz?
Von Joachim Klumpp
Lass uns heiß laufen! Das stand als Slogan auf einem Ankündigungsplakat zum letzten Hinrunden-Heimspiel der MHP Riesen Ludwigsburg in der Basketball-Bundesliga gegen die Bamberg Baskets. Und die Mannschaft tat genau dies. Denn beim 92:73-Sieg vor knapp zwei Wochen erzielten die Ludwigsburger die bisher meisten Punkte der Saison in einem Ligaspiel, wobei das Team in dieser Wertung nach wie vor den letzten Platz belegt.
Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit, denn auf der anderen Seite lassen die Riesen eben auch die wenigsten Körbe des Gegners zu – im Schnitt gerade einmal 71, das ist ebenfalls Spitze! Und ein schmaler Grat in einer durchwachsen verlaufenen Hinrunde mit 16 Partien, die bei neun Siegen und sieben Niederlagen rein sportlich eine positive Bilanz ausweist. Doch abgerechnet wird am Schluss. „Das Ziel sind die Play-offs“, sagt der Vorsitzende Alexander Reil und fügt an: „Entscheidend ist immer die zweite Saisonhälfte.“ Die startet am Samstag (20 Uhr) für die Riesen mit dem Heimspiel gegen die Löwen Braunschweig. Und dem nächsten Sieg?
Abwarten. In dieser verrückten Liga kann jeder jeden schlagen – sie ist noch ausgeglichener als in der Vergangenheit. Was die Riesen aus eigener Erfahrung bestätigen können: Es gab nicht einkalkulierte Siege gegen die Münchner Bayern zu Hause oder Alba Berlin auswärts, aber auch unerwartete Niederlagen wie zweimal gegen den Mitteldeutschen BC (inklusive Pokal).
Dennoch: „Die bisherige Bilanz ist nicht selbstverständlich“, betont der nach seinem zweijährigen Japan-Abstecher zurückgekehrte Trainer John Patrick – und bezieht dabei auch den vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale des Fiba-Europe-Cups mit ein. Denn zum einen tummeln sich im Spielerkader sehr viele Rookies, also Neulinge in Europa, was immer ein gewisses Risiko birgt. Zum anderen fehlt einfach die Kontinuität durch zwischenzeitlich viele Ausfälle und Verletzungen, allen voran von Kapitän Yorman Polas Bartolo und Jacob Patrick (der immer noch mit den Folgen einer Corona-Infektion kämpft) oder Hunter Maldonado, der sich seit Wochen mit Fußproblemen herumquält und wiederholt auf die Zähne biss, um überhaupt auflaufen zu können.
Noch hoffen die Verantwortlichen zudem auf eine baldige Rückkehr von Jarred Ogungbemi-Jackson, der nach seiner Verpflichtung auf Anhieb einschlug, aber wegen Knieproblemen nun auf sein Comeback warten muss. Weshalb der Verein bis Samstag ein weiteres Mal auf dem Transfermarkt aktiv wird, sodass danach lediglich noch eine Nachverpflichtung bis Ende März möglich wäre. „Ein Spieler muss bei uns als Paket passen“, sagt Reil. Soll heißen: sportlich, charakterlich – und finanziell. Denn laut einer erstmals herausgegebenen Etattabelle der Liga rangiert der Verein mit seinem Budget von etwa 5,5 Millionen Euro nicht unter den Top Ten.
Mangelnden Einsatz kann man zumindest keinem der Profis vorwerfen, weshalb der Vorsitzende zufrieden konstatiert: „Wir haben wieder eine Identität gefunden.“ Diese wurde unter dem Vorgänger-Trainer Josh King vermisst – und stößt auch nicht allerorts auf Gegenliebe. Der Hamburger Trainer Benka Barloschky jedenfalls ließ sich unmittelbar vor dem direkten Aufeinandertreffen kurz vor Weihnachten zu der Aussage hinreißen: „Das ist ein superdestruktiver Stil. Und ich persönlich bin kein großer Fan davon und glaube, dass das nichts mit Basketball zu tun hat.“ Notiz am Rande: Die Riesen gewannen die Begegnung mit 73:66.
Defensive ist und bleibt die Kernkompetenz der Riesen, da lässt John Patrick nicht mit sich reden. Tabellarisch lässt er sich zu keiner Prognose hinreißen: „Es ist so eng, oft entscheidet die Tagesform.“ Wobei es offensiv Luft nach oben gibt – angefangen bei den Freiwürfen. Zuletzt vergab die Mannschaft 14 Versuche von der Linie. Wie kann das passieren? „Wir haben ja auch 28 verwandelt“, sagt Patrick mit einem Augenzwinkern. „Man muss immer positiv denken.“ Doch der Trainer weiß natürlich: „Da müssen wir uns verbessern.“ Gerade bei den knappen Spielen kann die Freiwurfquote den Ausschlag geben. Patrick ist aber vor allem eines wichtig: „Die Mannschaft muss so gesund wie möglich sein, um ihren besten Basketball spielen zu können.“
In der Hinrunde war im Training praktisch kaum ein Fünf-gegen-fünf-Spiel möglich, eher die olympische 3x3-Variante auf dem Kleinfeld. Doch die zählt in der Liga nicht, also lautet das Motto gegen den Überraschungszweiten aus Braunschweig erneut: Lass uns heiß laufen!
Die weiteren Spiele
BundesligaDie Rückrunde startet mit dem Spiel am Samstag (20 Uhr) gegen den Tabellenzweiten aus Braunschweig. Es folgen dann noch die Heimspiele gegen Ulm (2. 2., 18 Uhr) sowie Bonn (11. 2., 20 Uhr). Dazwischen liegt noch die Partie in Heidelberg am 8. Februar.
Fiba-CupIn der laufenden Top-16-Gruppenphase spielen die Riesen noch in Fribourg (Schweiz) am 29. Januar sowie zu Hause gegen Charleroi (4. 2., 19.30 Uhr). Für das bereits erreichte Viertelfinale nach der Pokal- und Länderspielpause sind die Termine am 5. und 12. März vorgesehen.