Spuren der WM 2014
Warum es für Brasilianer ein 7:1 ist, wenn sie den Bus verpassen
Zum zehnten Mal jährte sich im Juli die historische 7:1-Niederlage der Brasilianer gegen die deutsche Nationalelf. Das WM-Trauma hat bei den Südamerikanern bleibende Spuren hinterlassen.
Von Katja Raiher
Trotz der Niederlage der DFB-Auswahl im EM-Viertelfinale gegen Spanien am vergangenen Freitag, ist Deutschland in der Zeit der Heim-EM wieder ein Stück weiter zusammengewachsen. Viele deutsche Spieler sprachen nach dem Turnier-Aus zum Beispiel davon, dass sie gespürt hätten, wie das ganze Land hinter der Mannschaft stand.
Diesem Gemeinschaftsgefühl hat laut Sportexperten auch geholfen, dass das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann beim Turnier überzeugte, ein Sieg im Viertelfinale wäre durchaus möglich – viele sagen auch verdient – gewesen. Was jedoch passiert, wenn Mannschaften eine eindeutige Klatsche hinnehmen müssen, musste vor zehn Jahren Brasilien erfahren. Der ein oder andere Fußballfan wird sich vermutlich erinnern.
WM 2014: Als die Welt ihren Augen nicht traute
Am 8. Juli 2014 fand das geschichtsträchtige WM-Spiel zwischen Deutschland und Brasilien in der Stadt Belo Horizonte im Südwesten des südamerikanischen Landes statt. „Schöne Aussichten“, wie man den Namen der Stadt grob übersetzen kann, gab es während des WM-Halbfinals für die Gastgeber aus Brasilien nicht – ganz im Gegenteil.
Das Spiel ging als historische Niederlage für die „Seleção“ in die Sportgeschichte ein. Am Ende stand es aus brasilianischer Sicht 1:7. Die Deutschen unter dem damaligen Bundestrainer Jogi Löw führten damals schon nach 20 Minuten mit 5:0. Oscar gelang in der 90. Spielminute dann zwar noch der Ehrentreffer für die „Seleção“, da war der Nationalstolz der Brasilianer aber bereits schwer getroffen.
Remember Brazil vs Germany iat the 2014 fifa worldcup?pic.twitter.com/Oxjlyh4Wue — Ezenwayi Camp Nou ♥️ (@Jiji_Byte) June 13, 2024
Brasilianische Niederlage wird zu Redewendung
Mit der Zeit fanden die Brasilianer wohl eine Möglichkeit, mit diesem kollektiven Trauma des 7:1 (portugiesisch: sete um) umzugehen. Sie machten das Ergebnis zu einer Redewendung, die eine Situation beschreibt, bei der etwas gehörig schiefläuft.
Wenn man etwa morgens mehrmals hintereinander den Bus verpasst, ist das für die Brasilianer an dem Tag „ein 7:1 für Deutschland“. Alternativ bezeichnet man ein einzelnes Missgeschick auch als „Gol da Alemanha“ – ein Tor für Deutschland. Diese Ausdrücke haben sich in der brasilianischen Gesellschaft festgesetzt, sind zum Beispiel in Zeitungsartikeln oder in der Popkultur zu finden.
Frauen-WM 2027 in Brasilien
In drei Jahren richtet Brasilien als erstes südamerikanisches Land die Fußball-WM der Frauen aus. 32 Länder werden dann 2027 um den Titel kämpfen, den die DFB-Frauen bereits zwei Mal für sich gewinnen konnten.
Für die Brasilianer besteht also die Chance auf ein sportliches Erfolgserlebnis, allerdings könnte die Redewendung der Brasilianer „Tor für Deutschland“ auch erneut in Erfüllung gehen – vorausgesetzt die DFB-Frauen qualifizieren sich für das Turnier in Südamerika und treffen auf die Brasilianerinnen.