Per Lockl fehlt Stuttgarter Kickers
Wer ersetzt den Mann mit dem strategischen Gen?
Per Lockl stand in allen bisher 18 Regionalligaspielen der Stuttgarter Kickers in der Anfangsformation. Im letzten Heimspiel des Jahres gegen den FC 08 Homburg fällt der Mittelfeldspieler aus. Bekommt Vico Meien eine Chance?
Von Jürgen Frey
Per Lockl von den Stuttgarter Kickers sah seine vierte Gelbe Karte bereits am 4. Oktober beim 1:2 gegen die TSG 1899 Hoffenheim II. Erst sieben Regionalligaspiele später, vergangenen Sonntag beim 0:0 bei Eintracht Frankfurt II, kassierte der Mittelfeldspieler seine fünfte Gelbe Karte. Er ist nun im letzten Heimspiel des Jahres, an diesem Samstag (14 Uhr/Gazi-Stadion) gegen den FC 08 Homburg, gesperrt.
Drei Kandidaten
Damit fehlt der im Sommer vom Drittligisten SV Waldhof Mannheim gekommene 23-Jährige erstmals. In allen 18 bisherigen Punktspielen stand Lockl in der Startelf. In den ersten vier Partien spielte er dabei auf der Achter-Position. Ab dem fünften Saisonspiel, dem 1:0-Heimsieg gegen den FC-Astoria Walldorf, dann immer auf der Sechser-Position.
Bleibt die Frage: Wer ersetzt ihn in der strategisch so wichtigen Zentrale im defensiven Mittelfeld? In Frage kommen drei Spieler: Lukas Kiefer, Nico Blank und Vico Meien. „Wir haben in unserem breiten Kader mehrere Optionen“, lässt sich Trainer Marco Wildersinn noch nicht in die Karten schauen.
Kiefer hatte in der vergangenen Saison unter Trainer Mustafa Ünal in rund drei Viertel aller Spiele auf der Sechser-Position gespielt. Unter Nachfolger Marco Wildersinn ist der 31-Jährige in der Stammelf zwar auch gesetzt, doch mit einer anderen Rolle im Mittelfeld: Wildersinn sieht den laufstarken Routinier auf der Achter-Position, als sogenannten Box-to-Box-Spieler, der seine Impulse zwischen den Strafräumen setzt, aber auch in Tornähe. Zwar hat Kiefer erst einen Treffer erzielt, er war aber an mehreren Toren beteiligt. So holte er zuletzt in Trier und Kassel die Elfmeter heraus, die durch Stürmer David Braig (der zu Wochenbeginn krank fehlte) zu Treffern führten.
Meien war in Aalen gesetzt
Der ursprüngliche Plan vor der Runde hatte eigentlich Vico Meien als tiefen Sechser im neuen 4:3:3-System vorgesehen. Der 26-Jährige stand als erster Neuzugang der Kickers fest und war mit der Empfehlung von 32 Startelfeinsätzen in der vergangenen Saison gekommen – absolviert beim Regionalliga-Absteiger und WFV-Pokal-Sieger VfR Aalen. Die auf der Ostalb unumstrittene Stammkraft fehlte dem VfR nur in zwei Punktspielen, wegen einer Gelb- und einer Gelb-Rot-Sperre. Bei den Kickers kam der auf der Insel Rügen geborene Meien bisher nur auf insgesamt 34 Spielminuten in der Regionalliga, acht Mal schaffte er nicht einmal den Sprung in den Kader.
Warum er so wenig Spielanteile bekommt? Schon während der Vorbereitung konnte Meien den Coach nicht überzeugen. Wildersinn sah viel Luft nach oben in den Bereichen Anspielbarkeit, Verhalten gegen den Ball, Präsenz in den Zweikämpfen. „Vico arbeitet hart in jedem Training, wir wissen um seine Qualitäten, doch bei uns herrscht eben auch eine andere Konkurrenzsituation als in Aalen“, sagt Wildersinn.
Erst Blank, dann Lockl
Der 44-Jährige griff lieber auf Bewährtes zurück und setzte zunächst auf das vielseitig verwendbare Kickers-Urgestein Nico Blank (27) auf der Sechser-Position. Nach vier Spielen kam es zur Änderung: Wildersinn beorderte Lockl von der Acht auf die Sechs und brachte Kapitän Blank als rechten Verteidiger in der Viererkette, an Stelle von Marcel Schmidts.
Bei dieser Aufgabenverteilung blieb es – bis zur fünften Gelben Karte für Lockl. Warum er für Wildersinn der richtige Mann auf der Sechser-Position ist? Weil der ballsichere, technisch versierte gebürtige Hesse ein „strategisches Gen“ besitze, mit seiner Übersicht die Fähigkeit mitbringt, das Spiel zu strukturieren. Dafür hat er in der Defensivarbeit, in der Zweikampfführung durchaus noch Steigerungspotenzial. Dass der ehemalige VfB-Jugendspieler mit seinen 1,74 Metern an Körpergröße nicht der Kopfballstärkste ist, liegt in der Natur der Sache.
Da hat der robustere, zwölf Zentimeter größere Meien seine Vorteile. Gut möglich, dass er am Samstag gegen den FC 08 Homburg erstmals bei den Kickers die Chance erhält, dies von Beginn an zu zeigen.
Ergebnisse und Termine
Pflichtspiele Stuttgarter Kickers – Eintracht Frankfurt II 2:1, FC Esslingen – Kickers 0:5 (WFV-Pokal), FC 08 Homburg – Kickers 1:1, Kickers – FC 08 Villingen 1:0, FC Normannia Gmünd – Kickers 1:3 n. V. (WFV-Pokal), FC Gießen – Kickers 2:2, Kickers – FC-Astoria Walldorf 1:0, 1. Göppinger SV – Kickers 0:0, Kickers – SGV Freiberg 1:3 n. V. (WFV-Pokal), Kickers – TSV Steinbach Haiger 5:1, Kickers Offenbach – Kickers 2:0, Kickers – FSV Frankfurt 0:1, SGV Freiberg – Kickers 2:2, Kickers – TSG 1899 Hoffenheim II 1:2, Bahlinger SC – Kickers 1:3, Kickers – SG Barockstadt Fulda-Lehnerz 2:2, Eintracht Trier – Kickers 0:6, SC Freiburg II – Kickers 2:1, Kickers – 1. FSV Mainz 05 II 1:0, KSV Hessen Kassel – Kickers 1:3, Eintracht Frankfurt II – Kickers 0:0, Kickers – FC 08 Homburg (30. November, 14 Uhr), FC 08 Villingen – Kickers (7. Dezember, 14 Uhr). (jüf)