Wer folgt auf Nagelsmann?

Vor dem Rückrundenstart gegen den FC Bayern: Der Coach geht hoch motiviert in sein letztes Halbjahr in Hoffenheim, Rose und Wagner sind die Nachfolgekandidaten

Die TSG Hoffenheim empfängt den FC Bayern München an diesem Freitag zum Rückrundenstart – und Trainer Julian Nagelsmann heizt das Spitzenspiel an: „Es ist schon wichtig, sich nicht vorher zu ergeben, wenn der rote Bus einfährt.“

Stuttgart/Sinsheim Immerhin, beim Stadionnamen haben sie den Umbruch schon geschafft bei der TSG Hoffenheim. Die Arena an der A 6 in Höhe Sinsheim Süd heißt schon zum Rückrundenauftakt gegen den FC Bayern München an diesem Freitag (20.30 Uhr/ZDF) frei nach dem neuen Namenssponsor, einem Entsorgungsdienstleister, Pre-Zero-Arena. Ob das nun besser klingt als das bisherige Konstrukt Wirsol-Rhein-Neckar-Arena? Nun ja.

Beim alten und dem möglichen neuen Trainer der Hoffenheimer klingen die Namen da schon vertrauter und weniger sperrig. Julian Nagelsmann (31) sitzt noch bis Sommer auf der Trainerbank, dann wechselt er zu RB Leipzig. Der Neue wiederum, so ist es zu hören, hört entweder auf den Namen Marco Rose oder David Wagner. Mit dem einen sind die Gespräche weit vorangeschritten: Rose, aktuell bei Red Bull Salzburg, steht ebenso wie Nagelsmann für forschen, erfolgreichen Angriffsfußball und würde mit seinem Draufgängertum gut zu den Hoffenheimer Draufgängern passen.

Der andere ist nach seinem Ende beim englischen Erstligisten Huddersfield Town frisch auf dem Markt und ein bekanntes Gesicht im Kraichgau. David Wagner trainierte bereits Ende der 2000er-Jahre die U 19 und die U 17 in Hoffenheim. Er wäre in dieser Hinsicht so etwas wie ein echter Nagelsmann-Klon, der vor seiner Tätigkeit als TSG-Erstligatrainer einen ähnlichen Weg in der Jugend des Clubs eingeschlagen hatte. Wagner, bester Kumpel von Jürgen Klopp, hat spätestens seit seiner erfolgreichen Zeit als Coach bei Borussia Dortmund II und dem sensationellen Erstliga-Aufstieg mit Huddersfield in England einen exzellenten Ruf, was den Hoffenheimer Strategen um den Sportchef Alexander Rosen nicht entgangen ist. Rose ist offenbar weiter der Favorit, die TSG-Oberen wären aber in diesen Tagen von allen guten Geistern verlassen, wenn sie sich nicht mit David Wagner beschäftigten.

Doch wer auch immer Nagelsmanns Amt im Sommer übernimmt – die Fußstapfen sind riesig. Denn Nagelsmann ging seit seinem Amtsantritt im Februar 2016 als jüngster Bundesliga-Coach der Geschichte durch die Decke, er küsste einen ganzen Club wach und führte ihn in die Champions League. Wohin der Hoffenheimer Weg nun in der Zeit nach Nagelsmann gehen soll, ist klar: weiter nach oben in der Bundesliga.

Über allem schwebt bei der TSG dabei weiter der Mäzen Dietmar Hopp. Der SAP-Mitbegründer investierte bisher mehr als 350 Millionen Euro in den Club. Die Zeiten, in denen die TSG mit Hopps Millionen offenbar ohne Sinn und Verstand teure Profis kaufte, als es auch deshalb die berühmte Trainingsgruppe 2 mit abgehalfterten Ex-Stars gab, sind allerdings vorbei. Stattdessen machte das Modell, junge Spieler auszubilden und dann gewinnbringend zu verkaufen, Schule. Den Weg ohne spektakuläre Neuverpflichtungen und finanzielles Risiko wollen die Verantwortlichen nun auch im kommenden Sommer weitergehen.

Ob es der neue Trainer dann allerdings wie Nagelsmann schafft, das Team meist bis an die Leistungsgrenze (und manchmal darüber hinaus) zu führen, die Spieler konstant besser zu machen und ihnen mehrere komplexe Systeme einzubimsen, das wird die große Frage sein. Oder besser: Wird die TSG auch ohne Nagelsmann noch ein Spitzenclub sein? Dietmar Hopp selbst formuliert die Ansprüche so: „Natürlich bleibt es unser Ziel, möglichst oft international zu spielen, also unter die ersten sechs zu kommen.“

Klar ist: Der im Sommer scheidende Trainer wird alles dafür tun, seinem Nachfolger ein bestelltes Feld zu hinterlassen. Die TSG Hoffenheim, aktuell Tabellensiebter, hat den Einzug in die Champions League noch nicht abgeschrieben. Den ersten Schritt dazu will Nagelsmann mit seinem Team nun gegen den FC Bayern machen, und Nagelsmann wäre nicht Nagelsmann, wenn er das Spitzenspiel nicht schon mit markigen Worten anheizen würde: „Es ist schon wichtig, sich nicht vorher zu ergeben, wenn der rote Bus einfährt“, sagt der Coach und verspricht: „Das wird wieder ein harter Kampf werden. Wir werden uns wehren mit allen Mitteln.“

Nagelsmann ist heiß, und mehr noch: Er will sich in seinem letzten Halbjahr in Hoffenheim selbst übertreffen. „Es geht für mich darum, den perfekten Abschied zu schaffen.“ Und weiter: „Es ist auch für mein Ego wichtig, dass das gute Bild von mir bestehen bleibt.“ Der Ehrgeiz Nagelsmanns ist ungebrochen – nicht die schlechteste Nachricht für die TSG vor dem Rückrundenstart.

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Erstellt:
17. Januar 2019, 03:14 Uhr

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