DHB-Team gegen Italien
WM-Viertelfinale oder Heimflug: Endspiel für Handballer
Deutschland gegen Italien - im Fußball ist das ein Klassiker, im Handball eigentlich eine klare Sache. Das DHB-Team ist trotzdem gewarnt - und bangt erneut um seinen Spielmacher.
Von Von Eric Dobias und Jordan Raza, dpa
Herning - Bloß keine Angst zeigen. Vor dem Endspiel um den Einzug ins WM-Viertelfinale sprachen sich die von der deftigen 30:40-Klatsche gegen Gold-Favorit Dänemark gezeichneten deutschen Handballer selbst Mut zu. "Dass es unangenehm wird gegen die Italiener, ist klar. Die sind emotional voll da. Aber wir haben den Anspruch, dass wir mit unserer Qualität die zwei Punkte holen", sagte Kapitän Johannes Golla und gab die Marschroute für das zweite Hauptrundenspiel am Donnerstag (18.00 Uhr/ZDF und Sportdeutschland.TV) vor.
Für die DHB-Auswahl, die um den Einsatz ihres erkälteten Spielmachers Juri Knorr bangen muss, lautet das Motto: Verlieren verboten! Eine Niederlage gegen die punktgleichen Italiener (beide 4:2), die bei der Endrunde bisher überraschend stark auftrumpfen, würde praktisch das Aus in der zweiten Turnierphase und damit das vorzeitige Ende des Traums von der ersten WM-Medaille seit 18 Jahren bedeuten.
Bei einem Sieg kann das DHB-Team dagegen schon vor dem letzten Hauptrundenspiel gegen Tunesien für das Viertelfinale in Oslo planen. "Für uns beginnt das Turnier jetzt richtig. Das ist für uns ein Endspiel", bekräftigte Linksaußen Rune Dahmke die Bedeutung der Partie und warnte: "Italien schwimmt gerade auf einer Welle. Wir müssen das zu 100 Prozent ernst nehmen."
Gislason will nicht rechnen
Es gibt zwar einige Konstellationen, wie Deutschland auch ohne einen Sieg gegen Italien die K.-o.-Phase erreichen kann. Bundestrainer Alfred Gislason mochte sich mit solchen Rechenspielen aber gar nicht erst beschäftigen und gab die simple Formel aus: "Die Niederlage gegen Dänemark können wir verschmerzen, solange wir die anderen Mannschaften schlagen."
Die deftige Abfuhr gegen den übermächtigen Olympiasieger, der das 32. WM-Spiel in Serie gewann, sollte daher schnell abgehakt werden. "Ich gehe davon aus, dass wir wieder bei null anfangen. Es ist ein neues Spiel", sagte Gislason. Und DHB-Sportvorstand Ingo Meckes erklärte: "Ich glaube, die Spieler sind parat und schalten sofort um."
Italien träumt vom Coup
Das wird auch nötig sein, denn die Squadra Azzurra surft nach drei Siegen auf einer Euphoriewelle. "Wir sind gegen Deutschland definitiv der Underdog, aber ein Underdog mit Spaß und Freude. Wenn so eine Euphorie in der Mannschaft herrscht, kann das Berge versetzen. Wir wollen Gas geben und werden alles probieren", kündigte Torwart Domenico Ebner an.
Der 30 Jahre alte Deutsch-Italiener, der in Freiburg geboren wurde und in der Bundesliga für den SC DHfK Leipzig spielt, lebt mit seinen Teamkollegen gerade einen sportlichen Traum. "Und wir wollen noch nicht aufwachen", verkündete Ebner. Rechtsaußen Leo Prantner vom Zweitligisten HBW Balingen-Weilstetten ergänzte: "Wir können das alle selbst nicht begreifen, was bei dieser WM passiert. Wir versuchen alles, um die Deutschen zu ärgern. Wir sind in einem Flow, da ist nichts unmöglich."
DHB-Team muss zulegen
Der Olympia-Zweite ist also gewarnt - trotz der Favoritenrolle. "Die Italiener haben eine ganz andere Spielweise, eine sehr offensive Abwehr. Wir werden sie ganz sicher nicht unterschätzen. Es ist kein Zufall, dass sie so gut spielen", sagte Gislason.
Mit einem Scheitern will sich der 65 Jahre alte Isländer ebenso wenig beschäftigen wie seine Schützlinge, die an der Dänemark-Pleite schwer zu knabbern hatten. "In der Abwehr war das nicht so brillant von uns. Wir haben zu große Lücken gehabt und uns zu leicht auseinanderziehen lassen", räumte Rückraumspieler Marko Grgic selbstkritisch ein.
Köster-Appell: "Irgendwie gewinnen"
Kapitän Golla sprach von einem schlechten Gefühl, "wenn man auf die Anzeigetafel guckt und sich ein bisschen vorkommt wie ein Partygast, der eine Nummer ist und dann abgefertigt wird". Dennoch fühle sich die Niederlage "ein bisschen besser an als das verlorene Olympia-Finale, weil wir noch nicht aus dem Turnier raus sind", sagte der Kreisläufer.
Golla ist daher überzeugt: "Wenn wir unsere Hausaufgaben machen, können wir das Viertelfinale erreichen." Daran glaubt auch Julian Köster, der einen flammenden Appell an seine Mitspieler richtete: "Italien ist eine sehr unangenehme Mannschaft. Die spielen viel Eins-gegen-Eins und sehr emotional – da müssen wir alles gegenhalten, kompakter zusammenstehen und das Ding dann irgendwie gewinnen."