Zurück in die Heimat: BKZ-Sportredakteur Heiko Schmidt geht

Seit der Sportredakteur 2002 bei unserer Zeitung angefangen hat, gibt es für die fußballbegeisterten Leser bei Welt- und Europameisterschaften ein Tippspiel. Der 52-Jährige, den es nun aus privaten Gründen wieder in seine Geburtsstadt Salzwedel zieht, hat auch sonst einiges bewegt.

Sportredakteur Heiko Schmidt als Videofilmer, hier im Etzwiesenstadion. Foto: Bernd Strohmaier

© Bernd Strohmaier

Sportredakteur Heiko Schmidt als Videofilmer, hier im Etzwiesenstadion. Foto: Bernd Strohmaier

Von Steffen Grün

In Salzwedel kam Heiko Schmidt zur Welt, in der knapp 24000 Einwohner zählenden Stadt in Sachsen-Anhalt hat er lange gelebt. Dort sammelte er als freier Mitarbeiter seine ersten Erfahrungen in der Sportberichterstattung – erst bei der Volksstimme und nach der Wende bei der Altmark-Zeitung, bei der er ab dem 1. März 1991 auch sein zweijähriges Volontariat absolvierte und danach als Sportredakteur durchstartete. Insofern war’s ein durchaus mutiger Schritt, sich auf die ausgeschriebene Stelle in Backnang zu bewerben, aber „ich wollte nach gut zehn Jahren bei der Altmark-Zeitung auch mal anderswo neue Erfahrungen sammeln“.

Von Backnang habe er vorher nie etwas gehört, er sei nur zweimal in Stuttgart gewesen. Das sei ihm verziehen, sind es von seiner Heimat im Norden doch rund 600 Kilometer bis hierher. Seine ersten Eindrücke beim Vorstellungsgespräch waren positiv, also wollte Heiko Schmidt den Schritt wagen. Weil das auch für den Verlag galt, habe er ein, zwei Tage später bereits den Arbeitsvertrag unterschrieben. Am 2. Januar 2002 setzte er sich zum ersten Mal an den Schreibtisch, der 22 Jahre lang sein Stammplatz bleiben sollte. Was ihm anfangs etwas Probleme machte, war der schwäbische Dialekt, „aber es ist mit der Zeit viel besser geworden“. Den Lesern blieb es einmal auch nicht verborgen, dass ein „Reigschmeckter“, wie die Schwaben sagen, einen Artikel verfasst hatte. Von „Töppen“ hatten sie vorher nämlich noch nie gehört und konnten sich allenfalls aus dem Kontext zusammenreimen, dass Fußballschuhe gemeint sind.

Ein Herz auch für Sportarten, die nicht so im Fokus stehen

An den ersten Artikel für den neuen Arbeitgeber kann sich Heiko Schmidt nicht mehr erinnern, aber da hilft ein Blick in das Archiv. „Lippoldsweiler hat Oberliga-Aufstieg im Visier“ lautete die Überschrift am 9. Januar 2002 und es ging um die Tischtennisspieler, die inzwischen längst unter dem Dach des TSV Oberbrüden aufschlagen. Am Ende hatten sie den Sprung nach oben tatsächlich geschafft und der Sportredakteur den Erfolg journalistisch begleitet – wie so viele weitere in seiner Zeit in Backnang. Als Höhepunkte fallen ihm etwa die Aufstiege der Fußballer der SG Sonnenhof Großaspach von der Landesliga bis in die Dritte Liga, die deutschen Meistertitel der Judofrauen der TSG oder der Drittliga-Aufstieg der Handballer des HC Oppenweiler/Backnang ein. Besondere Momente waren auch die Starts der Judokas Michaela Baschin und Katharina Menz sowie von Turner Sebastian Krimmer bei den Olympischen Spielen.

„Ich fand die Mischung der Sportarten in und um Backnang, die hochklassig betrieben werden, immer spannend“, betont Heiko Schmidt und sagt von sich selbst, auch ein Herz für diejenigen zu haben, die nicht so im Fokus stehen. Den Tanzsport etwa, in dem die Lateinformation der TSG Backnang einige Jahre in der Ersten Bundesliga über das Parkett wirbelte. „Ich habe eine ganzseitige Reportage gemacht, wie so ein Turniertag abläuft“, erinnert sich der Sportredakteur, der auch hinter den Kulissen bei den Besprechungen oder den aufwendigen Schminkaktionen dabei sein durfte. Besonders eng war sein Bezug zum Schachsport, weil er früher selbst leidenschaftlich spielte. Über Arik Braun, der sich zum Großmeister entwickelte, schrieb er bereits, als der Backnanger noch ein Kind war. „Er war bei uns in der Redaktion und hat für das Foto sein Schachbrett ausgepackt“, erinnert sich Heiko Schmidt. „Wir haben eine Partie gegeneinander gespielt und ich habe verloren.“

Tippspiel, Torvoting, Fifa-Cup: Ein Fachmann für Spezialaufgaben

Neben dem Alltagsgeschäft widmete sich der Mann, der heute seinen 52. Geburtstag feiert, auch immer wieder Spezialaufgaben. Beginnend mit dem WM- und EM-Tippspiel, das alle zwei Jahre die Fußballfans in seinen Bann zog. „Das hatte ich bereits bei der Altmark-Zeitung in der Hand und durfte es auch hier gleich in meinem ersten Jahr umsetzen“, freut sich Schmidt über das Vertrauen der Redaktions- und Verlagsleitung. Der Unterschied: „Hier war die Resonanz noch wesentlich größer, in der Spitze waren es über 2000 Teilnehmer.“ Anfangs tippten die Leser ausschließlich auf Papier, aber das Tippspiel sei mit der Zeit gegangen, „zuletzt lief alles digital“. Wie so vieles mittlerweile und das ist ein Bereich, in dem er einiges in die Wege leitete. Er baute die Facebook-Seite der Sportredaktion mit auf, koordinierte die Videos, die bei Fußballspielen aufgenommen wurden, und filmte teils auch selbst. Das ermöglichte ein halbjährliches Torvoting, bei dem die Leser den schönsten Treffer wählten. In der Coronazeit entstand der Fifa-Cup, „weil ich mich umgeguckt hatte, was auf lokaler Ebene möglich ist“.

Mit Verve widmete sich Heiko Schmidt dem Fußballportal Fupa – das tut er weiterhin, künftig als Hauptjob. Ihn zieht es wieder nach Salzwedel, um nahe bei seinen Eltern in fortgeschrittenem Alter zu sein. Das sei der einzige Grund, warum er vergangenen Freitag den letzten Arbeitstag bei unserer Zeitung hatte, denn er habe sich immer wohlgefühlt. Auch fernab der Heimat.

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Erstellt:
15. November 2023, 18:16 Uhr

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