Amerikanische Klänge beim Backnanger Blasorchester
Welche Melodie spielt das Trompetenregister, wenn es sich Lederhüte aufsetzt? Zum Beispiel das markante Motiv der Indiana-Jones-Filme. Der Ohrwurm erklang wie einige andere Filmmusiken beim Jahreskonzert des Städtischen Blasorchesters Backnang.
Von Klaus J. Loderer
Backnang. Der Schwerpunkt des Konzerts des Städtischen Blasorchesters im fast voll besetzten Backnanger Bürgerhaus lag auf amerikanischen Stücken, war das Motto doch „American Wind Sound“. Mit windiger See startete das Jugendblasorchester. Das Potpourri „Songs of the Sea“ enthielt auch das bekannte englische Volkslied über den betrunkenen Seemann. „Ich kann das Rauschen des Meeres fast schon hören“, leitete Flötistin Heike Gerhardt in ihrer Moderation über zu „Wellerman“. Dann hat Dirigent Sebastian Rathmann noch Filmmusiken aus „Encanto“ und „Aladin“ ausgewählt.
Konnte Heike Gerhardt berichten, dass gerade 28 Jugendliche im Jugendblasorchester spielen, war es Jugendleiter Torsten Vollbrecht eine besondere Freude eine neue Formation anzukündigen: „Das Bläsernachwuchsorchester hat heute seinen ersten großen Auftritt.“ Das wurde vom Publikum mit großem Beifall quittiert. Sechs Kinder machten beim ersten Kurs 2021 bis 2023 mit. Jetzt habe man schon ein neunköpfiges Ensemble, vermerkte Vollbrecht. Barocke Stücke von Vivaldi und Bach hatte Sebastian Rathmann mit dem Nachwuchs eingeübt. Zusammen mit dem Jugendblasorchester spielte man dann Schumanns Stück „Fröhlicher Landmann“. Überleitend spielten dann Jugendblasorchester und Blasorchester zusammen die Blasmusikbearbeitung der festlichen Komposition „I vow to thee, my Country“ des englischen Komponisten Gustav Holst.
Ungewöhnlich für Blasorchester: Auch eine Harfe kommt zum Einsatz
Mit einem musikalischen Monumentalwerk des 1967 geborenen amerikanischen Komponisten Rossano Gallante, effektvoll einstudiert von Christian Wolf, beschloss das Städtische Blasorchester den ersten Teil. Heidrun Braun erläuterte in ihrer informativen Moderation die Struktur von „Lexicon of the Gods“, dessen drei Sätze sich mit dem Helden Perseus, dem Klagegeist Penthos und dem Gott Zeus auf die griechische Mythologie beziehen.
Als Höchststufenstück kündigte Heidrun Braun die „Symponic Ouverture“ von James Barnes an, eines jener typisch amerikanischen Blasorchesterstücke für große Besetzung – in diesem Fall ein Auftragswerk zum 50-Jahr-Jubiläum der „United States Air Force Band“, was auch den hohen musikalischen Anspruch erklärt. Hatten sich einige Konzertbesucher schon gewundert über die Harfe, die vorn an der Bühne stand, nun kam sie zum Einsatz. Dieses zartklingende Instrument ist ja doch recht ungewöhnlich in einem Blasorchester. Harfenistin Susanne Scherhaufer entlockte ihr sphärische Klänge.
Ehrennadel in Gold mit Diamant für Walter Leibold
Auch eine Ehrung stand wieder an. Patrick Wolff freute sich als Vorsitzender des Städtischen Blasorchesters: „Offensichtlich hält Musik jung, dass wir wieder eine Ehrung für 60 Jahre aktives Musizieren haben.“ Auf diese beachtliche Zeit im Städtischen Blasorchester zurückblicken kann Walter Leibold. Dominik Wagner überreichte als Verbandsdirigent des Blasmusikverbands im Rems-Murr-Kreis die Ehrennadel des Landesverbands in Gold mit Diamant. „Walter Leibold versteht es, im Publikum Begeisterung zu erwecken“, so Wagner. Durch eine Aktion in der Schillerschule sei er 1964 zur Stadtkapelle gekommen. Er habe dann Flöte gelernt und gespielt. Eine ganz andere Art Musik habe er als Gitarrist der Band Nevada gespielt. Inzwischen sei Tenorsaxofon sein Instrument im Blasorchester. „Von 1972 bis 1991 war er Jugendleiter“, lobte Wagner. Mit dem stimmungsvollen Whitney-Houston-Hit „One Moment in Time“ beglückwünschte das Blasorchester den Geehrten.
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Ein Marsch des „Königs des Marschs“, wie John Philip Sousa auch genannt wurde, darf in einem solchen Programm nicht fehlen. „Hands across the Sea“ von 1899 ist nicht ganz so bekannt in Deutschland.
Mit Filmmusiken ging es weiter. „Die Schöne und das Biest“ gehört wahrscheinlich zu den Geschichten mit den meisten Verfilmungen, literarischen Bearbeitungen und Musiktheateradaptionen. Das Städtische Blasorchester spielte ein Arrangement mit Motiven aus Allen Menkens Musik für den Zeichentrickfilm von 1991.
Inszenierungen von Stücken aus der Filmmusik kommen gut an
„Raiders Marsch“ erhielt als Indiana-Jones-Musik ebenso großen Beifall – Susanne Scherhaufer sorgte an der Harfe für die zarteren Töne in Kontrast zu den mächtig mit dem Marschmotiven auftrumpfenden Trompeten. Und auch „The Phil Collins Collection“ mit den Melodien von gleich sieben Hits kam als wirkungsvolles Finale beim Publikum gut an. Es amüsierte sich, als Teile des Orchesters dann auch noch den Refrain „Sussudio“ sangen.
Was fehlte noch? Richtig, Frank Sinatra. Dessen Amerika-Klassiker gab es als Zugabe. „New York, New York“ war nur einer der Titel in diesem Potpourri, mit dem Christian Wolf und das Städtische Blasorchester Backnang noch einen Höhepunkt zum Abschluss setzten.