Konzertreihe „Musik am 13.“

Bunt, neu und voller Überraschungen

Jörg-Hannes Hahn hat das Programm der Cannstatter Konzertreihe „Musik am 13.“ für 2024/25 vorgestellt.

Jörg-Hannes Hahn, der künstlerische Leiter von „Musik am 13.“ in Cannstatt

© Roberto Bulgrin

Jörg-Hannes Hahn, der künstlerische Leiter von „Musik am 13.“ in Cannstatt

Von Susanne Benda

Wer noch nicht wusste, dass die Kirchenmusikreihe „Musik am 13.“ in Bad Cannstatt ein fruchtbares Biotop für zeitgenössische Klänge ist, müsste dies spätestens in der kommenden Saison staunend bemerken. „Da haben wir“, sagt der nicht gerade zu Hybris neigende Bezirkskantor Jörg-Hannes Hahn über seine Veranstaltungen 2024/25, „ein tolles Programm zusammengestellt, auf das ich sehr stolz bin.“

Das kann Hahn auch deshalb sein, weil er sich ein Publikum „erzogen“ hat, das nicht nur Toleranz für, sondern eine ausgesprochene Lust auf Neues an den Tag legt. Wenn bei ihm Musik des 20. und 21. Jahrhunderts erklingt, füllen interessierte Zuhörende die Stadt- und die Lutherkirche trotzdem. Oder gerade deshalb? Tatsache ist, dass Hahn keine radikale Neue Musik anbietet, sondern Werke, die sich mitteilen. Unter ihnen ist beispielsweise das groß besetzte Oratorium „Lux Aeterna“ des komponierenden Ratzeburger Domorganisten Neithard Bethke, das Hahn gemeinsam mit dem Bachchor Stuttgart und der Thüringen-Philharmonie Gotha-Eisenach zur Uraufführung bringen wird. Beim großen Chorwerk „The Great Learning“ des 1981 verstorbenen Briten Cornelius Cardew wiederum geht es um Gemeinschaftssinn; Hahn wird bei seiner Aufführung Profis und Laien zusammenbringen.

Zweite Aufführung nach 45 Jahren

Das Neue-Musik-Highlight der Saison wird aber wohl die deutsche Erstaufführung von Klaus Hubers „Sonne der Gerechtigkeit“ (für Bariton solo, Kammerchor, großen Chor, Orgel, Schlagzeug und Blechbläser) sein – mit einer neuen Textfassung des Stuttgarter Pfarrers Eberhard Schwarz. Das Stück ist seit seiner Uraufführung von 1980 nicht mehr erklungen. Für weitere zeitgenössische Akzente in den „gemischten“ Programmen sorgen Werke von Franz-Jochen Herfert, Thomas Cornelius, Giacinto Scelsi, John Rutter, Ernst Helmuth Flammer, Iannis Xenakis.

Und, natürlich, Werner Jacob. Dessen „Sine nomine super nomina“ wird Jörg-Hannes Hahn an der Orgel gemeinsam mit dem Schlagzeuger Franz Bach aufführen; es ist auch eine Reverenz an Hahns einstigen Orgel-Professor, der, so Hahn, „daran schuld ist, dass ich heute so viel Neue Musik aufführe“. Last but not least: Zum jährlichen Komponistenporträt kommt die zwar noch junge, aber schon international gefeierte Schwedin Lisa Streich, die sich nicht nur mit vier Werken, sondern auch im Gespräch mit Björn Gottstein vorstellen wird.

Auch an Karfreitag keine Routine

Neben Raritäten wie etwa der Gegenüberstellung von Orgelwerken der Altersgenossen und 2024-er Jubilare Arnold Schönberg und Franz Schmidt (mit Roman Summereder) und den beiden großen Tasten-Sonaten von Julius Reubke (mit Hahn und Kolja Lessing) bietet die Reihe aber auch Traditionelles. Natürlich gibt’s wieder das Weihnachtsoratorium in zwei Teilen, das Adventsliedersingen, das Silvesterkonzert mit Trompeten und Orgel, außerdem weihnachtliche Chormusik bei Kerzenschein, eine Rheinberger-Messe, Händels „Messiah“. Damit ist aber schon wieder Schluss mit dem Mainstream: Der Karfreitag bringt keinen Bach, sondern Gottfried Heinrich Stölzels Brockes-Passion von 1725.

Das gesamte Programm unter www.musik-am-13.de

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Erstellt:
12. August 2024, 12:18 Uhr

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