Cathleen Wagner gewinnt das Nachwuchsfestival
Unterschiedlichste Musikrichtungen begeistern beim Nachwuchsfestival. Zur Gewinnerin wird die 18-jährige Cathleen Wagner gekürt, die direkt von der Aufnahmeprüfung an der Mannheimer Popakademie kommt. Die Cool Chickpeas erhalten den Wolle-Kriwanek-Preis.
Von Simone Schneider-Seebeck
Backnang. „Ein bisschen Nervosität gehört immer dazu“, sagt Philipp Lumpp souverän. Der Teilnehmer, der vor vier Jahren einen gut bezahlten Job aufgegeben hat, um sich ganz der Musik zu widmen, wirkt aber eigentlich gar nicht nervös – und freut sich, als er weitere Künstler trifft, die er bereits beim Coaching mit Susi Herzberger kennengelernt hat „Sie hat das Herz am rechten Fleck“, sagt er und schmunzelt. Die Cool Chickpeas waren bereits im letzten Jahr am Start. „Inzwischen ist ein Auftritt hier ja fast normal“, meint eine der Sängerinnen mit einem Augenzwinkern, dennoch sei das Nachwuchsfestival etwas Besonderes, denn „es ist ja ein Wettbewerb“.
Die Stimmung hinter der Bühne ist locker und gelöst, man grüßt sich, freut sich auf den Auftritt. Und dann – ja, dann ist es so weit. „Hallo Backnang“, so begrüßt ein gut gelaunter Jochen Graf das Publikum, das sich trotz der Hitze recht zahlreich eingefunden hat. So viel Potenzial sei an diesem Nachmittag in Backnang versammelt, da nehme man sich doch einfach die Zeit und lasse die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur wie sonst einmal, sondern gleich zweimal performen, kündigt der Moderator an. Den Wettbewerb beginnen die Lokalmatadoren der Cool Chickpeas, die mit großem Applaus begrüßt werden und begeistert sind von den vielen Zuschauern: „Wir sind ganz überrascht, wie viele bei dieser Hitze auf dem Platz sind.“ Denn die Sonne scheint gnadenlos auf den Obstmarkt. Passend zu diesem besonderen Tag ist der erste Titel „Tage wie diese“ von den Toten Hosen.
Geboten ist bei diesem 51. Nachwuchsfestival – ja, es existiert genauso lange wie das Straßenfest selbst – eine breite Bandbreite an Stilrichtungen. Unter die Haut gehende Songs, Stücke, die einfach nur Spaß machen sollen, Coversongs, die fast besser sind als das Original, bei den meisten Auftritten jedoch Eigenkompositionen. Zwei der Teilnehmerinnen werden durch die Begleitband um Uwe Metzler an der Gitarre unterstützt, zusammen mit Rainer Scheithauer (Keyboard), Frank Dapper (Drums) und Sandro Gulino (Bass).
Der Band Long Shirt Dudes fliegt sogar ein BH zu
Die jüngste Teilnehmerin ist Luana Berisha, die bereits im vergangenen Jahr auf der Bühne stand, damals erst zwölf Jahre jung. Dieser Sonntag ist nicht nur wegen des Festivals ein besonderer Tag, ihr Vater hat Geburtstag und bekommt auch gleich ein Ständchen vor Publikum.
Impressionen vom Nachwuchsfestival
Neun Bands sind beim Nachwuchsfestival auf der Bühne am Obstmarkt am Sonntagnachmittag aufgetreten. Gewonnen hat Cathleen Wagner.
Ein Stückchen älter sind die Long Shirt Dudes. Woher ihr Name kommt, ist eigentlich nicht so ganz klar, dafür aber ihre Botschaft: „Wir wollen für gute Laune sorgen.“ Was ihnen auf jeden Fall gelingt. Trotz Hitze tanzen einige Unermüdliche. Vor zwei Jahren gegründet, steht die Gruppe an diesem Tag in dieser Formation zum ersten Mal auf der Bühne. Sogar ein BH fliegt ihnen zu.
Die Backnanger Formation Jumaxx gewann im vergangenen Jahr den dritten Preis und hat einige Fans im Publikum. Bevor sie ihren Song „Papa“ performen, bittet Sänger Maximilian Paule um Ruhe: „Seid so leise wie möglich. Ich hoffe, er hört uns.“
Mut machen möchte Melissa Kross mit ihrer Eigenkomposition „Different“ und sie sagt selbstbewusst: „Ich bin anders als andere meiner Generation.“ Auch Anna Kneer begeistert das Publikum mit selbst komponierten Stücken.
Launig moderiert wird das Nachwuchsfestival traditionell von SWR-3-Moderator Jochen Graf. Gekonnt und kurzweilig schafft er es, die Umbaupausen mit kleinen Interviews zu überbrücken. Einige kurzfristige Änderungen gibt es jedoch, das ist eben der Unterschied zwischen Liveauftritten und einer aufgezeichneten Sendung.
Nur Gesang und Klavier, der Auftritt verursacht Gänsehaut
Die Kombo Von Nebenan aus Kornwestheim muss wegen Krankheit absagen. Schade, es wäre doch interessant gewesen zu sehen, ob die drei jungen Männer als Kartons verpackt „Mein Paket“ performt hätten wie in ihrem Bewerbervideo. Cathleen Wagner, eigentlich als Zweite eingeplant, kommt etwas verspätet, zuvor galt es noch, die Aufnahmeprüfung an der Mannheimer Popakademie zu absolvieren. Nur Gesang und Klavier, der Auftritt mit der ausdrucksstarken Stimme, die man bei der 18-Jährigen nicht vermutet hätte, verursacht Gänsehaut.
Den Abschluss macht soul2go mit einer eigenen Version vom Amy-Winehouse-Hit „Valerie“ und einer Eigenkomposition.
Und während das Publikum durch Comedy von Naim Sabani&Friends bestens unterhalten wird, beginnt für die Jury der harte Teil. Sehr knapp ist es, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer liegen alle dicht beieinander. Dennoch kristallisieren sich drei Sieger heraus und Oberbürgermeister Maximilian Friedrich überreicht die Preise. Der dritte geht an die begeisterungsfähige Truppe Long Shirt Dudes, Platz zwei gewinnt soul2go und den ersten Preis bekommt Cathleen Wagner überreicht. Wer zu spät kommt, den bestraft eben nicht immer das Leben.
Mit Spannung erwartet wird auch die Verleihung des Wolle-Kriwanek-Förderpreises. „Musik ist etwas, das verbindet“, so Jochen Graf bei der Verkündung. Und so habe sich die Jury dazu entschieden, ein Projekt auszuzeichnen, das die unterschiedlichsten Menschen zusammenbringt. Dass die Entscheidung die richtige war, zeigt die unbändige Freude bei den 14 Musikern, als die Cool Chickpeas genannt werden.
Gewinner Platz 1: Cathleen Wagner (mit Withering Flower, Sinner); Platz 2: soul2go (Kiara Huber, Leon Küting mit Valerie, Keep on Movin); Platz 3: Long Shirt Dudes (Baumy, Jenson, Lenny, Lotfi, Steve mit Pünktlich zu spät, FNK YOU); Wolle-Kriwanek-Förderpreis: The Cool Chickpeas (Tage wie diese, Lieblingsmensch).
Weitere Teilnehmer Melissa Kross (Different, Make Love); Luana Berisha (This Girl is on Fire, All of me); Philipp Lumpp&Band (Daniel Schock, Pascal Modjesch, Adrian Holowiecki, Christoph Santiago, mit 20 Jahre, Es ist ok); Jumaxx (Maximilian Paule, Jannis Paule, Julian Wendler, mit Vergessene Menschlichkeit, Papa); Anna Kneer (I go my Way, Sweet Poison of Love).
Podcast Mehr zum Nachwuchsfestival erfährt man auch in der dritten Folge unseres Straßenfest-Podcasts „Koi Zeit“. Marina Heidrich war über viele Jahre Jurymitglied und plaudert mit uns ein wenig aus dem Nähkästchen. Der Podcast ist zu finden unter www.bkz.de/podcast: Start klicken und schon gehts los.