Neues Buch von Bildhauer Guido Messer

Der Korber Bildhauer Guido Messer hat ein Buch über sein künstlerisches Schaffen in den vergangenen 15 Jahren herausgebracht. Erstmals gibt es dabei auch einen umfassenden Einblick in seine Arbeit in Italien.

Guido Messer, der derzeit in der Galerie im Druckhaus Waiblingen ausstellt, hat ein Buch über sein Werk herausgebracht. Seine Frau Ruth Marta Messer setzt sich für die Kunst und Kunstvermittlung ein, beide engagieren sich stark ehrenamtlich. Foto: Benjamin Büttner

© Benjamin Büttner

Guido Messer, der derzeit in der Galerie im Druckhaus Waiblingen ausstellt, hat ein Buch über sein Werk herausgebracht. Seine Frau Ruth Marta Messer setzt sich für die Kunst und Kunstvermittlung ein, beide engagieren sich stark ehrenamtlich. Foto: Benjamin Büttner

Von Ingrid Knack

Korb. „Guido Messer – Skulpturen“ ist der Titel eines neuen Buches über den Korber Bildhauer, von dem auch die Claqueure vor dem Backnanger Rathaus stammen. Fotos von 70 Skulpturen sind dort abgebildet. Das Buch sollte eigentlich im Januar 2021 zum 80. Geburtstag des Künstlers erscheinen. „Corona hat eine Verschiebung erzwungen, die auch ihr Gutes hatte“, sagt Ruth Marta Messer, die Ehefrau des Künstlers, die neben vielen anderen Aufgaben im Bildhauerunternehmen Messer auch für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Guido Messer, der vor Jahren schon einmal ein umfangreiches Werk über sein Schaffen herausgegeben hat, erklärt: „Mit diesem Buch liegt ein zweites, weit umfangreicheres Kompendium meiner bildhauerischen Arbeit gedruckt vor. Während das erste Buch einen großen Teil meiner Arbeiten zwischen 1967 und 2007 zeigt, bietet der vorliegende Band Einblick in mein künstlerisches Schaffen der nachfolgenden 15 Jahre. Es ist ein Band, in dem meine bildhauerische Arbeit unter den verschiedensten Aspekten betrachtet wird, in dem auch ich selbst über mein Schaffen berichte.“

Die Bürgermedaille der Gemeinde Korb

In dem rund 200 Seiten mit 230 Abbildungen umfassenden Band wird auch auf die Kuratorentätigkeit von Guido Messer in Zusammenhang mit dem inzwischen weithin bekannten Skulpturenrundweg der Köpfe am Korber Kopf eingegangen. Über die lange Zeit von rund 17 Jahren kuratiert Messer nun schon die „Köpfe“-Ausstellungen. Auch dabei – so wie bei seiner Ausstellungstätigkeit – arbeitet er mit seiner Frau eng zusammen. Es sind viele ungezählte Stunden, die die beiden so im Sinne der Kunst, der Kunstvermittlung und für die Gesellschaft eingebracht haben. Sie ermöglichen zum Beispiel regelmäßig Schülern oder auch Geflüchteten innerhalb ihrer Projekte künstlerisches Arbeiten. Für ihr herausragendes und vielfältiges Engagement im Ehrenamt erhielten sie denn auch im Mai dieses Jahres die Bürgermedaille der Gemeinde Korb.

Zum ersten Mal gibt es in einem Buch auch ein Kapitel über das Domizil der Messers in der Toskana. Zu den Hintergründen lässt Guido Messer wissen: „Als wir vor mehr als 40 Jahren das erste Mal in Florenz waren, hat sich meine Frau auch in die Toskana verliebt – und ich war ebenfalls begeistert, konnte ich doch damals in Pietrasanta, einem Dorf der Kunstgießer und Marmorarbeiten, günstig meine Skulpturen in Bronze gießen. Meine Frau organisierte sich einen Studienaufenthalt in der Toskana – und dann war da per Zufall ein zwei Hektar großes Grundstück mit kleinem Häuschen günstig im Angebot.“

Guido Messers Skulptur „Fortschritt“. Was durchaus ironisch gemeint ist.

Guido Messers Skulptur „Fortschritt“. Was durchaus ironisch gemeint ist.

Ruth Marta Messer spricht von zunächst vielen Jahren des Hegens und Pflegens, des Pflanzens und der Landbestellung samt dem Anlegen eines Sees. „So entstand ein Biotop, eine Naturlandschaft, die nach mehr rief: nach Skulpturen.“ Seit fünf Jahren ist der Skulpturengarten der Messers öffentlich zugänglich, die Führungen können bis zu drei Stunden dauern, über 30 Skulpturen sind dort bereits versammelt, viele von Guido Messer, andere von Kolleginnen und Kollegen, die der Bildhauer aus Korb besonders schätzt. Ruth Marta Messer: „Doch alle Skulpturen haben ihre jeweils eigene Naturumgebung bekommen. Unsere Besucherinnen und Besucher kommen aus Deutschland und aus Italien, ein spezieller Toskanareiseführer führt viele zu uns. Noch im September konnten wir Gäste aus der Backnanger Ecke, aus Althütte, im Skulpturengarten willkommen heißen, die uns übrigens bereits das zweite Mal aufgesucht haben“. In der Toskana kann Messer, anders als in Korb, mehr im Freien arbeiten. Und: Die in Italien notwendige „Landarbeit“ sei ein guter Ausgleich zum stundenlangen Sitzen beim Modellieren der Figuren, sagt der Bildhauer. Das Buch gibt durch die unterschiedlichen Blickwinkel der Autoren einen guten Einblick in die künstlerische Entwicklung Messers. Den verschiedensten Themen nähert sich der Bildhauer nach wie vor auf vielfältige Weise. „In den letzten zehn Jahren habe ich mich intensiv damit beschäftigt, wie ich über ein kompliziertes Verfahren zu Skulpturen finde, die sich als Hüllen, als Schatten und in Umrissen zeigen. In der Rückzugszeit von Corona sind vor allem in der Toskana Arbeiten entstanden, die den Blick auf das dringende Bewahren der Natur, auch jener im Kleinen, im Insektenreich, richten: Skulpturen mit Titeln wie ,Il Nido‘ (Das Nest) oder ,Habitat‘ (Lebensraum). Doch nach wie vor beobachte ich gesellschaftliche Entwicklungen und bringe diese in die Figur, kritisch, ironisch, messerscharf oder auch mal zart-poetisch.“

Dieser Schritt in die Zukunft führt an den Abgrund. Fotos: privat

Dieser Schritt in die Zukunft führt an den Abgrund. Fotos: privat

Die aktuellen Köpfe am Korber Kopf gehen noch weit bis ins nächste Jahr hinein. Die 16. Ausstellungsrunde endet am 23. April 2023. Stehen schon Künstler/Werke für die nächste Ausgabe 2023/2024 fest? „Es ist ja schon immer ein neues Suchen nach einer neuen, spannenden Auswahl für die nächsten Köpfe am Korber Kopf. Die Teilnehmer der Runde ,Köpfe 17‘ stehen schon fest – mit einigen Unwägbarkeiten, die sich noch klären müssen. Sobald die zurzeit laufende Zusatzausstellung der diesjährigen Köpfe 16 in der Alten Kelter in Korb beendet ist, machen wir uns an die konkretere Organisationsarbeit für die Runde 17. So gesehen sind die Köpfe am Korber Kopf unsere ständigen Begleiter“, erklärt Ruth Marta Messer.

Jörg Nolle, ehemaliger Kulturredakteur der Waiblinger Kreiszeitung, nennt Guido und Ruth Marta Messer im Kapitel „Die Kunstermöglicher – Eine Würdigung“ im Zusammenhang mit der Präsentation des Ausstellungsprojekts der Köpfe am Korber Kopf „Die Christos des Südwestens“. Mehr geht nicht, oder? Was sagen die Messers dazu? Guido Messer: „Nein, mehr geht wohl nicht. Und es geht auch nicht mehr Ehrenamt – zumal meine Frau sich, ebenfalls ehrenamtlich, noch intensiv für die Integration geflüchteter Menschen in Korb einsetzt.“ Ruth Marta Messer sagt: „Ein tolles Lob, weil a) die Schwaben es ja nicht so haben mit dem Loben und weil b) diese Bezeichnung schmunzeln macht und Energie fürs Weitermachen gibt.“

Kunsthistoriker Helge Bathelt hat anlässlich einer Ausstellungseröffnung einmal gesagt: „Guido Messer gehört für mich zu den Großen seines Fachs. Seine lebenslängliche Ambition, mit den Mitteln seiner Kunst aufzuklären, macht ihn zu einem perfekten Vertreter einer ,art engagé‘ und von denen kann man nicht genug bekommen und von seiner Kunst schon gar nicht.“

Neuerscheinung Das Buch „Guido Messer – Skulpturen“ ist bis zum 4. November zum Einführungspreis von 15 Euro direkt erhältlich über Telefon 07151/305982 (Ruth Marta Messer), bei der Ausstellung „Guido Messer – Skulpturen&Collagen“ in der Galerie im Druckhaus Waiblingen oder bis 16. Oktober in der Begleitausstellung der Köpfe am Korber Kopf 16 in der Alten Kelter in Korb. Über den Buchhandel ist der Band über ISBN 978-3-942743-99-0 zum Preis von 20 Euro erhältlich.

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Erstellt:
7. Oktober 2022, 06:00 Uhr

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