Nick Cave & The Bad Seeds: Wild God
Götter, Frösche, Badende: Nick Cave ist zurück
Nick Cave ist einer wichtigsten Poeten der Rockmusik. Jetzt hat er mit seiner Band The Bad Seeds das eindringliche Album „Wild God“ veröffentlicht.
Von Gunther Reinhardt
Die sich aufplusternde Meta-Ballade „Song of the Lake“ vertont den kunstgeschichtlichen Topos der Badenden. Im mit dem Folkrock flirtenden „Wild God“ folgt der Sänger einer archaischen Gottheit auf ihrer letzten Reise durch die Welt. Er singt von Fröschen und Zimtpferden und von verlorenen Seelen, die durch die Dunkelheit irren: Nick Cave ist zurück!
Tod und Trauer, Verzweiflung und Vergebung
Seit vor neun Jahren Nick Caves 15-jähriger Sohn Arthur ums Leben kam, wird oft behauptet, der Sänger, Songwriter und Autor nutze seine Musik zur Trauerarbeit. Das ist richtig, aber irgendwie auch falsch. Zwar prägt die Auseinandersetzung mit dem schrecklichen Unfall seines Sohnes die Alben „Skeleton Tree“ (2016) und „Ghosteen“ (2019), die er zuletzt mit den Bad Seeds aufnahm. Doch die Beschäftigung mit Tod, Trauer und Tragödie, Verzweiflung, Vergebung, Vergänglichkeit stand immer schon im Mittelpunkt des Werks von Nick Cave, die Alben des australischen Ausnahmemusikers waren immer schon zwischen Himmel und Hölle unterwegs.
Da ist „Wild God“ keine Ausnahme. Allerdings klingen die Songs viel aufgeräumter als die letzten Produktionen. Sie sind filigraner, zarter inszeniert. Es scheint eine neue Klarheit Einzug gehalten zu haben in Nick Caves Schaffen. Das heißt aber nicht, dass seine Lieder nicht weiterhin verrätselt sind. Nach wie vor widersetzt er sich mit der Tiefe, Komplexität, Theatralik und den vielschichtigen Klangwelten, die den Ton des Albums bestimmen, den sonst in der Rockmusik üblichen Mustern. Nach wie vor ist seine Poesie voller finsterer Halluzinationen, mythischer Erkundungen und surrealer Begebenheiten.
Ein Album voller Balladen
Doch „Wild God“ ist nicht nur durch viele Balladen geprägt (von „Final Rescue Attempt“ bis „As The Waters Cover The Sea“), sondern auch von einem Ton der Versöhnlichkeit. Die zehn Songs hat der 66-Jährige mit dem Multiinstrumentalisten Warren Ellis produziert, mit dem er schon seit vielen Jahren zusammenarbeitet. Die Plattenfirma zitiert Cave mit den Worten: „Ich hoffe, das Album hat auf die Zuhörerinnen und Zuhörer den gleichen Effekt wie auf mich: Es strömt aus den Lautsprechern und reißt dich mit. Es ist ein kompliziertes Album, aber es ist auch tief und erfreulich ansteckend.“
Nick Cave & The Bad Seeds: Wild God. Play It Again Sam/Pias.
Nick Cave & The Bad Seeds auf Tournee
Nick Cave & The Bad Seeds stellen das Album „Wild God“ live bei fünf Konzerten in Deutschland vor: Sie spielen am 24. September in Oberhausen (Rudolf-Weber-Arena), am 29. und 30. September in Berlin (Uber Arena), am 8. Oktober in Hamburg (Barclays Arena) und am 18. Oktober in München (Olympiahalle). Tickets gibt es hier.