Musical in der Liederhalle Stuttgart
„Grease“ ist wieder da!
Das Filmmusical „Grease“ ist wegen seiner Nostalgie und dem Traumpaar John Travolta und Olivia Newton John legendär. Ob die Bühnenfassung aus London da mithalten kann, die gerade in der Stuttgarter Liederhalle gastiert?

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Szene aus „Grease“
Von Kathrin Horster
Früher war alles besser, vor allem in den angeblich so putzigen USA der 1950 Jahre. Jeder kann sich Nachmittage in einem amerikanischen Diner vorstellen, mit Teenagern, die in Pettycoats oder aufgekrempelten Bluejeans Milchshakes schlürfen und Elvis-Songs aus der Jukebox dudeln lassen. Hunderte Filme haben solche Idyllen ins Gedächtnis von Generationen gefräst, die selbst nie einen Diner von innen gesehen haben.
Einer davon ist der 1978 von Randal Kleiser inszenierte Musicalspaß „Grease“ mit John Travolta und Olivia Newton-John. Der Plot ist fix erzählt: Der rebellische Danny und die brave Sandy erleben einen herrlichen Sommer ehe sie wieder getrennt werden, sich aber nach Sandys Umzug an Dannys High School wieder treffen. Unterm Gruppendruck an der Schule läuft das Wiedersehen allerdings nicht ganz reibungslos.
Spielfreudiges und stimmlich starkes Ensemble
Die von Kleiser in knallbunten Bonbonfarben und niedlichen Klamotten inszenierte Teenagerromanze mit typischen High-School-Charakterköpfen gibt es nun in der ursprünglichen Fassung als Bühnenmusical im Hegelsaal der Stuttgarter Liederhalle zu sehen. Das auf den ersten Blick spartanische Szenenbild aus fahrbaren Podien und Treppen stellt die Tribüne einer Schul-Aula dar, wo die Cliquen der Burger Palace Boys und Pink Ladies am ersten Schultag nach den Sommerferien auf einander treffen. Das bei Kleiser schön heraus gearbeitete Zeitkolorit wird auf der Bühne vor allem durch die Kostüme hergestellt. Erstaunlich, wie der extrem funktionale Szenenaufbau doch noch ein bisschen Fifties-Flair generiert, wenn sich zwei der Treppenkeile seitlich gewendet zum Interieur eines typischen Teenagerinnen-Wohntraums in Puderrosa mit Bett und Kleiderschrank verwandeln.
Diese aufs Notwendigste beschränkte Kulisse lässt dem Publikum viel Raum, eigene Seherfahrungen und auf das Geschehen zu übertragen. Was dem Interieur an Schauwerten fehlen mag, macht das spielfreudige, stimmlich starke Ensemble wieder wett, was angesichts der prominenten Filmbesetzung kein einfaches Unterfangen ist. Lottie Power gibt die brave Sandy mit rührender Naivität und mädchenhafter Freundlichkeit, die sie sich der ruppigen Coolness von Betty Rizzo (Rio Maye) zum Trotz bewahrt. Als Sandys Schwarm Danny überzeugt Danny Natrass, der im Tanz problemlos mit Travoltas Hüftschwung mithalten kann.
Liebevolle Karikatur
Die aus London angereiste Truppe spricht und singt auf Englisch, was aufgrund der einfachen Handlung und der deutlichen Sprache aber kein Problem darstellt, selbst, wenn man Englisch nicht wie ein Muttersprachler beherrscht. Die vielen Sprachspielereien und Witze kommen im bewussten Overacting gut heraus. Besonders gut gelingt das Lewis Starr, der Roger Putzie spielt. „Grease“ ist mehr liebevoller Karikatur als bierernstes Bühnenstück, besetzt mit Typen anstatt mit tief ausgeloteten Figuren, genau das macht den Reiz aus. Hier lässt sich jedes Problem mit einem Tanz und einem Song lösen. Wenn doch alles so einfach wäre.
Grease. Bis 9. März, Liederhalle Stuttgart, Tickets unter www.musical-grease.de