Neuer Architekturpreis in Baden-Württemberg

Herausragende Architektur aus Lehm gesucht

Lehm gilt als umweltverträglicher und damit zukunftsfähiger Baustoff. Das Land Baden-Württemberg fördert Bauen mit dem traditionsreichen Material und spendiert für einen neuen Architekturpreis „Innovativer Lehmbau“ einen stattlichen Geldpreis.

Beispiel für Lehmbau der Alnatura Firmenzentrale im hessischen  Darmstadt vom Stuttgarter Architekturbüro haascookzemmrich STUDIO 2050.

© Roland Halbe/haascookzemmrich STUDIO 2050

Beispiel für Lehmbau der Alnatura Firmenzentrale im hessischen Darmstadt vom Stuttgarter Architekturbüro haascookzemmrich STUDIO 2050.

Von Nicole Golombek

Die Architektur sucht nach Wegen, ökologischer zu bauen. Das bedeutet, schon beim Bauen und Umbauen umweltschonend zu planen, auch was die Materialwahl betrifft, mit Holz etwa, Stroh oder Lehm. Als Anreiz auch für Bauherren, sich für nachhaltiges Bauen zu entscheiden, hat das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen des Landes Baden-Württemberg den „Innovationspreis Lehmbau“ ausgelobt.

Lehm ist der älteste Baustoff der Menschheit, schwer zwar, doch mit einer guten CO2-Bilanz – fast überall lokal vorhanden, er nimmt Feuchtigkeit schnell auf und gibt sie wieder ab, bewahrt im Sommer die Kühle und speichert im Winter Wärme, recycelbar ist er außerdem.

So gilt der alte Baustoff als zukunftsfähig, regional und klimafreundlich. Neben dem Holzbaupreis, der ebenfalls nachhaltiges Bauen auszeichnet, soll mit dem Innovationspreis „Lehmbau BW“ die Aufmerksamkeit „für die breite Palette nachhaltiger Baustoffe erzeugt und Best Practice Beispiele verbreitet werden“, heißt es in der Mitteilung zu der neu erschaffenen Auszeichnung.

Lehmbauten aus Baden-Württemberg

Beispielhafte Lehmbau-Projekte im Land sollen sichtbar gemacht werden. Gesucht werden Bauprojekte, die vom 1. Januar 2019 bis zum 31. Mai diesen Jahres in Baden-Württemberg realisiert wurden und die beispielhaft für eine qualitativ hochwertige Verwendung von Lehm und Lehmbaustoffen sind.

Impulse für den Preis gegeben hat sicher auch das Lehmbauforum im vergangenen Jahr, bei dem auch der Vorarlberger Martin Rauch, der viel gelobte Architekt und Experte für Bauen mit Lehm, zugegen war sowie Architekt Martin Haas vom Stuttgarter Büro haascookzemmrich STUDIO 2050.

Haas’ Büro hat bereits für ein Lehmbaugebäude in Darmstadt viel Aufmerksamkeit erlangt. Wer jüngst beim „Tag der Architektur“ in Karlsruhe unterwegs war, konnte begutachten, wie die ortsansässigen Milla Architekten eine Werkstatt in experimenteller Stampflehmbauweise in ein Wohnhaus umgebaut haben.

Das Stuttgarter Büro Atelier Kaiser Shen und sein Bauherr achteten bei seinem preisgekrönten Wohnhaus nahe Heilbronn darauf, dass das Gebäude möglichst aus nachwachsenden Rohstoffen besteht, die dem natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden können. Deshalb entschieden sich die Architekten dafür, Stroh aus der Region zum Dämmen von Boden, Decke, Dach und Wand einzusetzen. Die Strohballen sind mit Lehmplatten bedeckt, die mit Lehm verputzt sind.

Wie zeitgemäß das Entwerfen mit tradierten Baustoffen wie Lehm ausfallen kann, haben nicht zuletzt auch international renommierte Architektinnen wie Marina Tabassum gezeigt. Marina Tabassums Architektursprache ist modern, zitiert jedoch stets die lokale Bautradition, wofür sie bereits in der Entwurfsphase mit Studierenden und ansässigen Bewohnern engstens zusammenarbeitet.

Hierzulande ist die Architektin Anna Heringer eine Lehmbauverfechterin, sie hat für ihre Entwürfe zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Ebenso wie Tabassum ist sie mit dem renommierten Aga Khan Award ausgezeichnet worden für eine Schule in Bangladesch. Sie hat auch ein Gästehaus ein das Ayurveda-Zentrum im bayerischen Rosenheim geplant und dafür das Naturmaterial in verschiedenen Spielarten eingesetzt.

Bewerbungen für den neuen Preis allerdings sind nur mit Bauten aus dem Land möglich, der Bewerbungsschluss ist schon bald – der 31. Juli 2024. Eine unabhängige Jury mit Fachleuten aus Bautechnik, Architektur und Handwerk soll aus allen Einreichungen die besten Projekte auswählen. Über die Anzahl der Auszeichnungen entscheidet die Jury. Insgesamt stehen 40 000 Euro an Preisgeld zur Verfügung.

Teilnehmen können private und öffentliche Bauherrschaften, Vertreterinnen und Vertreter von Initiativen, Planungsträger, Planerinnen und Planer, Ingenieurinnen und Ingenieure, Vertreter der Bauwirtschaft, des Bauhandwerks und des baugebundenen Designs, die an entsprechenden Bauprojekten beteiligt waren.

Info

PreisanforderungenEingereicht werden können Projekte aus den Bereichen Hoch- und Ingenieurbau, Grün- und Freiraumplanung, Innenarchitektur, Bauhandwerk und handwerkliches Design.

Bewerbung sind bis 31. Juli 2024 ausschließlich per Email an Lehmbau@mlw.bwl.de möglich. Die Preisverleihung findet am 21. Oktober 2024 im Kloster Reute in Bad Waldsee statt. Weitere Informationen zum Verfahren und dem Preis ausschließlich schriftlich an: Lehmbau@mlw.bwl.de

Lehmbau – die Konzernzentrale von Alnatura in Darmstadt.

© imago images/brennweiteffm/via www.imago-images.de

Lehmbau – die Konzernzentrale von Alnatura in Darmstadt.

Blick ins Gebäude in Darmstadt.

© imago images/brennweiteffm/via www.imago-images.de

Blick ins Gebäude in Darmstadt.

Holz und Stroh, aber auch Lehm kam zum Einsatz bei dem von dem Stuttgarter Architekturbüro Atelier Kaiser Shen geplanten und schon vielfach ausgezeichneten Wohnhaus nahe Heilbronn.

© Atelier Kaiser Shen/Brigida González

Holz und Stroh, aber auch Lehm kam zum Einsatz bei dem von dem Stuttgarter Architekturbüro Atelier Kaiser Shen geplanten und schon vielfach ausgezeichneten Wohnhaus nahe Heilbronn.

Lehm ist der älteste Baustoff der Menschheit. Das Bild zeigt eine Ansiedlungen von Lehmhäusern in Marokko.

© IMAGO/Westend61/IMAGO/Pau Cardellach Lliso

Lehm ist der älteste Baustoff der Menschheit. Das Bild zeigt eine Ansiedlungen von Lehmhäusern in Marokko.

Panoramablick auf die Lehmstadt Ait Ben Haddou, Unesco-Kulturerbe in  Marokko, Afrika.

© imago images/imageBROKER/Eunika Sopotnicka via www.imago-images.de

Panoramablick auf die Lehmstadt Ait Ben Haddou, Unesco-Kulturerbe in Marokko, Afrika.

Stampflehmbau in Kopenhagen: Prototyp-Pavillon zur UNESCO-UIA-Architekturhauptstadt From 4 to 1 Planet. Eines der  temporären Bauten, die  auf sehr unterschiedliche Weise zeigen sollten, was nachhaltige Ziele für Architektur und Städtebau bedeuten können.

© viennaslide/IMAGO/www.viennaslide.com

Stampflehmbau in Kopenhagen: Prototyp-Pavillon zur UNESCO-UIA-Architekturhauptstadt From 4 to 1 Planet. Eines der temporären Bauten, die auf sehr unterschiedliche Weise zeigen sollten, was nachhaltige Ziele für Architektur und Städtebau bedeuten können.

Das Ricola Kräuterzentrum bei Basel. Architektur von Herzog & de Meuron, Fachplanung der Stampflehmfassade: Lehm Ton Erde Baukunst GmbH, Martin Rauch.

© Ricola

Das Ricola Kräuterzentrum bei Basel. Architektur von Herzog & de Meuron, Fachplanung der Stampflehmfassade: Lehm Ton Erde Baukunst GmbH, Martin Rauch.

Die „Meti School“ in Rudrapur in Bangladesch. Das von Anna Heringer und Eike Roswag geplante Projekt  hat den den „Aga Khan Award for Architecture“ 2007 gewonnen.

© imago/UIG/imago stock&people

Die „Meti School“ in Rudrapur in Bangladesch. Das von Anna Heringer und Eike Roswag geplante Projekt hat den den „Aga Khan Award for Architecture“ 2007 gewonnen.

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Erstellt:
11. Juli 2024, 19:18 Uhr

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