Marsupilami, Gaston und Co.

Huba, Huba, Monsieur Franquin!

Mit seinen skurrilen Figuren hat er Belgien zur Comicweltmacht gemacht: Am 3. Januar wäre André Franquin 100 Jahre alt geworden.

Der liebenswerte Chaot Gaston ist neben dem palumbianischen Wundertier Marsupilami André Franquins populärste Erfindung.

© Carlsen Verlag/© Dupuis by Franquin 2023, all rights reserved

Der liebenswerte Chaot Gaston ist neben dem palumbianischen Wundertier Marsupilami André Franquins populärste Erfindung.

Von Gunther Reinhardt

Zu diesem wunderbar bescheidenen Mann, der wie kaum jemand sonst dafür sorgte, dass das kleine Belgien als das große Comicland Europas gilt, passt, dass ausgerechnet die tollpatschigste, chaotischste, weltfremdeste, faulste und naivste Figur, die er sich ausgedacht hat, ein bisschen Ähnlichkeit mit ihm selbst hat: Gaston, den André Franquin das erste Mal im Jahr 1957 zeichnete, arbeitet als Bürobote in dem Verlag, in dem Franquins Comics erscheinen. Wobei „arbeitet“ ein in die Irre führender Ausdruck ist. Gaston, der stets einen grünen Rollkragenpullover trägt, bringt viel lieber mit seinen verrückten Ideen und Experimenten die Kollegen um den Verstand – mal baut er eine Rakete, mal erfindet er ein neues, extrem lautes Musikinstrument.

 

 

Spirou und Fantasio

 

 

Gaston wurde zu Franquins treuestem Weggefährten: Die letzten Bleistiftskizzen, die Franquin wenige Tage vor seinem Tod im Jahr 1997 zeichnete, zeigten diesen liebenswerten Chaoten. Aber Gaston ist nur eine der Comicfiguren, für die Franquin, der am 3. Januar 1924 in Etterbeek bei Brüssel geboren wurde, für immer in Erinnerung bleiben wird. So machte er auch die seit 1938 existierende Comicreihe „Spirou und Fantasio“, die er im Jahr 1946 übernahm, zu einem Klassiker der frankobelgischen Comicliteratur.

 

 

Für diese Reihe dachte er sich auch 1952 das Marsupilami aus, das aus dem Dschungel des fiktiven lateinamerikanischen Staats Palumbien stammt, seinen acht Meter langen Schwanz als Multifunktionsgerät einsetzen kann und eine einzigartig-eigentümliche Sprache spricht, die ausschließlich aus einem Wort besteht: „Huba!“

Schwarze Gedanken

 

 

Neben Hergé („Tim und Struppi“) zählt Franquin zu einem der wichtigsten und einflussreichsten Künstler des frankobelgischen Comics. Das liegt vor allem an seiner Liebe für zeichnerische Details und seinem anarchischen Humor. Zeichen hat er aber auch gesetzt, indem er nicht nur in den düster-makabren „Schwarze Gedanken“-Comics politische Themen einbrachte – und sich zum Beispiel für den Naturschutz einsetzte.

Zahlreiche Jubiläumsveröffentlichungen

 

 

Mit hochwertigen Veröffentlichungen feiert der Carlsen-Verlag den 100. Geburtstag André Franquins: Spirou & Fantasio – Die Bravo Brothers (96 Seiten, 34 Euro, bereits erschienen); Gaston: Aus dem Leben eines Chaoten (128 Seiten, 24 Euro, erscheint am 9. Januar); Schwarze Gedanken (80 Seiten, 22 Euro, 31. Januar); Huba! – Eine Marsupilami-Liebesgeschichte (64 Seiten, 18 Euro, 27. Februar). Zudem ist José-Louis Bocquets und Eric Verhoests Sachbuch: Franquin, Meister des Humors – Eine Werkschau (384 Seiten, 79,99 Euro) erhältlich.

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Erstellt:
2. Januar 2024, 15:20 Uhr
Aktualisiert:
2. Januar 2024, 19:01 Uhr

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