Kulturtipp Architektur
Ist das Architektur oder kann das weg?
Architekten diskutieren im BDA Wechselraum in Stuttgart über das Thema Abriss oder Erhalt alter Gebäude und wie ein Abrissmoratorium dem Klima und der Milderung der Wohnungsnot helfen könnte.
Von Nicole Golombek
Abreißen oder doch erhalten und umbauen? Diese Frage stellt sich bei vielen älteren öffentlichen und privaten Gebäuden – und was die richtige Lösung ist, darüber wird zuweilen heftig gestritten – auch in Stuttgart, man denke ans Züblin-Parkhaus, um dessen Erhalt oder Abriss seit Jahren gerungen wird.
Eine große Gruppe von Architektinnen und Architekten sowie Umweltschützern hat in einem offenen Brief an Bundesbauministerin Klara Geywitz ein Abrissmoratorium gefordert, dass Gebäude nur unter bestimmten Umständen abgerissen werden dürfen.
Sanieren versus Abreißen
„Heute, wo die Klimaerwärmung spürbar, die Energieversorgung unsicher und die planetaren Grenzen erreicht sind, ist nicht der Erhalt von Gebäudestrukturen erklärungsbedürftig, sondern ihr Abriss“, schreiben die Unterzeichner im Abrissmoratorium. „Die Erhaltung darf sich nicht auf einen kleinen Teil von repräsentativen Denkmälern beschränken, sondern muss den gesamten Baubestand umfassen. Die Zerstörung und der Abtransport von brauchbarem Baumaterial auf die Deponie ist nicht mehr zeitgemäß.“
Man soll mit mehr Erhalt und Sanierung den Gebäudebestand als wirksames Mittel gegen Energie- und Klimakrise nutzen „Es bewahrt und verwendet die im Material gespeicherte graue Energie. Außerdem vermindert es den Bedarf an energieintensiven und klimaschädlichen Baustoffen wie Beton und Stahl.“
Der Bund Deutscher Architekten (BDA) zeigt zu dem Thema in Stuttgart die sehenswerte Ausstellung „Gefährdete Arten – Erhalt versus Abriss in Baden-Württemberg“. Zum Finale der Schau im BDA-Wechselraum (Friedrichstraße 5) findet am 31. März um 18 Uhr eine letzte Führung statt und eine Gesprächsrunde: Die Kuratoren Bernita Le Gerrette und Tobias diskutieren mit Alexander Stumm, dem Initiator des Abrissmoratoriums, über die Chancen und Hindernisse einer Umbauwende.
Info
AusstellungDie Schau „Gefährdete Arten“ ist noch bis zum 31. März, jeweils von 15 bis 18 Uhr zu sehen, BDA-Wechselraum, Friedrichstraße 5, Stuttgart.