Kaleidoskop der Stimmungen
Das Jean Paul Trio spielt in der Russ-Kammermusikreihe Haydn, Schönberg und Beethoven
Konzert - Das Jean Paul Trio spielt Haydn, Schönberg und Beethoven in der Liederhalle.
Stuttgart Ein Haydn vom Feinsten: Kichernd abwärts fallende Staccati treffen im e-Moll-Klaviertrio Nr. 25 auf angeberisch aus dem Ärmel geschüttelte Scheinfugen. Seufzender Melodik folgen kecke Frage-und-Antwort-Spiele. Geistreicher Witz mündet in Nachdenklichkeit. Aus Haydns mit Pointen gespickter Kontrastdramaturgie entsteht ein starker Hörsog – vorausgesetzt, seine Musik wird gut gespielt. Und das Trio Jean Paul spielte sie ganz hervorragend im Russ-Kammermusikkonzert im Stuttgarter Mozartsaal.
Gut heißt hier zunächst: plastisch, mit viel Liebe fürs Detail. Aber auch, dass bei diesem Trio die Klangbalance stimmt, dass das Klavier die Violine und das Cello klanglich nicht niederbrettert. Aber da haben Ulf Schneider (Violine) und Martin Löhr (Cello) mit Eckart Heiligers einen exzellenten Pianisten an ihrer Seite, der dem Steinway warme Farben abgewinnen kann und alles sehr luzide spielt: Läufe, kräftige Akkorde, Crescendi. Man versteht sich blind nach mehr als zwanzig Jahren Zusammenarbeit.
Dass Schönbergs „Verklärte Nacht“ mit der Zeit etwas ermüdete, lag also keineswegs an den Musikern, sondern vielmehr an der Bearbeitung des ursprünglichen Streichsextetts für Klaviertrio. Zu kahl klangen Geige und Cello, weil ihnen die verschmelzende Einbettung in die mittleren Streicherstimmen fehlte. Das Klavier brachte naturgemäß rationale Töne ins Spiel – nicht vorteilhaft für dieses hoch expressive, hitzig vorwärtsdrängende Werk.
Kichernde Achtel à la Haydn tauchten dann noch einmal in der Zugabe auf: Im Finale des Klaviertrios Opus 1 Nr. 1 des jungen Beethoven. Ein schöner Kontrast zum zuvor gespielten Erzherzogtrio op. 97, in dem sich Beethovens Humor weiterentwickelt hatte: Jetzt lebt der Witz von krassen Schroffheiten, an denen sich unterschiedlichste Stimmungen brechen. Denn brüchig und widersprüchlich ist die gesamte menschliche Existenz. Die Musiker des Trios Jean Paul, natürlich und lebendig im Zugriff, kosteten das bis zur Neige aus – ganz im Sinne ihres illustren Namensgebers.