Filmemacher Rudij Bergmann zum 80. Geburtstag
Konsequent näher dran
Rudij Bergmann ging und geht es immer ums Ganze. Der Filmemacher will das Publikum mitziehen, mitten hinein in die von ihm geliebte Kunst. Am 13. Dezember wird er 80.
Von Nikolai B. Forstbauer
Es ist ein Zuruf, wie er nur von ihm kommen kann, von Rudij Bergmann. „Ich sitze im Zug nach Paris und will nicht verheimlichen, dass ich dort morgen, auch mit Heinrich Heine, meinen sehr sehr runden Geburtstag feiere.“ Bergmann und Heine, der Filmemacher und der Dichter. Film? Bergmann ist einer, der auszog, das Filmen zu lernen und doch bis heute viel lieber mit den Künstlerinnen und Künstlern spricht. Vielleicht ja gar an diesem Mittwoch, am 13. Dezember, seinem 80. Geburtstag.
Das Politische schwingt immer mit
Filmemacher, Autor und Kritiker – eine Trilogie fast aus anderer Zeit. Wie auch jene Künstlerinnen und Künstler, die ihn früh und dann anhaltend interessieren – der Holocaust-Überlebende Boris Lurie etwa, der Kunst durch Kunst in Frage stellt; Johann Kresnik, der das von ihm selbst wesentlich begründete Tanztheater zur Speerspitze politischer Debatten macht; die Antipoden Katharina Sieverding und Marie-Jo Lafontaine. Das Politische schwingt immer mit, und so gilt seine Annäherung an Heinrich Heine nicht etwa dessen Verskunst, sondern über die Denkmale der Frage, wie Heine im Wandel der Zeit genutzt und benutzt wurde.
In Bad Godesberg geboren und im Grunde ein Leben lang Mannheimer, spielt doch Stuttgart eine zentrale Rolle. Für die „Stuttgarter Nachrichten“ agiert er früh als freier Kritiker und kehrt 2008 mit essayhaften Reisebeobachtungen zurück. Dazwischen liegt die lange Zeit als filmischer Beobachter des Kulturlebens für den Süddeutschen Rundfunk. Immer unmittelbarer hält Rudij Bergmann seine Notizen, immer persönlicher. „BergmannsArt“ heißt folgerichtig die Sendung, die Kunst bis heute einzigartig zum Fernsehereignis macht. Nach 13 Folgen ist 1998 Schluss. Bergmann filmt weiter, nun für Arte und den SWR. Über Neo Rauch, aber auch über Leonardo da Vinci. Und natürlich probiert einer, der konsequent näher dran sein will, von Beginn an die Möglichkeiten der Handykamera aus.
Bergmanns Art – immer weiter
Nun also ein Geburtstag in Paris. Wohl kaum ohne Besuch im Palais de Tokyo, wohl kaum ohne filmische Notation. Rudij Bergmann ist 80 – und zieht weiter. Oder? Darauf gibt es nur diese, seine in eigener Melodie die Kürze genießende Antwort: „Klar.“