Backnanger Bandhaus-Theater stellt Pläne für die Saison 2022/2023 vor

Jasmin Meindl und Juliane Putzmann vom Backnanger Bandhaus-Theater sprechen darüber, was sie in der Saison 2022/2023 vorhaben. Neben Wiederaufnahmen und neuen Inszenierungen arbeiten sie an einem Literaturformat, an einem LiteraTour-Beitrag und einem Partnerschaftsfestival.

Die Backnanger Bürgerbühne bei einer Aufführung von E.T.A. Hoffmanns „Der goldne Topf“. Das Stück wird wieder gezeigt. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Die Backnanger Bürgerbühne bei einer Aufführung von E.T.A. Hoffmanns „Der goldne Topf“. Das Stück wird wieder gezeigt. Fotos: Alexander Becher

Von Ingrid Knack

Backnang. Mit einer Wiederaufnahme der Komödie „Kunst“ von Yasmina Reza starteten Jasmin Meindl und Juliane Putzmann am Wochenende die Spielzeit im Backnanger Bandhaus-Theater. Meindl: „Wir haben coronabedingt einige Produktionen, die wir wenig oder kaum gezeigt haben. Da gehört ,Kunst‘ auf jeden Fall dazu.“ Juliane Putzmann ergänzt: „Beim ,Goldnen Topf‘ war es auch so.“ „Der goldne Topf“ ist das wohl bekannteste Werk E.T.A. Hoffmanns. Juliane Putzmann hat die Erzählung für die Bühne adaptiert, die Backnanger Bürgerbühne spielt. Das Stück wird im Dezember wiederaufgenommen.

Wie wird wohl die Besucherresonanz auf die im kleinen Bandhaus-Theater angebotenen Programme sein? Es gebe schon Häuser, die das Problem der nach den Corona-Lockdowns nur spärlich wieder zurückkehrenden Besucher nicht hätten, wissen die Theaterleiterinnen. Was das Publikum jetzt nicht sehen wolle, sei ein zu verkopftes Regietheater, ist Meindl überzeugt. „Oder die ganzen Probleme, mit denen wir jeden Tag überschüttet werden“, versichert Putzmann. Sie selbst wisse gar nicht: „Welche Krise soll ich zuerst durchdenken, die Klimakrise, den Krieg, die Energiekrise und dass die Leute ihr Geld in die Gasheizung stecken müssen, die Inflation... Das ist so belastend. Da jetzt zusammenzukommen, wäre eigentlich schön – aber es kommen nicht so viele. Man denkt ja dann darüber nach, wie können wir als Theater auf diese ganze Deprimiertheit reagieren?“

Mutmachergeschichten und die Kraft der Poetik

Jasmin Meindl findet: „Die Leute brauchen jetzt einfach auch Geschichten, die Mut machen, die Kraft geben, oder auch die Kraft der Poetik, in die sie sich hineinziehen lassen können.“ Wenn aktuelle Probleme thematisiert würden, käme es vor allem auf das Wie an. Die Themen müssten nach den Worten Putzmanns zukunftsgerichtet, mit positiven Ansätzen behandelt werden.

Jasmin Meindl (links) und Juliane Putzmann blicken auf ein erfolgreiches Freilichttheater zurück. Sie hoffen, dass die Indoor-Veranstaltungen nun auch angenommen werden.

© Alexander Becher

Jasmin Meindl (links) und Juliane Putzmann blicken auf ein erfolgreiches Freilichttheater zurück. Sie hoffen, dass die Indoor-Veranstaltungen nun auch angenommen werden.

Damit das Theater nach dem grandiosen Erfolg des Freilichtspiels „Der Gänsekrieg“ nun auch im Innenraum wieder für mehr Menschen ein Ort des Miteinanders wird, haben sich die Leiterinnen neben dem normalen Programm ein Angebot ausgedacht, das es in ihrem Haus so noch nicht gab. Meindl: „Welchen Reichtum gibt es in unserer Gesellschaft, der allen zugänglich ist und der nicht das Portemonnaie betrifft? Da gibt es ja einiges“, war die Überlegung. Wenn man den Zugang dazu habe, könne man aus der Natur Kraft holen, „es gibt aber auch die Kunst und Kultur – mit der Musik, mit der Literatur, mit der Poesie, mit der bildenden Kunst. Ich habe schon das Gefühl, dass es für ein Theater oder für Kulturschaffende wichtig ist, Angebote zu schaffen, bei denen man auch eine Möglichkeit schafft, einen Zugang zu bestimmten Dingen zu erhalten“, so Meindl. Das Resultat von Gedanken wie diesen war das Projekt „Literaturkreis für jedermann“, inspiriert vom „Literarischen Quartett“. Hier können Lieblingsbücher oder neue Bücher vorgestellt und besprochen werden.

Auch Bücher, die sich mit Umbruch und Krisen beschäftigen, sollen einen Platz in dem Literaturkreis bekommen, für den es noch keinen speziellen Namen gibt. In diesem Zusammenhang erwähnt Jasmin Meindl den autobiografischen Roman „Das Leben meiner Mutter“ von Oskar Maria Graf, der für sie ein „absolutes Lieblingsbuch“ ist. „Da haben wir diese Resi Graf, die Mama von ihm, die hat den Krieg 1870/71, den Ersten Weltkrieg und den Zweiten Weltkrieg miterlebt. Sie hat so viele Umbrüche, Inflation und was da alles dazugehört mitbekommen.“ Aber sie sei trotz alledem immer dieser ruhende Pol in der Familie geblieben. „Wenn all meine Bücher vergehen – dieses Buch bleibt“, zitiert Meindl Oskar Maria Graf. Der Roman sei ein Zeitdokument. In seinem Vorwort schrieb der Autor obendrein, es könnte sein, dass mit diesem Buch „das Leben der Mütter in allen Ländern erzählt worden“ sei. „Ich glaube, es gibt einfach ganz viele Geschichten, die uns irgendwie stärken können, und das ist kostenlos. Für diese Veranstaltung brauchen die Leute nichts ausgeben, da müssen sie nur kommen und einfach Gemeinschaft erleben und sich unterhalten“, so Meindl. Kafka habe einmal gesagt, wirklich schwer und unlösbar seien nur die Probleme, die man nicht formulieren könne. „Das finde ich sehr klug. Ich würde mir wünschen, dass wir in solchen Formaten zusammen eine Sprache finden für das, was uns gerade umgibt.“ Termine für den Literaturkreis stehen noch nicht fest.

Ein Programm fürs Herz mit Gedichten von Erich Fried

Fortgesetzt wird die Reihe „Lyrik ist nicht schwyrik“ mit dem Germanisten und Journalisten Christian Muggenthaler Ende Oktober mit Gedichten von Erich Fried. Ein Programm fürs Herz. Fried ist vor allem für seine Liebesgedichte bekannt.

Für Februar ist die Wiederaufnahme des Bürgerbühnenstücks „Die letzte Sau“ mit Nachgespräch geplant. Die Thematik Fleischindustrie, Tierhaltung und Fleischkonsum bleibt hochaktuell.

Juliane Putzmann möchte mit der Bürgerbühne „Romeo und Julia“ von Shakespeare erarbeiten. „Das ist schon lange ein Wunsch von mir.“ Shakespeare und dessen zeitlose Themen haben es ihr angetan. Die Premiere ist für Mitte/Ende März geplant. Auch möchte Putzmann sich damit beim Shakespeare-Festival im französischen Tournon-sur-Rhône bewerben, das etwas mehr als 30 Kilometer von Backnangs Partnerstadt Annonay entfernt liegt. 2018 war sie schon einmal mit der Theater-AG des Bildungszentrums Weissacher Tal dort, Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ wurde damals gezeigt.

Ein Partnerstädtefestival soll im September 2023 in Backnang veranstaltet werden

In Kooperation mit der Backnanger LiteraTour im November erarbeiten Juliane Putzmann (Inszenierung) sowie Jasmin Meindl und Christian Muggenthaler (Textwerk) „eine Stunde über Georg Büchners ,Woyzeck‘ mit einer Schauspielerin und einem Schauspieler“. Der „Woyzeck“ ist beim Abitur 2023 Sternchenthema. „Wir würden es auch gerne ins Abendprogramm mitnehmen“, erklärt Meindl.

Ein Partnerstädtefestival soll im September 2023 in Backnang veranstaltet werden. Annonay etwa habe eine Gruppe, „die ganz viel professionelles Straßentheater macht. Und wir sind ja mittlerweile im Festivaltheaterveranstalten erfahren, man denke nur an die Schultheatertage, das Amateurtheaterfestival, den Kultursommer“, erklärt Putzmann. Auch die Herdmanns kommen im Dezember wieder nach Backnang.

Einen Programmflyer gibt es noch nicht. Aktuelle Informationen sind im Internet über www.bandhaus-theater.de abrufbar.

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Erstellt:
4. Oktober 2022, 06:00 Uhr

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