Preisgekrönte Häuser
Lob für großartige Einfamilienhäuser auch von Stuttgarter Architekten
Eine Architekturjury kürt mit dem „Häuser“-Award 2023 gelungene und zukunftsfähige „Häuser fürs Leben“. Unter dreißig Gewinnern aus Europa sind Architekten aus Stuttgart.
Von Nicole Golombek
Der Traum vom eigenen Haus wird wohl nie ausgeträumt sein, auch wenn Einfamilienhäuser bei Nachhaltigkeitsexperten nicht den allerbesten Ruf genießen, vor allem wenn sie in Neubausiedlungen entstehen und die Menschen zur Arbeit und zum Einkaufen lange Wege zurücklegen müssen und zudem die benachbarten Dörfer verwaisen.
Dass es durchaus Einfamilienhäuser mit Vorbildcharakter gibt, will der „Häuser“-Award 2023 bei der Jubiläumsausgabe des Preises zeigen. Es sollten zum 20. Jubiläum „die besten individuellen, nachhaltigen und zukunftsfähigen Häuser“ ausgezeichnet werden. Die Siegerobjekte stehen in der Uckermark, Belgien, Leipzig, Köln und in Südtirol.
Die dreißig Siegerprojekte wurden von der Expertenjury des Architektenbundes und des Architektur- und Designmagazins „HÄUSER“ ausgewählt. Die Jury hat architektonisch anspruchsvolle Wohnhäuser aus ganz Europa gekürt, darunter sind intelligenten, zukunftsfähigen sowie nachhaltigen Lösungen für Neubauten, Umbauten, Erweiterungen und Aufstockungen.
Siegreiche Umbauten im Bestand
Die drei ersten Preise gingen allesamt an Umbauten im Bestand, ein auch politisches Zeichen und deutlichen Hinweis darauf, dass es nicht immer ein Neubau sein muss, sondern dass viele Altbauten sich in Traumhäuser umwandeln lassen.
Die Architektin und Autorin Bettina Hintze präsentiert die ausgewählten Bauten in „Häuser fürs Leben“ – dem reich bebilderten Buch zum Architekturpreis. Die Gebäude seien auch eine Anregung für gute Baukultur, schreibt sie in ihrem einleitenden Essay, sie zeigten, dass ein Architektenhaus nicht zwangsläufig teuer sei und sich ein individueller Entwurf „sehr wohl an das vorgegebene Budget anpassen“ könne. Und dann auch „architektonisch und ästhetisch eine Bereicherung der gebauten Umwelt“ darstellen.
Anmut und Schönheit
So können sich nun beispielsweise die Menschen in der Uckermark über das Gebäude freuen, sofern sie einen weiteren Spaziergang machen oder ein Fernglas zur Hand nehmen, denn das Haus steht außerhalb des Dorfes Blankensee. Der renommierte Berliner Architekt Thomas Kröger hat den alten Hof für sich selbst umgebaut, manchmal vermietet er das Haus an Feriengäste.
Über sein mit 7000 Euro dotiertes Siegerprojekt urteilte die Jury: „Bis ins kleinste Detail hinein wirken Anmut und Schönheit. Der ‚goldenen Energie‘ des Bestands so überzeugend ein Gesicht zu geben, ist heute, da der Erhalt der in Häusern gebundenen sogenannten grauen Emissionen immer bedeutsamer wird, ein vielversprechender Weg auch zur Lösung unserer Klimaprobleme.“
Stuttgarter Architekten bauen im Allgäu
In dem reich bebilderten Buch (mit Texten zu jedem Haus und Grundrissen) ist auch ein Haus von den Stuttgarter Architekten Katja Knaus und Benedikt Bosch von Yonder Architektur und Design zu finden, das Holzhaus steht in einer gewachsenen Siedlung im Allgäu, es wurde um den Baumbestand herum geplant. Das Haus wurde auch als eines der schönsten Einfamilienhäuser bei „Häuser des Jahres 2022“ vom Deutschen Architekturmuseum ausgewählt.
Ebenfalls im Allgäu befindet sich ein ausgezeichnetes Projekt von SoHo Architektur. Architekt Alexander Nägele und sein Team haben ein Haus aus den 1970er um eine Etage aufgestockt, so blieb der Garten unangetastet, es konnte Wohnraum ohne zusätzliche Flächenversiegelung geschaffen werden – die nachhaltige Bauweise mit Holzkonstruktion, natürlichen Materialien und Oberflächen erfreute auch die Jury.
In Albstadt in Baden-Württemberg ist ein Haus von Dietrich / Untertrifaller Architekten aus Vorarlberg zu finden, mit Blick auf den Bodensee punktet das „Haus am Moos“ an einem extrem steilen Hang in Dornbirn, Berktold Weber Architekten haben das Haus mit der spektakulären Aussicht entworfen.
Info
BuchBettina Hintze: „Häuser fürs Leben. Die Sieger des HÄUSER-Awards 2023.“ Prestel-Verlag. 260 Seiten, 300 Farbabbildungen, 59 Euro.
Der PreisDer Preis „ Häuser“-AWARD wird vom Fachblatt „HÄUSER“ gemeinsam mit dem Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA, dem Verband Privater Bauherren e.V. (VPB), JUNG und Parkett Dietrich ausgelobt. Die Jury vergab Preisgelder in Höhe von insgesamt 19 000 Euro. Zusätzlich zeichnete der VPB die Bauherren der preisgekrönten Objekte mit einer Prämie von je 1000 Euro aus.