Norwegens Popstar in Stuttgart
Maria Mena: „Ich stille meinen Sohn hinter der Bühne“
Songs wie „Just Hold Me“ und „All This Time“ haben Maria Mena berühmt gemacht. Am 30. Januar tritt die Norwegerin in Stuttgart auf – obwohl sie erst vor sieben Monaten Mutter geworden ist.
Von Dominika Bulwicka-Walz
Viele haben die tieftraurige Ballade „Just Hold Me“ im Ohr, wenn sie den Namen Maria Mena hören. Eine junge Frau besingt die Liebe, alles scheint verloren. Mittlerweile hat die norwegische Künstlerin zehn Alben herausgebracht, auf denen sie sich mit dem Thema Liebe beschäftigt. Im Interview erzählt die (fast) 39-Jährige, wie eine Tour mit Baby aussieht, warum sie ihren frühen Erfolg nicht genießen konnte, und sie verrät, welche Songs sie in Stuttgart spielen wird.
Maria, am 30. Januar treten Sie in Stuttgart auf. Sie sind wieder auf Tour, obwohl Sie vor sieben Monaten Mutter geworden. Wie hat sich Ihr Arbeitsleben seitdem verändert?
Sind es wirklich schon sieben Monate? Ich habe nie in Betracht gezogen, eine Auszeit zu nehmen. Habe mich jedoch gefragt: Ist es, weil ich mich als Frau verpflichtet fühle, eine berufstätige Mutter zu sein, oder weil ich arbeiten will? Und ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich die beste Variante meiner selbst bin, wenn ich singe.
Und wie funktioniert das Touren mit einem Baby?
In Norwegen bekommen Eltern insgesamt ein Jahr Elternurlaub und können den untereinander aufteilen. Im Augenblick ist mein Mann dran, wir waren bereits einen Monat auf Tour. Unser Sohn ist während der Konzerte hinter der Bühne und schläft. Nach dem Auftritt stille ich ihn, und anschließend fahren wir ins Hotel.
Wenn Sie Ihr aktuelles Album „And Then Came You“ mit den vergangenen vergleichen: Wie hat sich Ihr Stil verändert?
Im Wesentlichen bin ich mir treu geblieben. Aber meine Stimme ist gewachsen. Insbesondere, wenn man sie heute mit dem ersten Album „Another Phase“ von 2002 vergleicht. Damals war ich 16. Eigentlich sollte ich es neu aufnehmen, da man den Unterschied so stark hört. Aber das ist eine andere Geschichte. Das aktuelle Album ist voller Hoffnung. Fast wie ein Happy End.
Haben Sie an Ihren Mann gedacht, als Sie es „And Then Came You“ genannt haben?
Ja. Wir haben uns vor der Covid-Pandemie kennengelernt. Zu der Zeit hatte ich an einem anderen, düsteren Album gearbeitet, in dem es um Depressionen und Herzschmerz ging. Allerdings brach die Pandemie aus, die Welt stand still und wir konnten es nicht veröffentlichen. Als sie sich wieder öffnete, fühlte ich, dass es nicht die Musik war, die ich jetzt herausbringen wollte. Also habe ich das Album zurückgezogen und stattdessen ein neues produziert. Darüber, wie es ist, Liebe zu finden und ihr eine zweite Chance zu geben.
„My Lullaby“, ein Song von ihrem allerersten Album, handelt von der Scheidung Ihrer Eltern. Im aktuellen Song „Little Did I Know” heißt es, ‚That you get second chances’. Bezieht sich das auch auf Ihre eigene Erfahrung?
Absolut. Alle Songs beruhen auf meinen Erfahrungen. Ich wünschte, ich hätte von den zweiten Chancen 2014 gewusst, als ich durch meine Scheidung ging. Ich war so traurig und dachte, ich werde nie wieder lieben. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, du wirst eine noch größere Liebe treffen und die größte Liebe auf die Welt bringen – ich hätte es nicht geglaubt. Und hier bin ich jetzt.
Sie sind jetzt seit 25 Jahren im Musikgeschäft, hatten mit 15 Jahren mit dem Lied „My Lullaby“ großen Erfolg. Haben Sie damals verstanden, was gerade passiert?
Nein. Die ersten Jahre habe ich meinen Erfolg nicht genießen können. Ich glaube, lange Zeit hatte ich am Hochstaplersyndrom gelitten, hatte ständig Angst, dass man mir sagen würde, ich sei nicht gut genug; es sei ein Fehler, dass ich erfolgreich bin.
Mittlerweile haben Sie zehn Alben herausgebracht. Seit Sie vor fast 20 Jahren „Just Hold Me“ gesungen haben, gelten Sie als Expertin für melancholische Love Songs…
Wirklich zehn? Das ist ja großartig!
… gehen Ihnen die Ideen nicht irgendwann aus?
Nein, Liebe ist so interessant, es gibt nicht nur eine Seite. Und, wenn ich denke, dass mir die Inspiration ausgeht, beobachte ich meine Freunde.
Wenn Sie die Idee für einen Song haben: Wie halten sie diese fest?
Es kann sein, dass ich monatelang Ideen in meinem Kopf habe, bevor die Musik dazu aufkommt. Da ich aber kein Instrument spiele, singe ich die Melodie und nehme sie mit meinem Telefon auf.
Dann sind Sie ja immer bei der Arbeit…
Nein. Wenn ich nicht im Arbeitsmodus bin, blende ich diesen Teil aus, damit ich im Hier und Jetzt sein kann. Sonst würde diese Zeit für meinen Sohn und meinen Mann fehlen. Kreativität frisst viel Energie und ist selbstsüchtig.
Singen Sie ihrem Sohn auch vor?
Ja, aber das Problem dabei ist, dass mein Mann dabei auch einschläft. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das als Kompliment nehmen soll.
Sie wurden in eine Familie von Künstlern und Musikern geboren. War es für Sie klar, dass Sie ebenfalls diesen Weg einschlagen werden?
Auf jeden Fall. Wenn ich meinen Eltern gesagt hätte, dass ich Ärztin werde, hätten sie gesagt, dass ich den Verstand verloren habe.
Sie haben in der norwegischen Krimiserie „Furia“ mitgespielt. Hat das Ihre Musik beeinflusst?
Nein. Ich habe zwar in der Vergangenheit Musik für das Fernsehen gemacht, einen dieser Songs werde ich auch in Stuttgart singen. Aber bei „Furia“ war das nicht der Fall. Es war ein großer Spaß. Ich habe die Justizministerin gespielt. Allerdings habe ich die Folgen nicht angeschaut.
Wirklich? Warum nicht?
Ich will das nicht sehen, denn ich bin dann so kritisch mit mir selbst.
Maria Mena auf Tournee
MusikerinMaria Mena wurde am 19. Februar 1986 in Norwegen in eine Künstlerfamilie hineingeboren. Ihren ersten Hit landete sie im Alter von 15 Jahren mit dem selbstkomponierten Song „My Lullaby“, in dem sie die Scheidung ihrer Eltern verarbeitet. Der Song erschien im Jahr 2002 auf ihrem ersten Studioalbum „Another Phase“ und machte sie in Skandinavien bekannt. Außerhalb ihrer Heimat erlangte die Popmusikerin mit ihrer Ballade „Just Hold Me“ Bekanntheit, die 2007 auf dem Album „Apparently Unaffected“ erschien.
Konzert Am Donnerstag, 30. Januar, tritt Maria Mena im Rahmen ihrer Deutschlandtour in Stuttgart im Wizemann (Club) auf. Tickets gibt es hier und an der Abendkasse.