Murrhardter Sommerpalast: Musikalisches Feuer bei Gewitterregen

Die bayerische Folk-Gitano-Band Django 3000 sorgt für einen mitreißenden Auftakt beim Murrhardter Sommerpalast im Stadtgarten. Am Abend entlädt sich die Hitze in einem Donnerwetter mit Schauer, das tut dem Konzert und der guten Laune aber keinen Abbruch.

Django 3000 sorgt für einen feurigen Start in den Sommerpalast. Fotos: Jörg Fiedler

© Jörg Fiedler

Django 3000 sorgt für einen feurigen Start in den Sommerpalast. Fotos: Jörg Fiedler

Von Simone Schneider-Seebeck

Murrhardt. Es ist heiß an diesem Abend. Im Stadtgarten Murrhardt herrscht reger Betrieb. Ein leichter Wind lässt die Sonnenschirme flattern. Die Gäste sitzen in Gruppen oder auch zu zweit beieinander an den Tischen, unterhalten sich angeregt, vor sich ein zünftiges Bier, einen eleganten Wein, ein kühles Erfrischungsgetränk. Appetitanregende Düfte ziehen übers Gelände. Und das große Zirkuszelt füllt sich langsam.

Ja, endlich ist es wieder so weit – Sommerpalast in Murrhardt. Ein perfekter Sommerabend, die Atmosphäre ist gelöst, Vorfreude auf den ersten Hauptact der fünf Veranstaltungstage liegt in der Luft. Und was passt besser dazu als feurige Balkanrhythmen? Zwei Akustikgitarren, zwei Stimmen, mehr braucht es zum Einstieg nicht. Dem Duo Stray Colours reicht ein Stück und schon bringt es das Blut der Zuhörer in Wallung mit seiner Mischung aus Folk und Balkanpop. Mit ihren Instrumenten tanzen Zlatko Pasalic und Rüdiger Sinn über die Bühne, lassen die Finger über die Saiten eilen, singen auf Deutsch, Englisch und Bosnisch. Auch wenn es bei diesen Temperaturen eigentlich nicht notwendig ist – die Musiker aus Gauting heizen als Vorgruppe ordentlich ein. Wie angenehm, als ein laues Lüftlein den Weg in die Zirkuskuppel findet!

Der Sommerpalast ist eine feste Institution in Murrhardt

Beim letzten Stück gibt das Publikum alles und verabschiedet die beiden Musiker mit begeistertem Applaus. Der Wind weht nun schon etwas heftiger.

Seit dem nunmehr 25. Festival im Stadtgarten ist der Sommerpalast eine feste Institution in Murrhardt, und damit ist es wie mit gutem Wein, stellt Sommerpalastorganisator Hardy Wieland fest: „Jedes Jahr wird es für mich besser.“ Er spart nicht mit Lob und Dank für Unterstützerinnen und Unterstützer und vor allem die Helferinnen und Helfer, die nicht nur an den Festivaltagen, sondern bereits davor vollen Einsatz beim Aufbau gezeigt haben.

Die Musik ist voller Ausgelassenheit und Lebensfreude, die überspringen

Es donnert. Plötzlich kommt die seit Tagen ersehnte Abkühlung mit Macht, Regen prasselt aufs Zelt, läuft an den Scheinwerfersäulen entlang, Wasserschnüre funkeln im Licht. Menschen suchen Schutz im Gastrozelt. Der Stimmung tut der Regen keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Laute Musik erklingt, die Scheinwerfer erlöschen, die Ersten betreten das Zirkusrund und tanzen. Da, endlich – die Bühne erstrahlt in gleißendem Licht, los geht es mit der Gruppe Django 3000 und dem Stück „Neis Lem“. Die Musiker reißen alle mit – mit schnellen Rhythmen und auffordernder Geige – und Sänger und Gitarrist Kamil Müller lädt in breitestem Bayerisch zur Party ein: „Wer hinten hockt, der bleibt hoffentlich ned lang hinten.“

Die Geigenklänge von Florian Starflinger lassen keinen kalt

Seit 2011 begeistert die vierköpfige Band aus dem Chiemgau mit ihrem Balkanbeat, bereits vor sechs Jahren spielten sie in Murrhardt. „Des war richtig schee“, erinnert sich Sänger Kamil Müller und animiert sein Publikum: „Wir müssen den Regen übertönen!“ Der Aufforderung bedarf es gar nicht. Die feurigen Geigenklänge von Florian Starflinger lassen keinen kalt, die Musik transportiert jede Menge Ausgelassenheit und Lebensfreude, die längst auf die Tanzenden übergesprungen sind. Spanischer Flamenco, russisches Volkslied, Gitanorhythmen – das alles vermengt sich zu einer einzigartigen, mitreißenden Darbietung. Hingebungsvoll zupft Korbinian Kugler am Kontrabass. Mal steht er cool und unbewegt da – wie kann das eigentlich gehen bei dieser Musik, die danach schreit, sich zu bewegen? –, dann wieder springt er auf und ab und animiert zum Mitklatschen.

Beim „Guada Geist“ mischen sich indische Anklänge mit hinein

Die meisten Songs stammen aus dem aktuellen Album „Ali Babo“, so etwa der „Stoaadler“, der eher Richtung Bayernpop geht, mit melodischer Pfeifeinlage und einer Geige, die selbst bei den schnellen Parts melancholisch klingt. Beim „Guada Geist“ mischen sich indische Anklänge mit hinein und beim Titelstück trifft Orient auf Gypsypop. Einen Abstecher an die spanische Küste gibt es obendrein mit „Paco“ – die vier Musiker servieren eine musikalische Weltreise. „Danz ums Feia“ gibt Starflinger Gelegenheit, seine Fingerfertigkeit auf der Geige auszuleben, ihre Klänge haben fast etwas Hypnotisches. Auch Schlagzeuger Jojo Vogt tobt sich in seinem Solopart aus. Viel zu schnell ist es vorbei, Donner grollt, Kamil Müller ruft: „Das war ein richtig gelungener Abend.“ Doch das Publikum will noch mehr – kaum ist der letzte Ton verklungen, wird schon die Zugabe eingefordert. Es folgen „Schwarze Augen“ und „Heimat“, doch dann ist es wirklich vorbei. Den Besucherinnen und Besuchern gibt Kamil Müller noch gute Wünsche mit auf den Heimweg: „Bleibts glücklich und gsund! Habe die Ehre.“

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Erstellt:
22. Juli 2022, 06:00 Uhr

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