Neue Ausstellung von Peter Wolf: „Rätselhaftes Backnang“

Von morgen an zeigt der Fotodesigner Peter Wolf seine neue Ausstellung im Kabinett des Backnanger Helferhauses. Bei der Schau mit dem Titel „Rätselhaftes Backnang“ sind die Besucherinnen und Besucher gefordert: Sie sollen erraten, wo die historischen Bilder aufgenommen wurden.

Dieses Gebäude war im Volksmund als „Elektrokirchle“ bekannt. Wo genau es stand, erfährt man in der Ausstellung. Repros: Peter Wolf

© Peter Wolf

Dieses Gebäude war im Volksmund als „Elektrokirchle“ bekannt. Wo genau es stand, erfährt man in der Ausstellung. Repros: Peter Wolf

Von Melanie Maier

Backnang. Eigentlich sei er gar nicht so der Rätseltyp, sagt Peter Wolf. „Mir muss schon sehr langweilig sein, damit ich ein Kreuzworträtsel mache“, verrät der Fotodesigner. Aber es ist ja auch etwas anderes, am Küchentisch ein Rätselheft auszufüllen, als danach zu forschen, welche Gebäude und Straßen eine historische Fotografie zeigt. Genau darum geht es in Peter Wolfs neuer Ausstellung „Rätselhaftes Backnang“, die von morgen an im Kabinett des Helferhauses zu sehen sein wird. Die Schau zeigt Fotos aus vergangenen Zeiten – vor allem aus den 1960er- und 1970er-Jahren, aber auch frühere und spätere Aufnahmen sind dabei. Von wann ein Foto datiert, das lässt sich unter anderem an den abgebildeten Autos erkennen. Oder an der Kleidung, die die Menschen tragen. Wo es aufgenommen wurde und was es zeigt, das wird allerdings nicht gleich verraten. Die Besucherinnen und Besucher sollen erst einmal selbst eine Weile überlegen, ob sie den Ort erkennen.

Manche Fotos bieten durchaus Hinweise: Bekannte Gebäude im Hintergrund, Schriftzüge oder auch die Straßenführung können aufschlussreich sein. Oder aber irreführend: Denn manche Straße verläuft schon lange nicht mehr so, wie es auf dem Foto zu sehen ist. Viele Gebäude sind längst abgerissen. Daran kann sich dann nur noch erinnern, wer zu der Zeit schon auf der Welt war.

Immer wieder kommt es vor, dass er sich fragt: „Wo um alles in der Welt ist das?“

Dass nicht einmal das zwangsweise zum Erfolg führt, zeigt ein Beispiel, das Peter Wolf nennt. Er berichtet von einem Mann, der jahrelang jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit an einer großen Umspannstation vorbeigegangen ist, dem „Elektrokirchle“, wie es im Volksmund genannt wurde (siehe Foto oben). „Aber er hat sich erst wieder mit dem Foto daran erinnert – so trügerisch ist das Gedächtnis“, sagt er bei einem Vorabrundgang im Helferhaus. Oft würden sich die Leute sogar mit den Ecken der Stadt schwertun, in denen sie einmal gewohnt haben. Das trifft zum Beispiel auf die Aspacher Straße zu, die früher eine Einbahnstraße war. Viele Gebäude wurden in den 1970er-Jahren abgebrochen, um die Straße zu verbreitern. So veränderte sie grundlegend ihr Gesicht.

Wie er überhaupt auf das Ausstellungsthema gekommen ist? Peter Wolf bekommt regelmäßig historische Fotos aus Backnang von Privatpersonen zugespielt. Und immer wieder kommt es vor, dass er sich fragt: „Wo um alles in der Welt ist das?“ Mit dieser Frage beginnt für ihn die Suche. Er vergleicht das Motiv mit anderen Bildern, mit Stadtplänen und Straßenkarten. Eine große Hilfe ist ihm Daniel Waack. Der Zahnarzt aus Sulzbach an der Murr ist vor mehr als zehn Jahren auf Peter Wolf zugekommen. Er sammelt historische Ansichtskarten aus Backnang. „Er ist eine Riesenhilfe“, sagt der Ausstellungsmacher. „Daniel knackt die härtesten Nüsse.“

Wo sich dieses Hutgeschäft früher in Backnang befand, weiß selbst Peter Wolf noch nicht. Er freut sich über Hinweise aus der Bürgerschaft.

© Peter Wolf

Wo sich dieses Hutgeschäft früher in Backnang befand, weiß selbst Peter Wolf noch nicht. Er freut sich über Hinweise aus der Bürgerschaft.

Weitere Themen

Von den harten Nüssen sind einige in der aktuellen Ausstellung enthalten. Gleich drei Bilder kann Peter Wolf selbst noch nicht zuordnen, darunter ein Hutgeschäft. „In den 1960ern gab es zwei Damenhutgeschäfte in Backnang“, weiß der Fotodesigner. „Aber ob es eines davon ist – keine Ahnung.“ Er hofft nun auf Hinweise aus der Bürgerschaft. „Wenn’s die Leute auch nicht wissen, hab ich halt Pech gehabt.“ Bei einem anderen Foto hat er zwar herausgefunden, wo sich das Motiv befindet, aber nicht, was genau es zeigt. „Mich würde interessieren: Was ist das für ein Lädchen in dem Haus unten? Ist es ein Spielwarenladen, ein Kiosk oder ein Friseur?“ Auch in dem Fall freut sich Peter Wolf über Tipps von Backnangerinnen und Backnangern, die sich erinnern.

Eine wichtige Quelle ist für ihn stets das Archiv der BKZ

Bei einigen Bildern ist er sich auch nicht sicher, wo und wie sie fotografiert wurden. So zum Beispiel bei einem Foto, das aus der Vogelperspektive aufgenommen wurde. Es zeigt die obere Hälfte einer Reihe von Gebäuden in verschiedenen Straßen. „Das ist ein verflixtes Bild“, findet Peter Wolf. „Es muss mit einer langen Telebrennweite aus der Richtung Bürgerheim aufgenommen worden sein, vermute ich. Aber ich lasse mich auch gerne eines Besseren belehren.“

Dass sich Peter Wolf so gut in Backnang auskennt, das liegt auch daran, dass er in den 1990er-Jahren eine Zeit lang für die Backnanger Kreiszeitung fotografiert hat. „Da lernt man eine Stadt schnell kennen“, sagt er. Zudem sei er lange in der Techniksammlung aktiv gewesen, erzählt er. Eine wichtige Quelle ist für ihn stets das Archiv der BKZ. „Nur die Nachkriegszeit fehlt“, sagt er. „Da wurde aus rein finanziellen Gründen kaum fotografiert.“

Die Auswahl der Bilder für die aktuelle Schau fiel ihm nicht schwer, berichtet Peter Wolf: „Ich hätte zwar noch mehr gehabt, die passen würden. Aber irgendwann muss man einen Knopf dran machen, sonst kriegt man keine Ausstellung hin.“ Was ihm neben dem Rätseln besonders Spaß macht an der Ausstellung, ist, dass er mit ihr kreuz und quer durch Backnang hüpfen kann. Ein Foto vom früheren Stadtrand kann direkt neben einem aus dem Zentrum hängen. Er hofft, dass das den Besucherinnen und Besuchern genauso gut gefällt. Und dass sie „richtig schön rätseln“ bei ihrem Rundgang. „Das würde mich sehr freuen.“

Eins der einfacheren Bilder aus der Schau: Das Gebäude steht noch.

© Peter Wolf

Eins der einfacheren Bilder aus der Schau: Das Gebäude steht noch.

Alles zum Besuch der Ausstellung

Dauer Die Ausstellung „Rätselhaftes Backnang“ ist von Samstag, 6. Juli, bis Sonntag, 22. September, im Backnanger Helferhaus, Petrus-Jacobi-Weg 5, zu sehen.

Öffnungszeiten Die Schau ist dienstags bis freitags von 16 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 18 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Folgeschau Die nächste Ausstellung, die Peter Wolf plant, trägt den Titel „Backnang modisch“. Sie wird von 28. September bis 29. Dezember im Helferhaus zu sehen sein. Peter Wolf freut sich schon darauf. „Was man früher alles tragen konnte, ist schon erstaunlich“, sagt der Fotodesigner. Er amüsiert sich köstlich über die Outfits aus früheren Jahren. „Ich dachte ja, Lederhosen gebe es nur in Bayern. Aber früher gab es sogar einen Lederhosenmacher in Backnang.“

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Erstellt:
5. Juli 2024, 06:00 Uhr

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