Karlsruhe saniert auch das Landesmuseum

Schloss Karlsruhe: außen hui, innen pfui

Das Kulturangebot in Karlsruhe schrumpft weiter. Auch das Badische Landesmuseum im Schloss muss für Jahre schließen. Warum?

Das Karlsruher Schloss ist ein Wahrzeichen, aber drinnen eine „Bruchbude“.

© dpa/Uli Deck

Das Karlsruher Schloss ist ein Wahrzeichen, aber drinnen eine „Bruchbude“.

Von Adrienne Braun

Freibadwetter und laue Abende: Während die meisten Menschen sommerliche Temperaturen genießen, kommt Eckard Köhne gleich doppelt ins Schwitzen. Er ist der Direktor das Badischen Landesmuseums, das im Karlsruher Schloss untergebracht. Eine imposante Kulisse, der Bau ist allerdings nicht annähernd gewappnet für Hitze. Sobald draußen die Temperaturen steigen, wird es in den Ausstellungsräumen heiß – zu heiß. „Weil der Dachboden nicht gedämmt ist, haben wir im Sommer im Obergeschoss mehr als dreißig Grad“, sagt Köhne. Deshalb müssten die Räume immer wieder geschlossen bleiben.

Nicht nur die Temperaturen machen dem Museum zu schaffen, schon vor Jahren nannte Köhne das Karlsruher Schloss unumwunden eine „Bruchbude“ – und hat Gehör gefunden. Vom kommenden Jahr an wird das Schloss nun umfassend saniert werden. Spätestens in Herbst 2025 muss das Badische Landesmuseum deshalb schließen. „Es geht nicht anders als ganz zuzumachen“, sagt der Direktor. Er ist froh, dass es jetzt endlich vorangeht, denn nicht nur der Klimawandel mache ihnen zu schaffen. „Wir haben hier Nachkriegstechnik im Haus, wir haben eine Heizung, die in den 1950er Jahren installiert wurde“, erklärt Köhne. Kurzum: „Wir müssen schließen, weil wir keinen Betrieb mehr fahren können.“

Das Kulturangebot schrumpft weiter

Für die Karlsruher bedeutet das im Gegenzug ein noch stärker eingeschränktes Kulturangebot. Seit Anfang 2021 ist die Staatliche Kunsthalle bereits geschlossen, weil sie ebenfalls saniert werden muss und dabei gleich auch baulich weiterentwickelt wird. Immerhin können im ZKM Karlsruhe die wichtigsten Werke aus der Sammlung der Kunsthalle gezeigt werden. Ob das Landesmuseum dagegen eine Interimslösung erhält, ist noch nicht abschließend geklärt. Es besitzt mehrere Außenstellen im Land und Zweigmuseen und wird in Karlsruhe zumindest das Museum beim Markt weiter bespielen. Eckart Köhne hofft, in der Stadt zwei, drei Orte nutzen zu können, „aber da sind die Verhandlungen noch nicht abgeschlossen.“

Offen ist auch noch, wie lange die Sanierung dauern wird. Zweifel, dass sie dringend nötig ist, bestehen dagegen nicht. Nachdem das Schloss 1944 bei einem Luftangriff bis auf die Außenmauern nieder, wurde es wiederaufgebaut und 1966 eingeweiht. Dabei wurde die barocke Außenfassade detailgenau wiederhergestellt, im Innern aber Museumsräume eingerichtet, die damals als zeitgemäß galten. Nach mehr als einem halbem Jahrhundert ist nicht nur eine bauliche Generalsanierung dringend nötig, sondern aus Sicht von Eckart Köhne auch eine neue Museumskonzeption, bei der er die Besucher klar in den Fokus stellen will.

Künftig will das Schloss ein offenes Haus für alle sein

Hierzu wird die Ausstellungsfläche von 900 auf 1500 Quadratmeter vergrößert werden. Künftig soll erstmals auch über zwei Etagen ein Rundgang möglich sein. Das Schloss selbst soll außerdem offener und zugänglicher werden und in eine Art Treffpunkt für Jung und Alt umgebaut werden. Hierzu wird das Foyer neu gestaltet und in den östlichen Flügel hinein erweitert werden – mit weiteren Räumen und Möglichkeiten zur Begegnung.

Nachdem man „jahrzehntelang in Stuttgart alles organisiert hat, ist jetzt Karlsruhe dran“, sagt Köhne. Tatsächlich wurde in der Landeshauptstadt das Alte Schloss, in dem das Landesmuseum Württemberg untergebracht ist, in den vergangenen Jahren umfassend ertüchtigt. Nach der Sanierung des Stuttgarter Schauspielhauses wird inzwischen das Badische Staatstheater renoviert und erweitert.

Das Badische Landesmuseum ist eines der großen Häuser Baden-Württembergs. Seine Sammlung basiert auf den Objekten, die die badischen Markgrafen und Herzöge seit dem 16. Jahrhundert sammelten – Kunstgewerbe, volkskundliche Gegenstände und archäologische Funde. Das Museum wurde 1919 gegründet und seine Bestände dann 1921 im Schloss für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1939 wurde das Museum geschlossen.

Die Sammlung gehöre „den Bürgerinnen und Bürgern des Landes“, sagt Eckart Köhne, „deswegen ist es nur konsequent, ihnen den Zugang zu ihrem eigenen kulturellen Erbe zu öffnen.“ Damit das auch während der mehrjährigen Schließzeit möglich ist, ist das Museum bereits seit Jahren dabei, die Sammlung zu digitalisieren und durch Online-Angebote wie Spiele und Rätsel zu ergänzen.

Zum Artikel

Erstellt:
4. September 2024, 11:40 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen