Indisches Filmfest startet in Stuttgart
Shah Rukh Khan rettet die Welt
Wer ist James Bond? Wer ist Ethan Hunt? Action-Star Shah Rukh Khan ist „Pathaan“, rettet mal eben Indien und die Welt. Doch das Indische Filmfest brilliert mit mehr als Bollywood.
Von Nikolai B. Forstbauer
Die Aufgabe scheint einfach. Ein Aufsatz über das Thema „Wenn ich Flügel hätte“. Doch der zehnjährige Vinit findet keinen Weg. Seine Welt kennt keine Flügel, nur Regeln. Regisseur Shivam Panchbhai zeigt Vinit als Kind, das das Träumen als Möglichkeit erst entdeckt. Panchbhais „Mala Pankh asta tar“ ist beim Indischen Filmfest in Stuttgart am Donnerstag im Reigen der Kurzfilme zu sehen – und markiert leise die hohe Qualität des diesjährigen Wettbewerbsprogramms.
Leise Töne, scharfe Blicke
Ein leiser Ton auch bestimmt in Reema Mayas „Nocturnal Burger“ die Annäherung an das Thema Kindesmissbrauch – mit radikal bitterem Schluss. Ebenfalls im herausragenden Kurzfilmprogramm zu finden: Sanat Ganus „Shimga – The Holy Hoot“ – das kluge Entlarven eines liberalen Bürgertums, das sich beim gemeinsamen Feiern über Freiheit austauscht, um bei Tageslicht die Klassengesellschaft zu zementieren. Indiens Filmemacherinnen und Filmemacher thematisieren Widersprüche, analysieren Lebensumstände und versteckte Militarisierung – eine Kette harter Bestandsaufnahmen, die ihre Schärfe aus der Befragung des Erzählerischen an sich gewinnt.
Andreas Lapp als starker Rückhalt
Die Spielfilme wie etwa das klassische Drei-Generationen-Familien-Epos „Gulmohar“ von Rahul V. Chittella, als Eröffnungsfilm des Festivals an diesem Mittwoch, 19. Juli, um 20 Uhr im Gloria 2 zu sehen, oder der feine Beziehungsfilm „Max, Min and Meowzaki“ von Narasimhamurthy Padmakumar (an diesem Freitag, 21. Juli, um 20 Uhr im EM 2) vermeiden alle Ausrufezeichen.
Diese setzen dafür das Filmbüro Baden-Württemberg als Veranstalter des Indischen Filmfestes, der Unternehmer Andreas Lapp, Honorarkonsul der Republik Indien für Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, als Sponsor sowie Land und Stadt als Förderer.
16 Spielfilme, 13 Dokumentarfilme, 25 Kurzfilme, vier Animationsfilme und 13 Werbefilme in fünf Tagen – ein großes Programm. Im Feld der Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme geht es um die mit insgesamt 7500 Euro dotierten German Stars of India.
Zu Gast im Park der Villa Reitzenstein
Immer schon versteht sich das Indische Filmfest als Türöffner – „Neues Heimatländ Baden-Württemberg“ heißt denn auch eine Podiumsrunde, die das Festival an diesem Mittwoch um 17 Uhr im Gloria 2 eröffnet. Und an diesem Samstag, 22. Juli, ist das Indische Filmfest im Park der Villa Reitzenstein zu Gast (12 bis 19 Uhr).
Shah Rukh Khan als einsamer Rächer
Und was ist mit Bollywood? Mit Musik, Tanz und großen Helden? All das liefert die Premiere der deutschen Fassung des Actionfilms „Pathaan“ mit Bollywood-Heros Shah Rukh Khan. Mal eben Indien und die Welt retten und nebenbei geopolitische Ansprüche unterstreichen – das gibt es an diesem Freitag, 21. Juli, im Cinema zu erleben.
Indisches Filmfest: 19. bis 23. Juli, Innenstadtkinos in der Bolzstraße.