Devid Striesow und Tom Wlaschiha
Spätentwickler in Sachen Superheld
Devid Striesow und Tom Wlaschiha verwandeln sich in der Audiosaga „Marvel’s Wastelanders: Star-Lord“ in Figuren aus „Guardians of the Galaxy“ und haben viel Spaß dabei.
Von Gunther Reinhardt
Sie sind in einer Welt aufgewachsen, in der es keinen Platz für Comic-Superhelden gab: der DDR. Das hindert Tom Wlaschiha und Devid Striesow aber nicht daran, jetzt in der Audiosaga „Marvel’s Wastelanders: Star-Lord“ zu Guardians of the Galaxy zu werden. Wir haben die beiden in den Audible-Studios in Berlin getroffen.
Herr Striesow, Herr Wlaschiha, haben Sie schon immer davon geträumt, in Superhelden-Rollen zu schlüpfen?
Devid Striesow Ich habe als Kind all die Figuren nachgespielt, die es im Osten gab, die Abrafaxe zum Beispiel.
Tom Wlaschiha Das war’s dann aber auch.
Striesow Aber die waren auf ihre Art auch Superhelden.
Wlaschiha Aber ansonsten war das damals bei uns im Osten eigentlich eine superheldenfreie Zeit.
Striesow Außer den Superhelden, über die man immer im „Neuen Deutschland“ lesen durfte.
Wlaschiha Ich bin hinter Dresden aufgewachsen. Bei mir gab es sowieso nichts, und alles, was Comic betraf, lief unter Schundliteratur. Das musste geschmuggelt werden, wenn mal jemand aus dem Westen zu Besuch kam.
Striesow Das war natürlich verboten. Auch das in die Schule mitzubringen ging überhaupt nicht. Ich kenne keinen, der irgendwelche Comic hatte.
Wlaschiha Es gab nur ein paar der Lustigen Taschenbücher, die dann so lange kursierten, bis sie auseinandergefallen sind.
Sie haben also spät das Marvel-Superhelden-Universum kennengelernt?
Wlaschiha Ja, als man konnte oder durfte, hatte ich erst mal andere Interessen. Ich habe in den Neunzigern nicht als Erstes Marvel nachgeholt. Da war ich auf einer ernsthaften Schauspielschule, da habe ich Schiller und Lessing gelesen. Später habe ich dann schon „Guardians of the Galaxy“ und viele andere Marvel-Filme geschaut.
Striesow Bei mir haben die Kinder das Thema in die Familie gebracht, weil sie das so super fanden. Und dann hat man irgendwann nachgefragt, was meinen die denn, was ist denn das besondere an den Figuren? Was ist dran an „Black Panther“ und so? Und dann hat man sich das irgendwie auch angeschaut, klar.
Sie spielen jetzt zwar Figuren, die im Marvel-Superhelden-Universum zu Hause sind, aber keine Superkräfte haben – außer dass sie gut darin sind, lakonische Sprüche zu machen.
Wlaschiha Ich finde, das ist das Interessante an Superhelden, dass sie im Endeffekt menschlich sind. Sonst wäre es auch uninteressant, sie zu sprechen oder zu spielen.
Striesow Außerdem lassen sich coole Sprüche einfach über das Hören viel besser transportieren als Superkräfte.
Wlaschiha Wenn ich als Sprecher plötzlich unsichtbar werden würde, bekäme das ja gar keiner mit.
„Wastelanders“ spielt viele Jahre nach den „Guardians of the Galaxy“-Filmen. Sie sprechen Peter Quill und den Waschbären Rocket, die nicht mehr so frisch wirken wie im Kino.
Wlaschiha Ja, die sind schon ganz schön alt geworden, weshalb ich mich auch gefragt habe: Warum wird mir so was angeboten? Sehen die da was in mir, was ich im Spiegel nicht sehe? Aber es hat natürlich Spaß gemacht. So eine Figur auf die menschliche Ebene herunterzubrechen. Das ist hundertmal interessanter, als einfach einen Superhelden zu sprechen.
Striesow Für mich hat sich dagegen erst mal die Frage gestellt: Wie sprechen Waschbären? Und wie mache ich das?
Wlaschiha Warst du im Zoo zur Vorbereitung?
Striesow Ja, ich habe mir da einiges abgeguckt. Leider bekommt das keiner zu sehen. Ich sah so cool aus hinter dem Mikro! Tatsächlich aber hat das Sprechen seinen eigenen Reiz, also mit der Stimme zu spielen, nur mit der Stimme etwas darzustellen und Bilder im Kopf zu erschaffen.
Wlaschiha Ich fand es befreiend, mich austoben zu können. Vor der Kamera ist es ja am besten, möglichst gar nichts zu machen, außer zu denken. Das ist manchmal sehr schwierig. Ich habe am Anfang viel Theater gespielt. Als ich begonnen habe zu drehen, habe ich zunächst eigentlich immer viel zu viel gemacht, immer auch für die letzte Reihe gespielt und musste lernen, das immer weiter runterzutunen. Jetzt nur die Stimme zu haben und darüber eine ganze Welt zu erzählen hat total Spaß gemacht.
Rocket und Quill wirken ein bisschen wie ein altes Ehepaar oder wie Jack Lemmon und Walter Matthau in „Ein seltsames Paar“.
Wlaschiha Ja, das ist so eine Art Screwball-Comedy.
Striesow Man merkt auf jeden Fall, dass die schon eine ziemlich lange Beziehung haben miteinander, dass sie sich schon sehr, sehr lange kennen.
Wlaschiha Zu lange!
Striesow Ja, es reicht jetzt.
Wlaschiha Sie sind dieser Beziehung etwas müde.
Striesow Sie können aber auch nicht ohne einander.
Wie wichtig ist es bei so einer Produktion, dass die Chemie zwischen den Sprechern der beiden Hauptfiguren stimmt? Hätte das auch funktioniert, wenn Sie beide sich nicht so gut verstehen würden?
Wlaschiha Wir mögen uns gar nicht, aber wir sind Profis (lacht).
Striesow Ja, genau, wir tun die ganze Zeit nur so (lacht).
„Marvel’s Wastelanders“: Devid Striesow und Tom Wlaschiha
Sprecher Der Schauspieler Devid Striesow wurde 1973 auf Rügen geboren. Er spielte sieben Jahre lang Kommissar Jens Stellbrink im Saarbrücken-„Tatort“ und war zuletzt in den Filmen „Im Westen nichts Neues“ und „Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war“ zu sehen. Tom Wlaschiha wurde 1979 in Dohna geboren, wurde berühmt durch seine Rolle in der Fantasyserie „Game of Thrones“. Er spielt in „Das Boot“ eine Hauptrolle und leiht im Pixar-Film „Lightyear“ dem Titelhelden Buzz Lightyear seine Stimme.
Audiosaga In der Podcast-Serie „Marvel’s Wastelanders: Star-Lord“ sind Tom Wlaschiha als Peter Quill und Devid Striesow als Rocket zu hören. Die Staffel mit zehn Episoden ist ab diesem Mittwoch bei Audible.de kostenlos verfügbar. Benötigt wird nur ein Amazon.de-Log-in.