8. September ist „Star-Trek“-Feiertag
„Star Trek“: 58 Jahre unendliche Weiten und Weisheiten
Wiegt das Wohl vieler schwerer als das Wohl eines einzelnen? Ist Logik der Anfang aller Weisheit? Brandaktuelle philosophische Fragen, die in „Star Trek“ aufgeworfen werden. Am 8. September 1966 wurde die erste Folge der legendären Science-Fiction-Serie in den USA ausgestrahlt. Eine Zeitreise zurück in die Zukunft.
Von Markus Brauer
Erinnern Sie sich noch an das unverwechselbare Intro, mit dem jede Folge der legendären Science-Fiction-Serie „Raumschiff Enterprise“ beginnt?
„Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung fünf Jahre unterwegs ist, um fremde Galaxien zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“
8. September 1966: Premiere von „Star Trek“
Der 8. September dürfte bei allen Trekkis, den Fans des „Raumschiff Enterprise“ – „ Star Trek“ in der englischen Originalversion –, dick rot im Kalender stehen. Denn dieses Datum erinnert als „Star Trek Day“ (Star-Trek-Tag) an die Premiere der Science-Fiction-Kultserie am 8. September 1966 beim US-Fernsehsender NBC.
Wie war das noch mit Captain James T. Kirk, Commander Mr. Spock, Schiffsarzt Dr. Leonard „Pille“ McCoy und Chefingenieur Montgomery „Scottie“ Scott? Eine Zeitreise in zurück in die Zukunft:
Der 8. September 1966 gilt unter Trekkies zwar als offizieller Premierentermin. Doch tatsächlich lief die Auftaktfolge der Ur-Serie „The Man Trap“ bereits am 6. September 1966 – also zwei Tage früher - in Kanada beim TV-Sender CTV.
Das deutsche Fernsehpublikum musste deutlich länger auf eben diese Folge warten. Bei der Erstausstrahlung von „Raumschiff Enterprise“ zwischen 1972 und 1974 hatte das ZDF „The Man Trap“ schlicht übergangen. Es dauerte bis zum 28. September 1987, bis der Privatsender SAT 1 die erste synchronisierte Fassung unter dem Titel „Das letzte seiner Art“ in deutscher Sprache ausstrahlte.
Langlebigstes Science-Fiction-Franchise-Produkt aller Zeiten
„Star Trek“ (auf Deutsch „Sternenreise“, „Sternentreck“, „Reise durchs All“) ist das langlebigste Science-Fiction-Franchise-Produkt aller Zeiten. Seit 58 Jahren begeistert das von Regisseur Gene Roddenberry erdachte „Star-Trek“-Universum SciFi-Fans in aller Welt.
Von 1966 bis 1969 wurde in den USA das Original „Raumschiff Enterprise“ unter dem Titel „Star Trek“ erstmals ausgestrahlt. Insgesamt wurden bisher 703 TV-Episoden, 13 Kinofilme und mehr als 1000 Comics produziert.
Unbestreitbar steckt in „Star Trek“ mehr als Popkultur, Action und Technik-Geplauder. Ursprünglich sollte die Originalserie bereits im Jahre 1965 starten, wurde aber um ein Jahr nach hinten verschoben.
„Star Trek“ und die Philosophie
Kommen wir also zu den zentralen Fragen des „Star-Trek“-Universums: Wiegt das Wohl vieler schwerer als das Wohl eines einzelnen? Ist Logik der Anfang aller Weisheit? Brandaktuelle philosophische Fragen, die in „Star Trek“ aufgeworfen werden.
Den NBC-Verantwortlichen waren die ersten Folgen zu vergeistigt, zu intellektuell, zu abgehoben. Man störte sich daran, dass zu viel Philosophie in der Serie steckte. Was ja auch stimmte. Denn Roddenberry wollte philosophische Ideen auf populäre Art und Weise durch das Medium einer Science-Fiction-Serie darstellen.
Rekurs auf die Philosophiegeschichte
In der Originalserie werden diverse philosophische Themen und philosophiegeschichtliche Epochen angesprochen – von Platon (428-248 v. Chr.) über Immanuel Kant (1724-1804) bis zu Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831).
Mr. Spocks Spruch, dass die Logik der Anfang aller Weisheit ist, kann man auch dem deutschen Großdenker Hegel in den Mund legen. Rationales und logisches Denken sind für den Vulkanier höchstes Gut und größtes Vermögen. Spock muss all sein Tun immer logisch begründen. Auch hinter seinen mystisch-rituellen Akten als Vulkanier verbirgt sich pure Logik und Rationalität.
Wiegt das Wohl von Einem genauso so schwer wie das Wohl von Vielen?
Im dritten „Stark-Trek“-Kinofilm „Start Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock“ aus dem Jahr 1984 fällt folgender zentraler Satz:
- Spock fragt Captain Kirk, warum der ihn gerettet hat und dabei das Leben seiner Crew aufs Spiel setzte.
- Spock: ‚Aber warum haben Sie es getan?‘
- Kirk: ‚Weil das Wohl von Einem genauso schwer wiegt, wie das Wohl von Vielen!‘“
- Spock ist zunächst der Meinung, das Glück vieler mehr wert sei als das Glück eines Einzelnen. Was ja nur logisch ist.
Diese Frage wird auch in der postmodernen Ethik diskutiert. In den „Star-Trek“-Filmen wird gezeigt, wie sich Kirk mit seiner Crew in große Gefahren begibt, um Spock zu retten. „Star Trek III" gipfelt schließlich in dem besagten Dikurs um Mr. Spocks Satz: „Das Wohl von Vielen, es wiegt schwerer als das Wohl von Wenigen oder eines Einzelnen.“ Was Kirk dann mit einem Verweis auf Hegel beantwortet, dass man den Wert des Glück nicht an der Zahl der Glücklichen fest machen kann.
„Star Trek“ als Pionier eines Multi-Kulti-Universums
„Star Trek“ war in den rassistisch geprägten 1960er in den USA auch deshalb so revolutionär, weil ein Russe (Pavel Andreievich Chekov), ein Chinese (Lieutenant Hikaru Sulu) und eine Afroamerikanerin (Lieutenant Nyota Uhura) zusammen mit einem Amerikaner (Captain James T. Kirk) sowie einem spitzohrigen extraterrestrischen Besserwisser (Commander Spock) gemeinsam auf der Kommandobrücke eines Raumschiffs Dienst tun.
Hinter dieser multikulturellen Konstellation stand eine zentrale Idee von Produzent Gene Roddenberrys: die Gleichheit aller Wesen, die über einen freien Willen verfügen. Und da gehört der Halb-Vulkanier Mr. Spock genauso dazu wie die Vertreter der unterschiedlichen terrestrischen Völker. Kommunikationsoffizier Lieutenant Nyota Penda Uhura, gespielt von Nichelle Nichols, hat dabei eine besondere Rolle inne.
Afroamerikanerin auf der Kommandobrücke
Es war der US-Bürgerrechtler Martin Luther King, der die Schauspielerin motiviert hatte, weiter in der Serie mitzuspielen, wie der Hegel-Forscher und „Star-Trek-Experte Klaus Vieweg erläutert, der an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Professor für Philosophie ist. Nichols hatte nämlich ein anderes Drehangebot. „You don’t have a black role, you have e equarl role“ („Du hast keine schwarze Rolle, sondern Du hast eine gleiche Rolle“), erklärte ihr Martin Luther King.
„Im Fernsehen ist eine schwarze Frau, die ist kein Kindermädchen, sondern arbeitet auf der Kommandobrücke. Das war damals während der Hochphase der Diskriminierung von Schwarzen in den USA nicht die Normalität“, sagt Vieweg.