Mele „Nichts macht Sinn“
Stuttgarts Antwort auf Justin Bieber?
Mele kommt aus Stuttgart und hat gerade ihr Album „Nichts macht Sinn“ veröffentlicht. Weshalb ihre Karriere im Supermarkt begonnen hat und sie „abgefucked“ vom Singlesein ist, verrät sie hier.
Von Viviana Bastone
„Nichts macht Sinn“ heißt Meles Debütalbum, das man seit dem 23. August auf knallorangenen Vinyl hören oder streamen kann. Die 29-jährige Sängerin aus Stuttgart, die mit bürgerlichem Namen Marlene Schittenhelm heißt, schreibt über die Liebe, aber auf ihre Alben schaffen es keine 0815-Songs. Es geht um das Single-Sein und wie sehr sie das gerade „abfucked“ und um Freundschaften, in der die eine Person mehr als die andere will. Das alles verpackt sie in tanzbare Songs mit einer elektronischen Färbung. Sie selbst bezeichnet ihren Stil als „experimentelle, alternative Popmusik“. Die Inspiration für ihre Auf-die-Zwölf-Texte zieht die Romantikerin aus eigenen Erfahrungen.
Alle Wege führen zum Southside
Seit sie klein ist, macht Mele leidenschaftlich gern Musik. Mit gerade einmal drei Jahren schrieb sie ihren ersten Song „Überall kommen Rehe raus“ im Supermarkt. „Das ist ein Banger, den singen ich und meine Band auch immer auf Tour zusammen – mehrstimmig“, erzählt die Künstlerin lachend. Nach ihrem Musikstudium an der Hochschule Osnabrück widmete sie sich mehr und mehr dem „Mele-Projekt“, das stetig wächst.
Drei EPs, eine eigene Headlinertour und einen Warner-Music-Plattenvertrag später, weiß Mele immer noch, wann sie zum ersten Mal das Gefühl von Erfolg gespürt hat – auf dem Southside Festival 2022. Obwohl sie zur Mittagszeit auf der kleinsten Bühne parallel zu großen Acts spielte, schaffte sie es, den Festivalplatz zu füllen. „Da dachte ich: Es gibt wirklich Leute, die hören meine Musik und können meine Texte“, erinnert sich Mele. Mittlerweile kann sie von ihrer Musik leben. Und sogar die Stuttgarter Miete bezahlen.
„Man muss nicht perfekt sein“
Dass ihr Album jetzt erscheint, ruft in Mele zwei Gefühle hervor: Erleichterung und Freude. Gemeinsam mit ihrem Gitarristen Carl und ihrem Kumpel Chris, mit denen sie ihre Songs schreibt, arbeitet die Künstlerin schon seit zwei Jahren auf diesen Moment hin. So ein Entstehungsprozess sei ein Wechselbad der Gefühle, so die 29-Jährige. In ihrem Job als Musikerin neige man häufig dazu, sich mit anderen Künstlerinnen und Künstlern zu vergleichen. Das schüre schnell Selbstzweifel. „Die Herausforderung ist, dass man daran nicht kaputt geht“, sagt Mele. Andererseits sei das auch ein Job, in dem man oft genau so viel Bestätigung bekomme, wenn einem tausend Fans vor der Bühne zujubeln.
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Frei von Selbstzweifeln ist Mele nicht, auch nicht, was ihren Social-Media-Auftritt angeht. Trotzdem postet sie ungehemmt das, was ihr gerade in den Sinn kommt und kreiert dabei eine ganz eigene Ästhetik. Man müsse – Achtung, jetzt wird es laut Mele cheesy – nicht perfekt sein. „Ich will einfach nicht, dass jemand Komplexe kriegt, wenn er auf mein Profil geht“, sagt sie. Für ihre mehr als 16 000 Followerinnen und Follower versuche sie auf Instagram einen verurteilungsfreien Raum zu schaffen. Auf ihren Profilen in den Sozialen Medien beweist Mele außerdem Sinn für Humor: In ihrer Instagram-Biografie bezeichnet sie sich als die deutsche Justin Bieber.
Warum „Dating“ nie auserzählt ist
Neben ihrem Dasein als Musikerin, hostet Mele zusammen mit ihrer Freundin Julia noch den Unserding-Dating-Podcast „Liebt euch“. Dabei kommentieren beide Moderatorinnen die Sprachnachrichten ihrer Zuhörerinnen und Zuhörer, die von ihren schrägsten Dating-Erfahrungen erzählen. „Ich lache selten so viel wie in diesem Podcast“, sagt Mele. In einer ihrer Lieblingsfolgen erfindet der Kumpel eines Zuhörers eine abstruse Geschichte inklusive Gefängnis und Waffen, um ihm eine Ausrede zu liefern, sein missglücktes Date abzubrechen. Der Podcast zählt auf Spotify mittlerweile fünf Staffeln, langweilig wird es dabei nie: „Das Thema Dating ist nie auserzählt. Es ist einfach nicht so leicht, jemanden zu finden, der deinem Leben ein Plus gibt“, sagt Mele.
Album und Tour
- Meles Album „Nichts macht Sinn“ (Warner Music) ist am 23. August erschienen.
- Im Herbst geht Mele auf Solo-Tour. Sie zwischen dem 17. Oktober und 30. November in Manz, Köln, Oberhausen, Wien, München, Stuttgart, Freiburg, Nürnberg, Erfurt, Leipzig, Osnabrück, Hamburg und Berlin. Das Konzert in Stuttgart findet am 25. Oktober im ClubCann statt.