„Szene Report“ in der ARD
Vom Dissen, Rap-Battles und schrägen Kappen
Aktuell läuft die dritte Staffel des Comedyformates „Szene Report“ in der ARD-Mediathek. Diesmal im Fokus: die Hip-Hop-Kultur der 90er und 00er Jahre. Teil des Casts ist auch Comedian El Hotzo.
Von Johanna Marie Kleine
Vom Dissen, Rap-Battles und schrägen Kappen: Die Hip-Hop-Kultur der späten 90er Jahre war nicht einfach eine Musikströmung. Nein, Hip-Hop war ein Lifestyle. Mit der Mockumentary „Szene Report“ setzt ARD Kultur genau an diesem Punkt an: Das Format soll die vielfältigen Facetten von Jugend-Subkulturen unter einem satirischen Blickwinkel wiedergeben. Nach der Grimme-Preis-nominierten ersten Staffel über die Emo-Szene, einer zweiten Staffel zu Techno und Indie, widmet sich diese Ausgabe nun der Hip-Hop-Kultur.
Mit einer Besetzung aus Comedians wie El Hotzo oder Marie Lina Smyrek und musikalischen Bekanntheiten wie Björn Beton von Fettes Brot taucht die Serie tief in das Lebensgefühl der Hamburger Hip-Hop-Szene der 90er und 00er Jahre ein. Dabei greift das Format jegliche absurde Dynamiken und Klischees der Zeit auf. „Dass man auf diese Zeit auch mit einem lächelnden Auge schauen kann, weil einiges auch echt lächerlich war, ist klar. Aber dass man da eine große Achtung vor haben muss, weil die Charts voller populärer Rap-, und Hip-Hop-Künstler sind, eben auch“, sagt Comedian und „Szene-Report“-Darsteller Sebastian Hotz („El Hotzo“) im Interview mit unserer Zeitung.
Baggy-Jeans und Goldketten der Superlative
Dieser schmunzelnde Blick ist wohl auch das, was die Arbeit am Set ausmachte. Hotz fügt hinzu:„Der Regisseur Hannes Rademacher und die ganze Firma von Sendefähig sind sehr affin, coole Menschen aus dem Internet zusammen zu holen. Da sind dann Leute, die sie lustig und interessant finden und dann wird dafür gesorgt, dass man einfach nur eine lustige, gute Zeit am Set hat. Und das merkt man, glaube ich, auch am Produkt.“
In zwei 20-minütigen Folgen begleitet der Zuschauer zwei fiktive Freundesgruppen bei dem Versuch, in der Hamburger Hip-Hop-Szene Fuß zu fassen. Dabei ist die Serie so authentisch an die typische 00er-Jahre-Affektiertheit gekoppelt, dass diese Authentizität zum Satire-Moment per se wird. Narrative Überspitzungen wie Dialoge über den „Beef“ mit der Berliner Rapszene oder Songtexte über Verhütung („Nie mit ohne, immer mit mit ohne“) werden mit einer Bildsprache voller Zooms und hektischer Schnitte verknüpft, die vor ironischer Dramatik nur so strotzen. Schlussendlich muss manch ein 90er-Kind beschämt in sich hinein schmunzeln – bei dem Gedanken an Baggy-Jeans und Goldketten der Superlative.
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Einfluss mit Verzögerung
Sebastian Hotz selbst ist 1996 geboren, kann sich also nur recht vage an die 90er erinnern. Die aufkeimende Hip-Hop-Kultur in Deutschland spielte dennoch eine Rolle in seiner Kindheit und Jugend. Er erzählt schmunzelnd: „Dadurch, dass ich im ländlichen Franken groß geworden bin, kann man durchaus sagen, dass ich zumindest den Stil der späten 90er Jahre hautnah mitbekommen habe. Das war dann nur eher in den frühen 2010ern, weil dann ist der Trend eben erst bei uns angekommen.“
Für alle Hip-Hop-Fans der 90er (oder auch erst 2010er) oder diejenigen, die eine 40-minütige Zeitreise in das Fernsehen von „früher“ wagen möchten: „Szene Report“ bietet absurde und zugleich detailverliebte und raffinierte Unterhaltung.
Der „Szene Report – Beats, Bässe und Bambule – Hip Hop Hauptstadt Hamburg“ läuft aktuell in der ARD Mediathek.