TV-Serie „The Club“ über Kinderwunsch
Wenn die Samen völlige Versager sind
Was tun, wenn es mit dem Kinderkriegen nicht klappt? Die belgische Serie „The Club“ erzählt von drei Paaren, die sich in einer Kinderwunschklinik kennenlernen.
Von Ulla Hanselmann
Sie sind frisch verliebt, sie haben viel Sex, sie glauben an eine gemeinsame Zukunft, sie wünschen sich ein Kind. All das, was zu einer Romanze gehört, haben diese drei Paare, die im Mittelpunkt der belgischen TV-Serie „The Club“ stehen. Für Bert und Kirstie ist es eher ein spätes Glück, bei Charlie und Ziggy ein sehr junges und bei Ellen und Zwo ein gleichgeschlechtliches. Doch eine entscheidende Sache fehlt, und deshalb lernen sie sich in einer Kinderwunschklinik kennen und gehören damit einem Club an, „zu dem niemand gehören will“, so der Titel der ersten Folge. Denn das mit dem Kinderkriegen – so einfach ist das bei ihnen nicht. Weshalb „The Club“ keine Romanze, sondern eine Dramedy ist.
Auch der siebte IVF-Versuch klappt nicht
Der bullige Bert (Dominique Van Malder) beispielsweise muss erfahren, dass seine Samen völlige Versager sind, weshalb Kirstie (Janne Desmet) auch nach der siebten IVF-Behandlung den enttäuschenden Anruf aus der Klinik bekommt und daraufhin ernsthaft über einen Samenspender nachdenkt. Ellen (Jade Olieberg) und Zwo (Evelien Bosmans), ein lesbisches Paar, haben einen solchen Samenspender schon gefunden. Doch die Ärztin Dr. Deseure (Lies Visschedijk) stellt fest, dass Ellen unter Endometriose leidet und sich nur unter hohen Risiken einer Kinderwunschbehandlung aussetzen kann. Zwo wäre viel besser geeignet, ein Kind zu gebären. Doch die will zwar auch ein Kind, austragen will sie es aber unter keinen Umständen selbst.
Der Achtteiler zeigt beispielhaft und sehr realitätsnah, mit welchen enormen physischen, emotionalen und psychischen Belastungen eine Kinderwunschbehandlung einhergeht. Eine Prozedur, die nicht nur das Selbstverständnis und die Lebensentwürfe der Beteiligten infrage, sondern auch ihre jeweilige Partnerschaft auf eine extreme Probe stellt. Die drei Fallbeispiele mögen auf den ersten Blick schematisch wirken. Doch die Serie stattet sie, je weiter sie fortschreitet, mit psychologischem Tiefgang und Differenzierung aus. Man merkt den authentischen Dialogen an, dass die Drehbuchautoren Leander Verdievel und Zita Theunynck auf persönliche Erfahrungen zurückgreifen konnten.
Es ist tatsächlich eine „weirde Welt“, wie Zwo sagt, in die „The Club“ Einblicke eröffnet. Eine, von der sich Menschen, die nur vom bloßen Anschauen schwanger werden, keine Vorstellung machen: Sexmarathon nach Eisprung-Plan, Hormonspritzentortur, Masturbation auf Kommando. Die Studentin Charlie (Roos Dickmann) erfährt zum aus ihrer Sicht unpassendsten Zeitpunkt, dass sie an einer seltenen Krankheit leidet: verfrühte Wechseljahre. Für sie und Ziggy (Achraf Koutet), mit dem sie noch gar nicht so lange zusammen ist, heißt es zu entscheiden: ein Kind jetzt – oder nie. Hinzu kommt bei manchen ein selbst auferlegter, das psychische Leiden erschwerender Verschwiegenheitsschwur, weil Unfruchtbarkeit und ungewollte Kinderlosigkeit nach wie vor Tabus sind – ausgerechnet in einer Gesellschaft, in der die Geburtenrate sinkt und immer mehr sich freiwillig gegen Nachkommen entscheiden. Allein deshalb ist der Produktion viel Aufmerksamkeit zu wünschen.
„The Club“ bietet gute TV-Unterhaltung, ohne es sich allzu einfach zu machen: Denn ein klischeehaftes Happy-Baby-End gibt es nicht; gezeigt wird, wie verflixt kompliziert die Sache mit dem Kinderkriegen sein kann. Der Regisseur Toon Slembrouck verliert trotz des existenziellen Themas nicht die Leichtigkeit aus den Augen, die Autoren arbeiten mit feinem Humor die absurden Situationen heraus, die entstehen, wenn bei der natürlichsten Sache der Welt mit Hightechmedizin nachgeholfen wird.
The Club: 18. Juni, alle acht Folgen ab 23.15 Uhr, ZDF Neo. Ab 19. Juni in der ZDF-Mediathek.