TV-Tipp: ZDF-Komödie

Wenn Männer durch die Wildnis irren

Keine Lust mehr auf Fernseh-Fußball? Diese ZDF-Komödie „Überväter“ erzählt die Geschichte von einem Vater-Sohn-Gespann, das unterschiedlicher nicht sein könnte.

Es kracht zwischen Sohn (Anselm Bresgott, links) und Vater (Fritz Karl)

© ZDF/Martin Valentin Menke

Es kracht zwischen Sohn (Anselm Bresgott, links) und Vater (Fritz Karl)

Von René Wolff

Wann ist ein Mann ein Mann? Mathi jedenfalls versucht es als erfolgreicher Geschäftsmann mit traditionellem Männerbild und handwerklichem Geschick. Sein Sohn Luca hingegen ist ein feinfühliger Masseur, der mit großer Unsicherheit zu kämpfen hat. Während der Vater (Fritz Karl) mit seiner deutlich jüngeren Freundin eher sorglos im Speckgürtel der Stadt lebt, kämpft sich sein Sohn (Anselm Bresgott) in einer kleinen Wohnung und der hochschwangeren Freundin Steffi durch den Alltag. Als die Umstände ihn zwingen, seinen Vater um eine Bürgschaft zu bitten, nimmt die Handlung Fahrt auf: Luca rafft sich auf, um mit seinem Erzeuger zu reden, zu dem er seit Jahren kaum noch Kontakt hat.

Wenigstens die Frauen verstehen sich

Mathi und Freundin Jule erwarten ebenfalls ein Kind. Ein gemeinsamer Grillabend führt jedoch nicht zur erhofften Versöhnung von Vater und Sohn, sondern zu einem heftigen Streit. Dafür freunden sich wenigstens die beiden schwangeren Frauen (Cynthia Micas und Cristina do Rego) miteinander an und bilden fortan einen wohltuenden Gegenpart zu den sich kabbelnden Kerlen.

Im Zentrum der Geschichte steht ein Väter-Seminar, an dem sowohl Mathi als auch Luca teilnehmen, wenn auch aus ganz unterschiedlichen Motiven. Während Mathi darin die Chance sieht, den Unternehmer Jochen als Geschäftspartner zu gewinnen, sucht Luca tatsächlich nach Orientierung für sein zukünftiges Leben als Vater. Das Seminar, das die Teilnehmer durch symbolische Rituale wie die „Wiedergeburt durch Gaia“ – einer mannsgroßen Vulvaplastik – führt, wird zum Ort ebenso witziger wie tiefgründiger Auseinandersetzungen über verschiedene Vorstellungen von Männlichkeit. Wobei zum Witz maßgeblich beiträgt, dass alle Charaktere parodistisch überzogen sind – und der Seminarleiter Gion sehr überfordert ist.

Im Wald warten Wildschweine und Wölfe

Die Autoren Floran Vey und Dominik Moser haben ihre Geschichte in drei Teile gegliedert wie Akte in einem Theaterstück: Nach „Der Grillabend“ und „Das Seminar“ folgt „Die Wildnis“, in dem die Hauptprotagonisten gemeinsam durch einen Wald irren. Die unfreiwillige Abenteuerreise inklusive Begegnungen mit Wildschweinen und einem Wolf sowie einem Waldbrand entwickelt sich zur veritablen Slapstick-Comedy mit unerwartetem Ende.

„Überväter“ bedient jede Menge Klischees, um sie zugleich doch auch in Frage zu stellen. Dem Regisseur Janosch Chávez-Kreft gelingt es, ganz gegensätzliche aktuelle Modelle von Männlichkeit humorvoll zu überzeichnen, um sie im Kern treffend zu kritisieren. Dieser Mix aus Satire, Comedy und Gesellschaftskritik zeigt, dass auch eine TV-Komödie nach dem Abspann durchaus nachdenklich stimmen kann.

Überväter: ab sofort in der ZDF Mediathek

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Erstellt:
5. Juli 2024, 18:54 Uhr

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