„Wir schaffen Platz für zirka 160 Personen“
Das Interview: Charley Graf über die Zukunft der Kleinkunstbühne Gruschtelkammer: Die nächste Saison wird mit dem kompletten ursprünglich geplanten Programm in der Auenwaldhalle gespielt.
Von Ingrid Knack
Ingo Appelt sprach im Mai im Interview mit unserer Zeitung über mögliche Veranstaltungsstätten in Coronazeiten und meinte: „Wir wollen alle wieder in die Gruschtelkammer. Aber das ist dann das Letzte, was sie wieder aufmachen.“ In der Sängerhalle Oberbrüden sind nach wie vor keine Veranstaltungen möglich, haben Sie jetzt eine andere Lösung gefunden?
Ja, aufgrund der Coronavorgaben ist es unmöglich, unsere Stammlocation in Oberbrüden zu nutzen. Nach vielen Überlegungen und langem Hin und Her haben wir uns entschieden, in die Auenwaldhalle zu gehen. Sicher nicht unbedingt der Traum für einen Kabarettabend, aber wir schaffen immerhin Platz für zirka 160 Personen.
Sie verpflichten die Künstler ja immer jahrelang im Voraus, denn die Kabarettisten, die in die Gruschtelkammer kommen, sind in der Regel gut unterwegs und ohne großen Vorlauf nicht zu buchen. Gibt es Veränderungen gegenüber den Plänen aus der Vor-Corona-Zeit oder gar ein abgespecktes Programm?
Wir haben beschlossen, unser geplantes Jahresprogramm durchzuziehen und alle Veranstaltungen inklusive der Theateraufführungen dort zu machen.
Da gehören Sie zu den wenigen, die so viel Mut zeigen. Worauf dürfen sich die Besucher freuen?
Das Programm ist das beste, das wir je hatten – wie immer. Drei Highlights kann ich aber doch hervorheben. Zum ersten Mal kommt der große Mathias Richling zu uns. Lange hat es gedauert, aber jetzt hat es geklappt. Mit ihm beginnt auch die Saison am 16. September. Dann erwartet uns ein ganz außergewöhnlicher Abend am 30. September mit dem Sänger und Entertainer Marc Marshall. Ich bin überzeugt, dass die Zuschauer total verzaubert nach Hause gehen werden. Ein Abend, der voll ins Herz trifft. Übrigens kein wirklicher Schlagerabend. Und dann noch, nach elf Jahren wieder, Stefan Jürgens. Der viel beschäftigte Schauspieler (Soko Wien) gibt einige seiner Soloabende. Das sind nur ganz wenige und einer davon bei uns.
Wie waren die Reaktionen der Künstler, als Sie sie für die Saison 2020/2021 eingeladen haben? Die derzeitige Auftragslage bewegt sich ja zwischen gar nichts und mittlerweile ganz gut im Geschäft.
Die Reaktionen waren unglaublich emotional. Es flossen, selbst bei bekannten Künstlern, Tränen. Alle freuen sich. Und alle tragen auch ihren Teil dazu bei, dass wir die enormen Kosten, die wir durch den Umzug in die Auenwaldhalle bei jeder Veranstaltung haben, einigermaßen stemmen können. Und ganz gut im Geschäft ist meines Erachtens momentan noch keiner. Zumindest, was ich so höre.
Auch die Gruschtelkammer-Theatergruppe wird dann endlich die Möglichkeit haben, ihr schwäbisches Lustspiel „Schnulleralarm“, das während der Probephase für 2020 abgesagt werden musste, zu spielen.
In unserem letzten Programm mussten wir die Veranstaltungen mit Wigald Boning und HG Butzko absagen. Ganz hart getroffen hat uns aber die Absage der sechs Theateraufführungen unserer Theatergruppe. Bekanntermaßen sind die Einnahmen aus diesen Aufführungen die Basis, um ein Programm auf so hohem und teurem Niveau anbieten zu können. Mich freut es natürlich, dass die Arbeit unserer Theatergruppe nicht umsonst war. Sie werden ab November wieder üben und den Text auffrischen. Das wird ein ganz tolles Stück.
Wie schaffen Sie es trotz des Ausfalls dieser Einnahmen, ein so hochkarätiges Programm auf die Beine zu stellen? Für die Auftritte in der Auenwaldhalle haben Sie ja auch noch Sonderausgaben. Werden die Eintrittskarten dann teurer?
Durch den Umzug in die Auenwaldhalle entstehen uns hohe Zusatzkosten. Jedes Mal muss die Beschallung und Beleuchtung komplett neu installiert werden. Auch zwei Videowände kommen hinzu, sodass die Besucher von jedem Platz aus beste Sicht und besten Ton haben. Das ist uns sehr wichtig. Trotz dieser Mehrkosten werden wir unser Eintrittspreisniveau beibehalten. Das können wir aufgrund von vielen Sponsoren und Unterstützern. Ob wir es im Endeffekt schaffen, steht noch in den Sternen. Wenn es ganz schlecht läuft und die Zuschauer ausbleiben, dann werden wir am Ende der Saison sicher aufhören müssen. Die ganzen Rücklagen wären dann weg. Ich habe auch bereits zwei Förderanträge beim Land gestellt. Einer ist schon abgewiesen worden. Von der Gemeinde können wir leider auf keine finanziellen Hilfen hoffen. Im Gegenteil. Wir müssen sogar Hallenmiete bezahlen. Wird eine ziemlich harte Sache für uns.
Zum besonderen Charme der Gruschtelkammer gehört ja auch die Bewirtung vor den Vorstellungen und den Pausen. Wird es wie in der Sängerhalle nun auch in der Auenwaldhalle eine Bewirtung geben?
Auch eine Bewirtung wird es geben. Diese übernimmt wieder das Team der Eintracht aus Backnang um Roland Schad. Auch die Bewirtung wird ein bisschen anders. Die Auswahl wird geringer sein, aber es wird niemand verdursten oder verhungern.
Die gedruckten Programmhefte werden Mitte August, also in diesen Tagen, in Auenwald, Althütte, Weissach im Tal und Allmersbach im Tal als Postwurfsendung verteilt. Ansonsten liegen sie in Tankstellen, Lokalen und bei den Veranstaltungen aus. Ab dem 16. August ist das Programm auch im Internet unter www.gruschtelkammer.de zu finden.
Der Kartenverkauf erfolgt nur noch online. Es sind weder telefonisch noch an einer Vorverkaufsstelle Karten zu bekommen. Die Karten gibt es immer exakt vier Wochen vor der Veranstaltung im Internet. Dafür muss man einfach auf die Homepage unter www.gruschtelkammer.de gehen und buchen.
Los geht es am 16. September mit dem Stuttgarter Kabarettisten Mathias Richling. Er zeigt sein Programm „Richling #2020“. Der Vorverkauf startet am 16. August.