Baustart für das zweite Murrtalviadukt in Backnang

Der vierstreifige Ausbau der Bundesstraße nimmt wieder Schwung auf. Der gestrige Startschuss für den Brückenbau ist nur der erste Schritt. Noch in diesem Jahr soll mit dem Bau der vierstreifigen Straße bis zur Anschlussstelle Backnang-West begonnen werden.

Schwungvoll soll der Ausbau der B14 weitergehen. Beim gestrigen Spatenstich zeigten sich alle Akteure zuversichtlich. Foto: Alexander Becher

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Schwungvoll soll der Ausbau der B14 weitergehen. Beim gestrigen Spatenstich zeigten sich alle Akteure zuversichtlich. Foto: Alexander Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Nach Jahren des Stillstands geht es jetzt mit dem vierstreifigen Ausbau der B14 rund um Backnang weiter. Allerdings nicht in Verlängerung des jüngsten Ausbauabschnitts in Waldrems, sondern etliche Sektoren weiter nördlich. Dort wird seit gestern am zweiten Viadukt gearbeitet. Beziehungsweise, wenn man es ganz genau nimmt, dort ist gestern der erste symbolische Spatenstich für das Brückenbauprojekt erfolgt. Dazu sind aus Stuttgart Regierungspräsidentin Susanne Bay und Verkehrsminister Winfried Hermann angereist. Und vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr kam der parlamentarische Staatssekretär Michael Theurer in die Backnanger Etzwiesen, wo alle von Oberbürgermeister Maximilian Friedrich begrüßt wurden.

Der Planfeststellungsbeschluss datiert aus dem Jahr 2007

Das Murrtalviadukt Ost wird das bereits bestehende westliche Viadukt ergänzen und stellt einen wichtigen Teilabschnitt beim Ausbau der B14 von Nellmersbach bis Backnang-West dar. Oder wie Regierungspräsidentin Bay es formulierte: „Der Ausbau der B14 als eine der Hauptachsen in der Region Stuttgart ist mit dem heutigen Tag ein großes Stück näher gerückt.“

Für Backnangs Oberbürgermeister Maximilian Friedrich war der gestrige Tag ein Freudentag. Angesichts der langen Planungsphase – der Planfeststellungsbeschluss für den Gesamtausbau datiert aus dem Jahr 2007 – fragte Friedrich scherzhaft in die Runde, wer wohl als Erster über die Ziellinie geht. Als Wahlmöglichkeiten schlug er vor: Stuttgart 21, die Sagrada Familia in Barcelona (ihr Bau wurde im Jahre 1882 begonnen und dauert bis heute an) oder das zweite Murrtalviadukt sowie die noch weiter erfolgenden Bauabschnitte.

Das Projekt mit ganzer Kraft und voller Leidenschaft vorantreiben

Laut Friedrich bekommen die lärmgeplagten Anwohner der Giebelau mit dem Viadukt endlich die Ruhe, die ihnen zusteht. Doch die Bedeutung des Brückenbaus ist darüber hinaus viel grundlegenderer Natur. Friedrich: „Die B14 ist und bleibt aber in erster Linie das zentrale Infrastrukturprojekt für den Großraum Backnang. Deswegen ist das zweite Viadukt ein ganz wichtiges Symbol für den Fortschritt dieser längerfristigen Baumaßnahme. Alle Beteiligten sind deshalb dazu aufgerufen, das Projekt mit ganzer Kraft und voller Leidenschaft voranzutreiben, egal ob hier auf der Baustelle oder am Schreibtisch.“

Langfristig soll CO2 eingespart werden

Friedrich erinnerte daran, dass 14 Jahre seit der Freigabe des Leutenbachtunnels vergangen sind. Mehr noch: Ursprünglich sollte der Abschnitt sogar bis zur Fußball-WM 2006 fertiggestellt sein. Angesichts einiger kritischer Töne zum Ausbau betonte der Oberbürgermeister sehr deutlich, dass der Ausbau der Bundesstraße „von einer überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung“ schon lange gefordert werde. Denn der leistungsgerechte Ausbau der Bundesstraße werde dringend benötigt, trotz aller notwendigen Verbesserungen im Bereich des ÖPNV. Zudem spare die Baumaßnahme langfristig sogar CO2-Emissionen ein. Für Friedrich besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass auch zukünftig ein erheblicher Bedarf für den motorisierten Individualverkehr gegeben sein wird, allerdings sicherlich mit anderer Antriebstechnik als heute. Deshalb appellierte er an alle Verantwortlichen des B-14-Ausbauprojekts: „Lassen Sie uns alle mindestens einen Gang höher schalten und versuchen, den Zeitplan für das zweite Murrtalviadukt sowie für die noch folgenden, dringend benötigten Abschnitte einzuhalten – oder vielleicht sogar zu unterbieten.“

Benachbarte Bauabschnitte sollen auch in diesem Jahr begonnen werden

Regierungspräsidentin Bay versprach, auch den benachbarten Bauabschnitt bis zur Anschlussstelle Backnang-West noch in diesem Jahr zu beginnen und beide Abschnitte bis 2027 fertig zu bekommen. Bay: „Wichtig ist mir, dass wir die weiteren Schritte nicht aus den Augen verlieren und sukzessive alle Bauabschnitte vorantreiben, sodass wir alle Abschnitte von Waldrems bis zu den Lerchenäckern bis 2028 oder 2029 fertig haben, das streben wir an.“

Staatssekretär Theurer verwies darauf, dass der Bund alleine für die beiden Abschnitte rund 91 Millionen Euro investiert, davon aktuell knapp 24 Millionen Euro für das Murrtalviadukt. „Damit steigern wir die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts im Rems-Murr-Kreis, entlasten die Ortsdurchfahrten der Stadt Backnang sowie der anliegenden Gemeinden vom Durchgangsverkehr und erhöhen die Verkehrssicherheit.“

Verkehrsminister Winfried Hermann betonte, dass der Ausbau nicht nur die Leistungsfähigkeit der Strecke verbessert, sondern gleichzeitig die Verkehrssicherheit erhöht und Schleichverkehr in den angrenzenden Orten vermeidet. „Mit der kürzlich erfolgten Ausschreibung des Abschnitts zwischen dem Murrtalviadukt und dem Bauende bei der Anschlussstelle Backnang-West ist zudem sichergestellt, dass beide Projekte in engem zeitlichen Zusammenhang fertiggestellt werden können.“

Der weitere Zeitplan für den B-14-Ausbau

Der nächste Schritt Die weiteren Bauwerke sowie der Straßenbau im Abschnitt zwischen dem Viadukt und der Anschlussstelle Backnang-West sind vergleichsweise problemlos. Nötig für den Ausbau der Bundesstraße sind zwei Brückenneubauten über die Aspacher Straße und die Schöntaler Straße. Das Bauwerk über die Schöntaler Straße ähnelt mehr einem Tunnel als einer Brücke, aus topografischen Gründen wird es 80 Meter lang. Der Baubeginn für den BA 2.7 ist ab Oktober 2023 mit Beginn der Rodungsarbeiten vorgesehen. Die Inbetriebnahme der ausgebauten B14 zwischen den Anschlussstellen Backnang-Mitte und -West ist für Ende 2027 geplant.

Die langen Tunnel In Waldrems und beim Tunnel Maubach mussten die Pläne aufgrund des Grundwassers geändert werden. Zudem muss der Tunnel Maubach aus statischen Gründen und Sicherheitsgründen tiefergelegt werden. Das Bauwerk „Tunnel Waldrems“ weist eine Gesamtlänge von 487,5 Metern auf. Es beginnt mit dem Trog Süd (170 Meter), geht dann in einen 150 Meter langen überdeckelten Tunnel über und endet mit dem Trog Nord (167,5 Meter). Das Bauwerk „Trog Maubach“ hat eine Länge von 250 Metern. Die Länge des Bauwerks „Tunnel Maubach“ bleibt mit etwa 230 Metern unverändert. Die Bauzeit wird vom RP mit 2024 bis 2028/29 angegeben.

Die wichtigen Bahnbrücken Der Entwurf der Eisenbahnkreuzungsvereinbarungen wird derzeit mit der DB AG abgestimmt. Für den Neubau der beiden Brücken ist es nötig, beide Bauwerke für drei Monate zu sperren. Wie die DB mitteilte, können die bisher anvisierten Sperrpausen für den Ersatzneubau der Brücken 2025 aufgrund anderer Maßnahmen im Schienennetz nicht gewährt werden. Die Sperrpause, welche die Deutsche Bahn einräumen kann, verschiebt sich auf das Jahr 2027.

Das größte Sorgenkind Bei der B-14-Anschlussstelle Backnang-Süd ist das RP in enger Abstimmung mit der Stadt Backnang. Inwieweit Backnang die städtische Variante weiterverfolgt und welches Rechtsverfahren hierzu nötig ist, wird sich im Verlauf der weiteren Abstimmung zeigen. Aktuelle Verkehrsuntersuchungen zeigen laut RP, „dass die planfestgestellte Lösung der Anschlussstelle mit leichten Modifikationen auch zukünftig leistungsfähig ist“.

Die dicke Rechnung Die Gesamtkosten summieren sich derzeit auf 187 Millionen Euro. 2016 hatte Verkehrsminister Alexander Dobrindt die Finanzierungszusage für 105 Millionen Euro gegeben. Dass das Projekt teurer wird als veranschlagt, verwundert nicht, stammt doch der Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 2005.

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Erstellt:
25. April 2023, 06:00 Uhr

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