Internationale Funkausstellung

100 Jahre Funkausstellung: Bryan Adams rockt die Ifa

Die weltgrößte Tech-Schau soll das schrumpfende Geschäft mit Konsumelektronik ankurbeln. Rund 1800 Aussteller präsentieren ab dem 6. September in den ausgebuchten Berliner Messehallen ihre Innovationen.

Allerlei Neuerungen – nicht nur bei Smartphones – sind auf der Ifa zu sehen.

© dpa/Sebastian Gollnow

Allerlei Neuerungen – nicht nur bei Smartphones – sind auf der Ifa zu sehen.

Von Thomas Wüpper

Zum 100. Jubiläum soll die Internationale Funkausstellung (Ifa) richtig durchstarten und an glänzende Zeiten anknüpfen. Zur „größten Tech-Messe der Welt“ werden vom 6. bis 10. September rund 1800 Aussteller aus 139 Ländern in den ausgebuchten Berliner Messehallen erwartet. Die beliebte Elektronikschau soll das zuletzt recht flaue Geschäft mit TV-Geräten, Smartphones, Waschmaschinen und Küchentechnik wieder mehr in Schwung bringen. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz wird zur Eröffnung erwartet.

Ein Jahrhundert nach Ifa-Gründung dominieren besondere Themen: Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit und Vernetzung. „Nirgendwo sonst gibt es die Möglichkeit, Markenwelten und Innovationen so eindrucksvoll zu erleben“, sagt Sara Warneke, Geschäftsführerin der Gfu Consumer & Home Electronics GmbH.

Heftiges Gezerre

In der GfU geben knapp zwei Dutzend Branchengrößen wie Samsung den Ton an. Die Gesellschaft besitzt die Markenrechte an der Ifa und lässt sie seit vorigem Jahr vom britischen Konzern Clarion organisieren, die landeseigene Messe Berlin zog als bisheriger Veranstalter nach einem längeren heftigem Gezerre und dem Auslaufen des Vertrages den Kürzeren. Im ungünstigsten Fall hätte die Hauptstadt ihre lukrative Veranstaltung sogar verlieren können und 100 Jahre Ifa würden in diesem Jahr anderswo gefeiert.

Umso mehr will sich die Berliner Traditionsschau nun wieder als „Hotspot für Technikbegeisterte“ präsentieren und besonders für jüngere Besucher attraktiver werden, auch durch Kooperationen mit Online-Medien. Im Sommergarten der Messe werden Stars wie Bryan Adams und Faithless die Ifa rocken, Showgrößen wie Olli Schulz und Jan Böhmermann sind vertreten und das Fachpublikum hat die Qual der Wahl, denn Reden, Pressekonferenzen und Podiumsdiskussionen von mehr als 150 Meinungsführern und Pionieren der Tech-Welt stehen auf dem Programm.

Die aktuelle Marktsituation in Deutschland ist für die Branche weniger erfreulich. Denn der Markt für Heimelektronik schrumpfte auch im ersten Halbjahr weiter um 2,6 Prozent auf rund 20,9 Milliarden Euro Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Ein Grund sei der schleppende Wohnungsbau, sagt GfU-Chefin Warneke. Denn mit weniger Wohnungen würden auch weniger Unterhaltungs- und Elektrogegenstände gekauft.

Nachfrage ist rückläufig

Allerdings ist schon seit dem Abflauen von Corona die Nachfrage rückläufig, besonders in der klassischen Unterhaltungselektronik gibt es Absatzprobleme. Die Pandemie verstärkte den Rückzug ins Private. Heimelektronik boomte, wer es sich leisten konnte oder wollte, kaufte sich ein neues Smartphone, eine Spielkonsole oder bessere Fernseh- und Haushaltsgeräte. Inzwischen wird wieder mehr gespart und der Bedarf scheint bei vielen Bundesbürgern gedeckt, zumal es in vielen Sparten keine revolutionären Neuerungen gibt.

Immerhin habe sich der seit 2022 anhaltende Negativtrend deutlich abgeschwächt, betont die GfU. Bei TV-Geräten gab es im ersten Halbjahr mit 1,4 Milliarden Euro Erlösen sogar leichten Zuwachs, von früheren Erfolgszahlen in Deutschland indes sind Elektronikhandel und Hersteller nicht nur in dieser Sparte weit entfernt. Die Ifa soll mit ihrem Werbespektakel für wieder mehr Kauflust sorgen, auch bei Haushaltsgeräten von Geschirrspülern bis zum Küchenmixer, deren Neuheiten ebenfalls in Berlin gezeigt werden. Voriges Jahr erfüllte sich die Hoffnung allerdings nicht wirklich, dass die Leitmesse einen kräftigen neuen Konsumschub bringt. Es kamen 182 000 Besucher, ein Viertel weniger als noch vor Corona.

Weniger Aussteller als letztes Jahr

Zum Vergleich: Nach dem Mauerfall zählte die Ifa mehr als 500 000 Gäste, damals strömten die Ostdeutschen in die Messehallen und die Messe fand nur alle zwei Jahre statt, dauerte dafür aber fast doppelt so lange. Mit der Digitalisierung und dem Kostendruck in der Branche stand danach immer wieder die Frage im Raum, ob große und teure Publikumsmessen überhaupt noch sinnvoll und finanzierbar sind. Zeitweise verzichteten selbst große Konzerne auf die Teilnahme. Zum Jubiläum aber seien auf der vergrößerten Messefläche die Top-30-Unternehmen der Welt vor Ort, betont die GfU. Unter den Ausstellern sind führende Unternehmen wie AEG/Electrolux, BSH Hausgeräte, Haier, Hama, Hisense/Gorenje, Honor, Jura, Kärcher, LG Electronics, Liebherr, Metz, Miele, Panasonic, Samsung, Shark-Ninja, Sharp, Sony, TCL, Thomson und Vestel, ebenso Fachhandelskooperationen wie EK Retail, Electronic-Partner, Euronics, Expert und Telering. Voriges Jahr zählte die ebenfalls ausgebuchte IFA allerdings noch mehr als 2000 Aussteller – der Neustart läuft also bisher noch eher verhalten.

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Erstellt:
29. August 2024, 17:44 Uhr

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