13,5 Millionen für Kirchbergs neue Gemeindehalle

Dass die Gemeindehalle in Kirchberg an der Murr neu gebaut werden soll, das steht schon seit Monaten fest. Nun sind die Planungen so weit, dass es erste Kostenschätzungen gibt. Diese liegen weit über der grob geschätzten Zahl von 5 bis 8 Millionen, mit der das Projekt gestartet war.

So könnte die neue Gemeindehalle mal aussehen. Auf der Westseite ist ein Eingang mit viel Aufenthaltsqualität geplant. Archiv: Drei Architekten

So könnte die neue Gemeindehalle mal aussehen. Auf der Westseite ist ein Eingang mit viel Aufenthaltsqualität geplant. Archiv: Drei Architekten

Von Kristin Doberer

Kirchberg an der Murr. Ende 2026 soll sie fertig sein, die neue Gemeindehalle von Kirchberg an der Murr. Zwischen der bestehenden Sporthalle und dem Schulgelände soll sie zu einem Veranstaltungsort mit Saal für große Zusammenkünfte sowie zu einem Treffpunkt für kleinere Runden in den beiden im Obergeschoss geplanten Vereinszimmern werden (wir berichteten). Bis es so weit ist, gibt es aber noch einiges zu planen und zu klären. Den aktuellen Planungsstand haben Rainer Streule und Katharina Ito vom Stuttgarter Planungsbüro „Drei Architekten“ in der ersten Gemeinderatssitzung nach der Sommerpause vorgestellt. So habe man mittlerweile auch die Technikräume genauer geplant sowie die Heizungsanlage, einen ersten Entwurf für das spätere Brandschutzkonzept gebe es und erste Abstimmungen zu den Außenanlagen.

Veränderungen habe es nochmal an der Bauweise gegeben. Statt wie ursprünglich geplant so viel wie möglich in holzbauweise zu machen, wolle man nun die Außenwände einheitlich mit Stahlbeton bauen, berichtet Katharina Ito. „Eine Mischung aus Holz und Stahlbeton wäre sehr aufwendig, wir haben uns nun für eine einheitliche Bauweise entschieden“. Besonders, weil das Gebäude sehr stark in den Hang gebaut werden soll und dort holzbauweise gar nicht machbar wäre. Das Dach soll dagegen vollständig als Holzkonstruktion angegangen werden. Dieses soll außerdem sowohl begrünt, als auch mit einer Fotovoltaikanlage ausgestattet werden, um möglichst viel des eigenen Strombedarfs decken zu können. Es soll zwei Zugänge zum Gebäude geben, einmal von der in den Hang gebauten Nordseite, um so ebenerdig in das erste Geschoss zu gelangen. Einen deutlich größeren Eingang mit mehr Aufenthaltsqualität und größerem Foyer haben die Planer im Erdgeschoss auf der Westseite vorgesehen.

Für den Schulkomplex muss noch eine Heizungslösung gefunden werden

Die Leistungsphase zwei habe man mit diesen Planungen nun abgeschlossen, sagt Architekt Rainer Streule. Das heißt auch, dass nun eine erste genauere Kostenschätzung vorliegt. Und die hat es in sich: 13,5 Millionen Euro brutto stehen am Ende der langen Liste mit Materialien und Leistungen. „Da ist jedes Bauteil, das das Gebäude hat komplett erfasst“, meint Streule. Er geht davon aus, dass sich in der nächsten Zeit außerdem die extreme Baupreissteigerung wieder beruhigen werde, immer wieder gebe es schon aktuell Angebote, die unter den Schätzungen liegen. Der Löwenanteil der Kosten liegt bei der Baukonstruktion des Neubaus (5,2 Millionen Euro) sowie den technischen Anlagen in dem Gebäude (3,6 Millionen Euro). Aber auch die Kosten für die späteren Außenanlagen (716000 Euro), die Ausstattung (119000 Euro) sowie der Abbruch der bestehenden Gemeindehalle (201000 Euro) und der Bau einer neuen Wärmeerzeugungsanlage für den Schulkomplex (500000 Euro) sind in den nun geschätzten Gesamtkosten mit inbegriffen.

Die bisherige Heizung für die Schule, Sporthalle und Gemeindehalle steht nämlich in der alten Gemeindehalle, die abgerissen werden soll. Während die neue Gemeindehalle mit zwei Wärmepumpen beheizt werden soll, ist noch nicht klar, wie es mit der Wärmeversorgung für den Schulkomplex weitergeht. „Aber hier haben wir ja noch Luft, um die beste Lösung zu finden“, sagt Thomas Schwabe vom Ingenieurbüro Klett. Schließlich wird die alte Gemeindehalle – und damit die Heizungsanlage – erst nach Fertigstellung der neuen Halle zurückgebaut.

Ebenfalls grob geschätzt hat das Architekturbüro die Förderungen, die Kirchberg bei dem Projekt erhalten könnte. Diese könnten bei etwa 2,1 bis 2,6 Millionen Euro liegen. „Ich schlucke immer noch, wenn ich die Gesamtkosten sehe“, meint Erich Drexler vom Gesunden Gemeinwesen Kirchberg. Das sei gerade im Vergleich zu den ganz zu Beginn des Projekts in den Raum geworfenen fünf bis acht Millionen Euro schwer zu verdauen. „Die früher genannten Kosten waren mehr als schwammig“, erklärt Bürgermeister Frank Hornek den großen Unterschied. Auch habe die Entwicklung der Baukosten in den vergangenen Jahren stark dazu beigetragen, dass es sich nun um ein 13-Millionen-Euro-Projekt handle.

70 Radstellplätze sorgen für Unverständnis bei den Gemeinderäten

Grundsätzlich zeigen sich die Gemeinderäte aber zufrieden mit der Arbeit des Architekturbüros. Lediglich bei der Fassadengestaltung wolle man nochmals genauer mitreden. Dass die Architekten nämlich eine Holzfassade planen, sei vielen neu gewesen. „Wie die Halle später mal aussieht, das wollen wir sicher nochmal im Gremium diskutieren“, meint der Bürgermeister. Und auch Streule beschwichtigt, hier sei man gerade bei den ersten Entwürfen, meint der Planer. Für etwas Verwirrung sorgten zudem die 70 geplanten Fahrradstellplätze an der Nordseite der Halle. Selbst bei der größten Veranstaltung, die übrigens im Winter stattfindet, kämen sicher nicht so viele Kirchberger mit dem Rad, gibt Gudrun Wilhelm von der Freien Liste Kirchberg zu bedenken. Daran könne man aber nichts ändern, meint der Architekt, die Zahl sei von der Landesbauordung – die sich eher an urbanen Regionen orientiert – so vorgegeben.

So geht es mit dem Projekt weiter: Bis März 2024 soll der Bauantrag eingereicht werden, im März 2025 soll dann der Baubeginn sein. Mit einer Übergabe des fertigen Gebäudes rechnen die Architekten bis November 2026.

Zertifizierung für nachhaltiges Bauen

DGNB Ein Kostenpunkt, der sich später mal auszahlen soll, ist die Zertifizierung des Neubaus. So strebt die Gemeinde eine Silber-Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen an (DGNB).

Kriterien Dafür müssen beim Bau einige Kriterien zu einem bestimmten Prozentsatz erfüllt werden. Unter anderem Ökologie, Ökonomie, soziokulturelle Aspekte oder technische Qualität.

Kosten und Förderung Eine Silber-Zertifizierung kostet die Gemeinde rund 150000 Euro. Das lohne sich aber, meint Christian Rittig vom Büro „GN Bauphysik“. Denn es werde einen deutlich höheren Zuschuss geben.

Gold-Zertifizierung Eine Zertifizierung der DGNB in Gold wäre theoretisch auch erreichbar, die Gemeinderäte haben sich aber dagegen ausgesprochen. Die Kosten für diese Zertifizierung belaufen sich nämlich auf 250000 Euro, die Förderung bleibt dagegen genau die gleiche. „Man hat Mehrkosten zum Beispiel durch genaueres Monitoring. Aber das heißt nicht, dass man ein besseres Gebäude“, bestärkt Rittig.

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Erstellt:
10. September 2023, 06:00 Uhr

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