46 Prozent weniger Delikte beim Wasen
Erfreuliche Bilanz: Nicht nur auf dem Gelände, auch drum herum an den Bahnhöfen und in Zügen ging es bedeutend friedlicher zu.
Von Wolf-Dieter Obst
Stuttgart - Auch die Bundespolizei kann bestätigen: Rund ums Cannstatter Volksfest und bei An- und Abreise der Besucher im Bahnverkehr ist es so friedlich wie lange nicht zugegangen. Nach einer Bilanz der Bundespolizeiinspektion Stuttgart ging die Zahl der Straftaten mit Volksfestbezug um fast 46 Prozent zurück. In absoluten Zahlen: von 83 auf 45 Straftaten. „Insgesamt ging das Einsatzkonzept, in Zusammenarbeit mit der Landespolizei und der Bahn AG, auch in diesem Jahr auf“, stellt die Leiterin Julia Buchen fest.
Der Großteil der registrierten Fälle ereignete sich im Bereich des Bahnhofs Bad Cannstatt – etwa der Angriff eines Jugendlichen auf einen 38-Jährigen am 4. Oktober, wobei der Mann nach Schlägen ins Gesicht vom Bahnsteig aufs Gleis stürzte. Die beiden sollen laut Ermittlungen bereits auf dem Wasen in einen Streit verwickelt gewesen sein. Das Opfer musste in ein Krankenhaus gebracht werden. Der 17-Jährige, der mit 1,3 Promille alkoholisiert war, wurde wegen Körperverletzung angezeigt. Dabei flogen in diesem Jahr die Fäuste seltener. Die Bundespolizei musste im Bahnbereich 20 Körperverletzungsdelikte aufnehmen – im Jahr davor waren es noch 28 Fälle. Die Zahl der sexuellen Belästigungen ging ebenfalls im Vergleich zum Vorjahr zurück – es gab im Zuständigkeitsbereich der Bundespolizei lediglich einen Ermittlungsfall. Im Vorjahr waren es sieben: ein statistischer Rückgang von 86 Prozent.
Die Klientel in Bahnhöfen ist im polizeilichen Alltag ein stetes Konfliktpotenzial. Doch im Zusammenhang mit dem Volksfest spricht die Bundespolizei bei den Widerständen gegen Vollstreckungsbeamte und tätlichen Angriffen auf Einsatzkräfte von einem „rückläufigen Ergebnis“. Dieses Jahr gab es nur einen Fall – im Gegensatz zu fünf Vorkommnissen im Vorjahr.
Noch zurückhaltender waren die Diebe – auch nach Ansicht der Bundespolizei. Die musste 2023 beim Volksfest elf Diebstahlsanzeigen nachgehen. In dieser Saison gab es nur einen Fall. Und das, obwohl nach Veranstalterangaben 4,6 Millionen Besucher den Weg zum Cannstatter Wasen gefunden hatten. Allerdings hatten die Bundespolizisten mit Ordnungswidrigkeiten, Verunreinigen von Bahnanlagen und dem verbotenen Betreten der Gleise zu tun.