47-Jährige aus Aspach entführt

51-jähriger Exfreund der Frau und sein Arbeitskollege dringend tatverdächtig  –  +++ UPDATE Polizei warnt davor, Anhalter mitzunehmen

Die 47-Jährige Frau, die seit Montagabend vermisst wird, ist entführt  worden. Die Polizei geht von einer Beziehungstat aus, dringend tatverdächtig sind der 51-jährige Ex-Freund der Frau und einer seiner Arbeitskollegen. In  einem Waldstück in der Nähe von Straßburg (Frankreich) ist ein Wohnmobil mit polnischem Kennzeichen gefunden worden, das in Zusammenhang mit der Tat steht und bereits am Montag von einem Zeugen in Aspach gesichtet wurde.

Im Fall der vermissten Pflegekraft aus Aspach gibt es neue Spuren Mit diesem Wohnmobil soll die 47-Jährige entführt worden sein. Foto: Polizei

Im Fall der vermissten Pflegekraft aus Aspach gibt es neue Spuren Mit diesem Wohnmobil soll die 47-Jährige entführt worden sein. Foto: Polizei

Von Silke Latzel

ASPACH/WAIBLINGEN. Die 47 Jahre alte Jolanta S. aus Aspach ist – so der derzeitige Stand der polizeilichen Ermittlungen – am Montag von ihrem  Lebensgefährten entführt worden. Erst vor Kurzem habe sich die polnische Pflegekraft von ihrem Partner getrennt, so Polizeisprecher Ronald Krötz vor der Presse in Waiblingen. „Wir gehen daher von einer Beziehungstat aus.“

S. wurde am Montagnachmittag gegen 13.30 Uhr das letzte Mal gesehen, als sie ihre Arbeitsstelle verließ. Sie gilt als sehr zuverlässig, weshalb es den Angehörigen der älteren Frau, um die die 47-Jährige sich kümmert, „gleich sehr verdächtig vorkam, dass sie einfach so verschwindet“, sagt Krötz. Eine Nachbarin ist die letzte Person, die S. in Aspach gesehen hat.

Wohnmobil in einem Waldstück nahe Straßburg leer aufgefunden

Die Angehörigen der Pflegeperson erstatteten daraufhin noch am Montagabend eine Vermisstenanzeige, woraufhin die Kriminalpolizei Waiblingen Ermittlungen und Suchmaßnahmen einleitete. Um Spuren aufzufinden, wurden auch ein Polizeihubschrauber und mehrmals ein Personensuchhund eingesetzt. Auch ein dunkler Renault mit polnischem Kennzeichen, der auf einem Parkplatz nahe der Mechatronik-Arena abgestellt war, wurde am Dienstagabend von der Kripo und der Spurensicherung genau untersucht (wir berichteten).

Zudem meldete sich ein Zeuge und sagte aus, er habe auf demselben Parkplatz am Montag gegen 14 Uhr ein Wohnmobil mit polnischem Kennzeichen gesehen, das sich bei seiner Ankunft auffällig schnell entfernte. Die Polizei geht mittlerweile davon aus, dass Jolante  S. dort überwältigt und mit dem Wohnmobil entführt wurde. Das Fahrzeug war in Polen zugelassen und sei nicht gestohlen worden.

„Wir wissen jetzt, dass das Opfer und der Täter sich, nachdem die Frau die  Beziehung beendet hatte, noch einmal treffen wollten. Und dieses Treffen hat der Täter dann genutzt, um sie zu verschleppen“, so Krötz. Mittlerweile wisse man auch, dass der Beschuldigte bei der Entführung Hilfe von einem seiner Arbeitskollegen hatte, dem 23 Jahre alten Krzystof T..

Zunächst ging die Polizei davon aus, dass die Entführte nach Polen verschleppt wurde. Dann allerdings wurde dasselbe Wohnmobil, das auch in Aspach gesehen wurde, in einem Waldstück bei Straßburg (Frankreich) kurz hinter der deutsch-französischen Grenze gefunden. Es hatte sich dort festgefahren, war  verlassen. „Im Wohnmobil wurden Spuren gefunden, die auf eine Gewalteinwirkung hinweisen“, berichtet der Polizeisprecher. „Wir wissen derzeit nicht, ob die Gesuchten sich noch im Grenz bereich oder anderswo in Europa aufhalten.“

Die Polizei Waiblingen befindet sich laut Aussage des Sprechers im engen Austausch mit den französischen Kollegen, die für diesen Fall zuständige Ermittlungsgruppe arbeitet rund um die Uhr und wird vom Landeskriminalamt unterstützt. „Die Anspannung ist groß. Wir arbeiten mit Hochdruck und hoffen, dass wir die Frau wohlbehalten finden.“ Derzeit gehe die Polizei davon aus, dass Jolanta S. noch lebe, so Krötz. Dies sei zumindest der Ermittlungsstand am Donnerstag, 6. Juni, gewesen. „Je länger die Suche nach ihr allerdings dauert, desto kritischer wird es für sie.“

Die Angehörigen und Freunde der Frau, die alle in Polen leben, werden  derzeit befragt. Auch zur gemeinsamen Tochter der 47-Jährigen und des 51-Jährigen bestehe Kontakt. Durch der Öffentlichkeitsfahndung hoffe die Polizei nun, Druck auf den Täter ausüben zu können. Auch die französische Polizei ging mit Fotos an die Öffentlichkeit.

UPDATE: Die Polizei warnt dringend davor, insbesondere im deutsch-französischen Grenzbereich Anhalter mitzunehmen. Sie ging auch noch am Pfingstsamstag davon aus, dass sich die Täter immer noch im Grenzgebiet aufhalten. Die Polizei: „Möglicherweise versuchen die Täter, nun einzeln oder zusammen als Anhalter bei unbeteiligten Personen mitzufahren und nach Polen zu gelangen.“ Auf den Rast- und Tankanlagen werden noch an diesem Wochenende Fahndungsplakate mit einer Warnmeldung ausgehängt.

Info
Kriminalpolizei sucht nach Zeugen

Die Kriminalpolizei hat unter 0 71 51 / 950-333 ein Hinweistelefon eingerichtet und fragt: Wem ist der Renault bis Montag aufgefallen? Wer hat das Wohnmobil gesehen, mit dem die Täter die Frau verschleppten? Wer hat die Vermisste und/oder die beiden Beschuldigten gesehen und kann Hinweise zum Aufenthaltsort geben? Wer hat sonst verdächtige Beobachtungen gemacht, die im Zusammenhang mit dem Verschwinden der Vermissten stehen könnten? Wer hat die Vermisste und/oder die Beschuldigten nach Montag, 13.30 Uhr gesehen? Wer hatte seit Montag, 13.30 Uhr Kontakt – persönlich, telefonisch oder über soziale Netzwerke – mit der Vermissten?

Der Beschuldigte Maciej I. ist 51 Jahre alt. Besonders auffällig ist eine Tätowierung am Unterarm des Mannes. Er hat in Polen einen kleinen Kfz-Betrieb und spricht vermutlich gebrochen Deutsch. I. gilt als gewalttätig, deshalb warnt die Polizei davor, an die Gesuchten heranzutreten, sollte man sie antreffen. Besser sei es, über den Notruf die nächste Polizeidienststelle zu informieren.

Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens war Jolanta S. mit einem hellen Tanktop und einer helle Hose bekleidet. Außerdem hatte sie eine helle Jacke oder einen Sommerpulli um die Hüfte gebunden, trug eine Halskette und hatte sowohl eine schwarze Umhängetasche als auch eine Sonnenbrille dabei. Sie spricht sehr gut Deutsch und Englisch.

Der dunkelgrüne Renault Mégane mit polnischem Kennzeichen wurde am Montag in Aspach zurückgelassen.

Bei dem Wohnmobil, das in Aspach gesehen und in Frankreich gefunden wurde, handelt es sich um ein Modell der Marke Peugeot.

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Erstellt:
7. Juni 2019, 12:38 Uhr
Aktualisiert:
7. Juni 2019, 18:12 Uhr

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