50 Jahre Allmersbach im Tal: Eine Liebesheirat war es nicht
Feierstunde zum Jubiläum 50 Jahre Zusammenschluss Heutensbach und Allmersbach im Tal. Redner Armin Fechter ging auf die Dramatik der Ereignisse im Vorfeld wie Sprechchöre, Hohngelächter und Pfuirufe ein. Der Eingliederungsvertrag wurde im Dezember 1971 geschlossen.
Von Carmen Warstat
Allmersbach im Tal. „Vernunftehe, Freudenhochzeit oder vielleicht eine Zangengeburt?“ So fragte der Festredner Armin Fechter anlässlich einer Feierstunde zum Jubiläum 50 Jahre Zusammenschluss Heutensbach und Allmersbach im Tal. Sein Fazit: Eine Liebesheirat war es nicht. Zwar hatten die Heutensbacher sich zuletzt in Bürgerbefragungen sehr eindeutig gegen den Zusammenschluss mit Weissach und damit für Allmersbach ausgesprochen, die Durchsetzung ihrer Entscheidung jedoch sollte zu einem „Wechselbad der Gefühle“ werden und „dramatische Züge“ annehmen, letztlich aber einer „Sternstunde der Demokratie“ gleichen.
Der Bürgerwille wurde im Heutensbacher Gemeinderat zunächst ignoriert und der Skandal folgte unmittelbar. Fechter zitierte aus einem Pressebericht, der die Dramatik der Ereignisse deutlich machte: Sprechchöre und Volksgesänge, Hohngelächter und Pfuirufe, ein ohrenbetäubendes Chaos habe es gegeben, ein Ofenrohr krachte auf den Boden, das Licht wurde aus Protest ausgeschaltet und eine neue Bürgeranhörung anberaumt, die das Ergebnis der ersten untermauerte und der man schließlich Rechnung tragen musste.
Am 17. Dezember 1971 erfolgte die feierliche Unterzeichnung des Eingliederungsvertrags, der zum 1. Januar 1972 in Kraft treten sollte. Armin Fechter beleuchtete auch die gesellschaftlichen Umstände zur Zeit dieser Reform und sprach weiter über die Inhalte des Vertrags sowie über die „Wappenfrage“, die zu Allmersbachs Gunsten entschieden wurde. Das Wappen trägt die Abbildung einer roten Armbrust und seine Wahl sei somit kein Beinbruch für Heutensbach: „Schließlich gibt es doch genau dort die Schützengilde.“ Mit diesen Worten schloss Fechter sein detailliertes Referat.
Wörner bekommt das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde verliehen
Einer, der 22 Jahre der gemeinsamen Geschichte der beiden Ortsteile mitschreiben durfte, ist der Vorgänger der Bürgermeisterin Patrizia Rall, Ralf Wörner. Er erhielt aus ihren Händen die Urkunde über die Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Gemeinde. Die Laudatio des stellvertretenden Bürgermeisters Eberhard Bauer wurde umständehalber von Jörg Adolph verlesen; er ging kurz auf die Biografie des Geehrten ein. Wörner stammt aus dem Rheinland und ist parteiloser Diplom-Verwaltungswirt. Er war bei den Allmersbachern ein außerordentlich beliebter Bürgermeister, was alle drei seiner Wahlergebnisse belegen (80, 99 und 94 Prozent), und hatte zahlreiche wichtige Ämter inne. Spontanen Applaus gab es in der Turn- und Versammlungshalle, als der Laudator Wörners Engagement im Alexander-Stift ansprach.
In seinen Dankesworten äußerte Ralf Wörner sich in gewohnter Bescheidenheit: Er habe ja nur sein Bestes gegeben und im Grunde nur seine Pflicht erfüllt. Die breite Zustimmung aus der Bevölkerung sei ihm „Anerkennung genug“ gewesen, sagte Wörner, und dass er stolz sei, „aber auch demütig“. Er dankte seinem Mitarbeiterteam und seiner Ehefrau und kam mit den Worten „Zu viel Weihrauch rußt den Heiligen“ zum Abschluss seiner Ansprache. Die Allmersbacher erhoben sich von den Stühlen, um ihrem ehemaligen Bürgermeister herzlich zu applaudieren, und der Popchor hatte eine Überraschung für ihn. Sie sangen das eigens für Wörner umgeschriebene Lied „Mein Allmersbach“ – ein fröhlicher, aber auch berührender Moment.
Aktuelle Probleme und Erfolge angesprochen
Die amtierende Bürgermeisterin Patrizia Rall war in ihrer Festansprache unter anderem auf die gegenwärtige Situation der Gemeinde eingegangen und hatte sowohl die zahlreichen Erfolge als auch einige Probleme angesprochen. „Wir sind auf einem guten Weg“, resümierte sie und lud alle Heutensbacher und Allmersbacher ein, Vorschläge für die Zukunft zu machen. In Sachen Klimaschutz wolle man Vorbild sein und habe schon erste Fortschritte erzielt: Es gibt in der Gemeinde vier Elektroladesäulen und mehrere gemeindeeigene Elektroautos sowie bereits ein E-Carsharing-Auto. Angesichts der gegenwärtigen unter anderem auch wirtschaftlichen Krise äußerte Rall sich zwar optimistisch, mahnte aber auch Besonnenheit an: „Alles wird der Staat nicht auffangen können.“ Es gelte, unsere Werte trotzdem nicht aufzugeben. Kritik sei willkommen, aber im Rahmen der Gesetze.
Ein Grußwort hatte zuvor Landrat Richard Sigel gesprochen und einen Scheck für die Jugendarbeit übergeben. Der Gemeinde bescheinigte er: „Man macht hier nicht viel Lärm, sondern kümmert sich um die wichtigen Themen.“ Dieser „Allmersbacher Flugstil ohne viel Getöse“ werde von Bürgermeisterin Rall fortgesetzt.