Abi, Pizza und Thermomix
Der Kabarettist Heinrich del Core bringt die Sängerhalle Auenwald zum Toben
Gruschtelkammer-Gastgeber Charley Graf ging am Mittwochabend zunächst auf das Programm 2018/2019 ein. Besonders stolz ist er auf den Vertrag mit Konstantin Wecker, der am 15. März in die Auenwaldhalle kommt. Den aktuellen Gast Heinrich del Core bezeichnete er als einen „der feinsten Kerle, die ich überhaupt kenne“.

© Pressefotografie Alexander Beche
Kommt immer wieder gerne in die Gruschtelkammer: Kabarettist Heinrich del Core. Foto: A. Becher
Von Carmen Warstat
AUENWALD. Er kommt aus der Nähe von Rottweil und hat einen italienischen Vater – ein Italoschwabe, der den Charme beider Seiten ausstrahlt und der trotz seiner 57 Jahre jungenhaft wirkt. Das ist so einer, der immer lacht und ohne Zynismus auskommt. Früher nannte er sich Heini Öxle, ist aber zu seinem bürgerlichen Namen zurückgekehrt, weil der überregional besser funktioniert – Dr. Eckart von Hirschhausen habe ihm diesen Tipp gegeben. In der Gruschtelkammer war Heinrich del Core zuvor schon zweimal. Inzwischen ist er durchgestartet und gehört, wie Charly Graf es formuliert, zur Champions League des deutschen Kabaretts. Sein Management habe einen dritten Termin in Auenwald abgelehnt, erzählt del Core, weil die Sängerhalle zu klein geworden sei für einen wie ihn. Er aber hat nicht vergessen, woher er kommt und darauf bestanden „bei Charley“ zu spielen. „Und deshalb isch des au ganga.“
„Ganz arg wichtig“ heißt del Cores aktuelles Programm. Es ist ein Feuerwerk der Episoden und Gags, der „Geschichten aus dem Leben“, die er wiedergibt, ausschmückt, hinterfragt, selbst kopfschüttelnd anschaut und mit denen er nicht enden wollendes Gelächter produziert. Politisches Kabarett findet er „nicht lustig“ und möchte deshalb bei seinen Alltagsgeschichten bleiben. Trotzdem streut er ein paar politische Spitzen ein, etwa die Erfindung eines neuen Begriffs, der da in Anlehnung an die Causa Maaßen „maaßregeln“ heißt und für das Befördern oder Wegloben einer inkompetenten Person steht. Türken, die in Köln eine Pro-Erdogan-Demo abhalten, vergleicht er mit Freilandhühnern, die in die Käfighaltung wollen. Dann aber kommen Witze über Witze. Einfache und harmlose Geschichten, die wohl erst durch die unnachahmliche Präsentation del Cores zu Granaten werden. Der Mann kann es einfach.
Familienurlaub auf der italienischen Insel Lipari oder Erfahrungen mit dem Thermomix, die Auswertung der Abi-Zeitung seiner Tochter oder „veganes Yoga“, Hitzewallungen oder Wanderhoden – Heinrich del Core kennt das Leben und weiß Rat. „Ganz arg wichtig: morgens kuscheln!“ Die Betonung liegt hier auf dem ersten Wort, denn Lipari-Erfahrungen zeigen, dass man sonst abends nicht satt wird. Die Gedankenketten und Wortspielfolgen, Pointenserien und Witzreihen reißen nicht ab. Kleine Frechheiten gehören dazu und häufen sich, kommen aber – und das liegt an der unbeschreiblich charmanten Darstellungsweise des Künstlers – niemals geschmacklos herüber. Die Zuschauermenge in der Gruschtelkammer jedenfalls tobt und will mehr, mehr und noch mehr. Del Core gibt ein paar gefeierte Zugaben und sagt unter heftigstem Applaus: „Ich komm wieder, ich versprech’s.“