Abnehmkurse in Backnang

Von Uta Rohrmann

Backnang. Als Silvia Saczinowski, 104 Kilo schwer, ihrem Arzt gegenübersaß und der ihr dringend riet, Sport zu machen, sah sie ihn verständnislos an. „Ich dachte, der hat nicht gecheckt, wie es mir geht. Ich hatte PCO, eine Stoffwechselerkrankung, und reagierte bei jeder Anstrengung mit Schweißausbrüchen und Fieber, hatte außerdem unberechenbare Durchfälle“, erzählt die gelernte Krankenschwester. Trotzdem habe sie sich bei einem Sportstudio angemeldet und unter verständnisvoller Anleitung vorsichtig mit Fitnesstraining begonnen. Auch eine Ernährungsberatung nahm Silvia Saczinowski in Anspruch. Beide Methoden, die sie kennengelernt habe – einen Tag essen, einen Tag fasten sowie Ernährung auf Basis von Eiweißprodukten – beurteilt die 56-Jährige aus heutiger Sicht als nicht besonders gesund. Im Prinzip habe sie Schokoriegel durch Eiweißriegel ersetzt. Allerdings sei sie damals dann mit ihrem Gewicht zufrieden gewesen.

Dann begann Corona. Als weitere persönliche Katastrophe gesellte sich bei Silvia Saczinowski eine neunwöchige Krankheitszeit dazu, eine Lungengeschichte, wenn auch nicht Corona. „In dieser Zeit ist mein Essverhalten wieder völlig weggekippt. Ich war wie vorher auch eine absolut emotionale Esserin. Essen kann so ein toller Tröster sein. Überall vorhanden. Legal. Aber nicht die beste Wahl, um gut mit sich umzugehen“, sagt die Schulbegleiterin. „Als ich innerhalb eines halben Jahres wieder 19 Kilo zugelegt hatte, schrillten bei mir die Alarmglocken. Eine Bekannte sagte mir dann: ‚Wenn ich du wäre, würde ich an einem Lebe-leichter-Kurs teilnehmen.‘“

Ein zwölfwöchiges Coaching bringt den Stein ins Rollen

Die Backnangerin meldete sich zu dem zwölfwöchigen Online-Coaching an und lernte einen Ansatz kennen, der ihr nicht nur beim Abnehmen half, sondern ihr auch ein ganz neues Lebensgefühl brachte. Dass sie heute ihr Gewicht von 73 Kilo halten kann, führt sie auf das ganzheitliche Konzept von „Lebe leichter“ zurück, das Körper, Geist und Seele im Blick hat. „Ich habe mich mit mir selbst auseinandergesetzt und gelernt, mehr auf mich zu achten. Ich bin lebensbejahender geworden. Andere haben mir gesagt, dass ich seither eine positive Ausstrahlung habe“, so Silvia Saczinowski. Letztendlich gehe es um ein Leben mit einer Vision: Was ist mein Ziel? Als hilfreich erlebte sie Sätze wie „Das Spannendste am Leben ist das Leben selbst, nicht das Essen“ oder „Nicht das Essen muss sich ändern, sondern der Esser“.

Das Ernährungskonzept von „Lebe leichter“ ist relativ einfach: Dreimal am Tag darf ein Teller voll Essen genossen werden, mit je einem Drittel Kohlenhydrate, Eiweiß und Gemüse, Salat, Obst. Gegessen werden darf grundsätzlich alles, aber nur zu bestimmten Zeiten und in bestimmten Mengen, sodass ein gesunder Rhythmus zwischen Hungergefühl und Sättigung entsteht. Anhand eines Tagebuchs reflektieren die Teilnehmenden ihr Essverhalten und wie es ihnen dabei geht. Zwei bis drei Liter Wasser am Tag, eine halbe Stunde Bewegung – neue Gewohnheiten entstehen.

Eine Lerngruppe hat sich herausgebildet

Die erlebt Silvia Saczinowski inzwischen nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei den Menschen, die sie seit zwei Jahren in eigenen Kursen und im Einzelcoaching begleitet. Inzwischen habe sich auch eine Laufgruppe aus ihren Kursen gebildet. Dazu gehört Micha Gauder, der begeistert ist von der gegenseitigen Motivation: „Schon auf dem Parkplatz vor dem Kurs haben wir uns gegenseitig angestachelt: Und, wie ist dein Gewicht jetzt?“, erzählt der 45-Jährige, der mit Abnehmversuchen während der Coronazeit alleine daheim keine guten Erfahrungen gemacht hat. „Ich hatte dann zwar ein paar Kilo weniger, aber meine Leistung, Energie und gute Laune gingen total in den Keller.“

Mit immer noch fast 120 Kilo Körperlast habe er während einer langen Krankheitszeit einen Volkshochschulkurs von „Lebe leichter“ begonnen, an dessen Ende er rund zwölf Kilo leichter war. Als der Zollbeamte wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehrte, habe er staunende und auch besorgte Blicke geerntet und sich erst mal Dienstkleidung bestellt, die zwei Nummern kleiner war. Dass die Kollegen ihn lobten, weil er sein Frühstück dauerhaft von zwei dick belegten Brötchen auf Naturjoghurt, Müsli und Obst umstellte, gab ihm Auftrieb, ebenso wie wöchentliche Verabredungen mit ihnen zum Laufen. „Früher habe ich mich immer isoliert, weil ich mich selber nicht mochte. Inzwischen gehe ich ganz anders auf Leute zu“, freut sich Gauder. Die Chefin habe ihm mehr Energie bescheinigt; es kam sogar zu der langersehnten Beförderung.

Zwei weitere Ziele hat sich Micha Gauder für mehr Lebensqualität gesetzt: so weit abnehmen, dass er in den Sitz des Renntaxis passt, mit dem er auf der Nordschleife mitfahren möchte. Und Fallschirmspringen – wofür man höchstens 95 Kilo wiegen darf.

Kurs Der nächste Kurs von Silvia Saczinowski findet online ab Samstag, 13. April, statt. Anmeldungen sind unter der E-Mail-Adresse silvia67@gmx.net möglich. Im Oktober startet der Lebe-leichter-Kurs zudem in Präsenz bei der Volkshochschule in Backnang. Die Kurse kosten beide jeweils 138 plus 19,99 Euro für das Kursmaterial. Mehr Infos zu dem Konzept gibt es auch unter lebe-leichter.com.