Advent fast ohne Rabauken und Taschendiebe

Frohe Botschaft der Polizei: Die Zahl der Straftaten beim Weihnachtsmarkt hat sich mehr als halbiert.

Von Wolf-Dieter Obst

Stuttgart - Für Taschendiebe ist der Stuttgarter Weihnachtsmarkt offenbar ein zu heißes Pflaster gewesen: Gerade mal vier Besucher haben sich im Stadtzentrum als Opfer bei der Polizei gemeldet – im Vorjahr waren es noch 27. Diese frohe Botschaft geht aus der Polizeibilanz hervor, die am Freitag in Stuttgart vorgestellt wurde. „Die Kombination aus präventiven Maßnahmen, sichtbarer Präsenz und gezielten Kontrollen hat sich bewährt“, sagt Jens Rügner, Einsatzleiter und Chef des Innenstadtreviers. Dabei waren die Langfinger durchaus in der Stadt unterwegs – aber eben anderswo. Zuletzt wurde eine 19-jährige Taschendiebin am 14. Dezember auf frischer Tat ertappt und verhaftet – im Stadtbezirk Vaihingen.

Für die Stuttgarter Polizei ist der Weihnachtsmarkt insgesamt eine Erfolgsgeschichte. Denn nicht nur Taschendiebe blieben aus, auch Rabauken hielten sich zurück. Statt zwölf Körperverletzungen gab es in diesem Jahr nur einen einzigen Fall. Die Zahl der Delikte hat sich auf dem Weihnachtsmarktgelände insgesamt mehr als halbiert. Die Polizei zählte zwischen Ende November und dem 23. Dezember 33 Straftaten. Im vergangenen Jahr waren es 73. Dieser positive Trend müsse nun nachhaltig gesichert werden, fordert Revierchef Rügner.

Mit anderen Worten: Waffenverbotszonen und Videoüberwachung müssen auch politisch weiter getragen werden. Auch die neue mobile Wache, die an Wochenenden auf dem Schillerplatz besetzt war, wird als hilfreich bewertet. Allerdings dürfte sie weniger einsatztaktische Vorteile gebracht haben – sondern war vor allem für Fundsachen und vermisste Kinder ein guter Anlaufpunkt. Laut Veranstalter hat der Stuttgarter Weihnachtsmarkt in diesem Jahr 3,5 Millionen Besucher verzeichnet – damit sei das Vor-Corona-Niveau erreicht worden.

Freilich: Es gab nicht nur Lichterglanz in Sachen Kriminalität. Einer der bedeutendsten Vorfälle spielte sich eher außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung ab: ein Raubüberfall auf einen Weihnachtsmarkt-Stand am Schillerplatz. Zwei Täter raubten am 13. Dezember einer 58-jährigen Standbetreiberin eine Aktentasche – mit mehreren Zehntausend Euro. Die Täter wussten offenbar von dem wertvollen Inhalt. Und lieferten sich mit der Betreiberin ein heftiges Gerangel um die Beute, ehe sie in einem Fluchtwagen entkamen. Ein Komplize hatte an der Planie auf die Täter gewartet. Eine Erfolgsmeldung des Raubdezernats gibt es bisher nicht: „Die Ermittlungen dauern noch an“, sagt Polizeisprecherin Kara Starke.

In einem anderen Fall, am 9. Dezember, geriet eine 57-jährige Besucherin ins Visier eines Rucksack-Räubers. Der 18-Jährige versuchte ihr am Schlossplatz den Rucksack von den Schultern zu reißen – und scheiterte an der Gegenwehr des Opfers. Die Polizei nahm den Tatverdächtigen fest, fertigte eine Anzeige. Einen Haftgrund gab es nicht.

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Erstellt:
27. Dezember 2024, 22:08 Uhr
Aktualisiert:
28. Dezember 2024, 21:55 Uhr

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