Alle Kandidaten wollen mehr Bürgernähe

Bürgermeisterwahl Aspach: Sabine Welte-Hauff, Udo Wruck und Wolfgang Schopf werben für sich – Fridi Miller zieht zurück

Verkehr und Schulen, Kinderbetreuung und Seniorenangebote, zusätzlicher Wohnraum und Bürgerbeteiligung – das waren die Hauptthemen, auf die sich Sabine Welte-Hauff, Udo Wruck und Wolfgang Schopf bei der Kandidatenvorstellung für die Bürgermeisterwahl am Mittwochabend in der Gemeindehalle konzentrierten. Fridi Miller zog ihre Kandidatur überraschend zurück.

Sabine Welte-Hauff

© Pressefotografie Alexander Beche

Sabine Welte-Hauff

Von Florian Muhl

ASPACH. Das Bürgerinteresse war immens. Die 310 Sitzplätze in der Gemeindehalle in Großaspach reichten bei Weitem nicht aus. Es wurde zusätzlich aufgestuhlt. Trotzdem mussten zahlreiche Zuschauer die knapp anderthalbstündige Veranstaltung stehend verfolgen. Bürgermeister Hans-Jörg Weinbrenner informierte über das Prozedere an diesem Abend. Jeder Kandidat habe 15 Minuten Zeit, sich vorzustellen, und weitere 10 Minuten, um Fragen aus dem Publikum zu beantworten. Am Ende der offiziellen Vorstellung würden alle Kandidaten noch eine weitere Stunde für Fragen und Anregungen zur Verfügung stehen.

Die Reihenfolge der Redner hat sich durch den Zeitpunkt der Abgabe der Bewerbungen ergeben. Bei den beiden Kandidatinnen Miller und Welte-Hauff hatte das Los entscheiden müssen. Der 58-jährige Rathauschef beendete seine Begrüßung mit der dringenden Bitte, am 30. September doch zur Wahl zu gehen.

Fridi Miller will Mitglied

beim BDS Aspach werden

Bei den Fragenrunden hielten sich die Zuschauer zurück. Insgesamt gab es im offiziellen Teil nur fünf Bürger, die sich mit Fragen an die Kandidaten richteten, vier davon an Sabine Welte-Hauff und eine Bürgerin an Udo Wruck. Gleich zu Beginn der Vorstellungsrunde überraschte die erste Rednerin Fridi Miller das Publikum mit ihrer Ankündigung, ihre Kandidatur zurückzuziehen (wir berichteten). Trotzdem nutzte die 49-Jährige ihre Redezeit voll aus. Sie wolle alle ihre Dauerkandidaturen aufgeben und sich jetzt ganz und allein auf den OB-Wahlkampf in Villingen-Schwenningen konzentrieren. Fridi Miller kündigte zudem an, beim Bund der Selbständigen (BDS) Aspach ordentliches Mitglied werden zu wollen. Da kein Bewerber seine Kandidatur zum jetzigen Zeitpunkt zurücknehmen kann, wird ihr Name trotzdem auf dem Wahlschein in Aspach stehen.

Sabine Welte-Hauff kandidiert, wie sie sagt, mit Herz, Hand und Verstand für das Amt der Bürgermeisterin. Als Mutter von zwei bereits selbstständigen Kindern fühlt sich die 53-Jährige nun bereit, eine so verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen. „Jeder einzelne Bürger, jeder Teilort oder Weiler ist mir wichtig“, betonte die gebürtige Aspacherin, die in der Gemeinde seit 1995 das Bauamt leitet.

Zu ihrer Motivation sagte Welte-Hauff, dass sie aus der zweiten in die „entscheidende, verantwortliche erste Reihe“ aufrücken wolle, um neue Impulse setzen zu können. Am Herzen liegen ihr eine familienfreundliche Infrastruktur mit Betreuungsangeboten für Kleinkinder und gut ausgestattete Bildungseinrichtungen sowie ein vielfältiges Angebot an Sport-, Freizeit- und Erholungseinrichtungen. Priorität habe auch ein altersgerechtes Angebot für Senioren wie die Barrierefreiheit in der öffentlichen Infrastruktur. Auch die Themen Einkaufsmöglichkeiten und ärztliche Versorgung vor Ort sowie die Verkehrssituation und den Breitbandausbau will Welte-Hauff angehen.

Auf eine Frage aus dem Publikum nach der Partnerschaft mit Chemillé sagte die 53-Jährige, dass sie diese für sehr wertvoll halte. Auf Fragen zum Grüngutsammelplatz und zu den Großveranstaltungen im Fautenhau sagte Welte-Hauff, dass dringend die Verkehrssituation geprüft werden soll. Aus ihrer Sicht dürfe man den Verkehr erst gar nicht in den sensiblen Fautenhau-Bereich hineinführen. Die Anzahl der Großveranstaltungen sollte so lange nicht verändert werden, bis für die Bürger, die darunter leiden müssten, Lösungen und Minderungen gefunden seien.

Udo Wruck gab unumwunden zu, dass er aufgeregt ist. Seinen Wahlkampf hat der 56-Jährige ohne fremde Hilfe finanziert. „So bin ich niemandem verpflichtet. Diese Unabhängigkeit ist mir jetzt und auch künftig sehr wichtig“, sagte der Kfz-Mechanikermeister. Das Miteinander mit den Bürgern und den Gemeinderäten auf gleicher Augenhöhe sei ihm sehr wichtig, verbunden mit Respekt und Vertrauen. Warum er Bürgermeister werden wolle? „Seit zwei Jahren beschäftige ich mich stärker mit der Kommunalpolitik in Aspach“, sagte der gebürtige Sachse. Seine Versuche, Ideen und Vorschläge zur Gemeindepolitik einzubringen und das Nutzen der Bürgerfragestunden in Gemeinderatssitzungen sowie das Veröffentlichen von Leserbriefen in der BKZ und Anschreiben an die Gemeinderäte „waren leider nicht sehr erfolgreich“, gestand Wruck. „Damit eine lebendige Bürgerbeteiligung Gestalt annehmen kann, möchte ich Bürgermeister werden.“ Aber kann der das überhaupt? Auch diese Frage habe er gehört. „Aus meiner bisherigen Tätigkeit werden mein Organisationstalent und meine Flexibilität für anfallende Verwaltungstätigkeiten sehr wertvoll sein“, sagte Wruck, der derzeit als Sachbearbeiter in der Arbeitsvorbereitung tätig ist.

Sollte er gewählt werden, würde „die schnellstmögliche Aneignung von spezifischen Verwaltungskompetenzen zu meinen wichtigsten Aufgaben gehören“, kündigte der Wahl-Aspacher an. Seine wichtigsten Themen sind der rege Austausch zwischen Bürgern und Volksvertretern, die Kleinkindbetreuung und Angebote für Senioren, die Verkehrs- und Parksituation in der Gemeinde.

Wolfgang Schopferntete als vierter Redner bereits nach wenigen Sekunden den ersten Applaus und Gelächter: „Wie heißt’s so schön: Die Letzten werden die Ersten sein.“ Der 61-Jährige hat sich beworben, damit es in Aspach eine richtige Wahl gibt, nachdem „niemand von den etablierten Parteien und auch von außen kein Parteiloser sich aufstellen ließ“. Folgende Themen will der verwitwete Vater von drei erwachsenen Kindern vehement angehen: „Eine gute Erziehung unserer Kinder in Kindergärten und Schulen.“ Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Aspacher Gemeinderat ist „unbedingt“ dafür, dass die Conrad-Weiser-Schule „ausgebaut und saniert wird, egal, wie viele Kinder sich anmelden“. Zudem sollten die Grundschulen in Allmersbach am Weinberg und Kleinaspach erhalten werden. Und wenn die Mehrheit der Eltern der Kinder in Rietenau bereit wären, ihre Kinder dort anzumelden, dann ist der ehemalige Berufsfeuerwehrmann dafür, diese Schule wieder zu öffnen. Zudem will er sich für das Zustandekommen eines Jugendgemeinderats einsetzen.

Ein weiteres Anliegen: „Eine nachhaltige und zukunftsfähige Lebensweise unserer Gemeinde.“ Schopf will die Tempo-30-Zonen in der Gemeinde ausbauen. Handlungsbedarf bestehe auch an der Ampelanlage an der Kreuzung Schöntal und bei der Parksituation in der Heilbronner Straße. Auch die L1115 sei stark überlastet. In Sachen Fußballspiele und Großveranstaltungen müssten das Verkehrskonzept und die Parkgebühren endlich umgesetzt werden. Seine Lösung: Ein Parkhaus im Gewerbegebiet Forstboden. Doch: „Wer zahlt das?“, fragte Schopf, ohne eine Antwort zu finden.

Wolfgang Schopf Fotos: A. Becher

© Pressefotografie Alexander Beche

Wolfgang Schopf Fotos: A. Becher

Udo Wruck

© Pressefotografie Alexander Beche

Udo Wruck

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Erstellt:
21. September 2018, 06:00 Uhr

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