Als Senior leichter einkaufen
Seniorenvertretung belebt Siegel „Seniorenfreundlicher Service“ wieder – Rund 100 Einzelhändler werden angesprochen
Backnang soll seniorenfreundlicher werden. Die Seniorenvertreterinnen Rosemarie Baur-Schwozer und Hanna Mörtl möchten deshalb das bereits 2011 zum ersten Mal an Einzelhändler vergebene Siegel „Seniorenfreundlicher Service“ wieder aufleben lassen. Es soll Geschäfte kennzeichnen, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen eingehen.

© Jörg Fiedler
Die neue Ausgabe des Siegels wird anders aussehen als die hier zu sehende Version aus dem Jahr 2011. Einzelhändler, die 75 Prozent der Kriterien erfüllen, dürfen es an ihrem Laden anbringen.
Von Silke Latzel
BACKNANG. Gibt es Sitzgelegenheiten, falls ältere Kunden eine kurze Verschnaufpause brauchen? Dürfen Telefon und Toilette im Notfall benutzt werden? Wird Hilfe beim Einpacken der Waren angeboten und sind diese gut zu erreichen? Insgesamt 17 Punkte stehen auf der Checkliste der Seniorenvertreterinnen. Mit dieser Liste werden die teilnehmenden Einzelhändler in Backnang nach ihrer „Seniorenfreundlichkeit“ bewertet. „75 Prozent der Kriterien müssen erfüllt sein, damit das Geschäft unser Siegel bekommt“, erklärt Rosemarie Baur-Schwozer. 100 Prozent seien nämlich insofern schon nicht möglich, da die Einzelhändler auf manche Punkte gar keinen Einfluss haben, wie beispielsweise ein Anschluss an den ÖPNV, der weniger als 100 Meter entfernt ist. „Punkte gibt es dann aber trotzdem unter dem Stichwort ,Zusätzliches Angebot‘, wenn etwa den Senioren geholfen wird, die Tasche zum Auto zu tragen oder Ähnliches.“
Bereits 2011 wurde das „Seniorenfreundliche Siegel“ in Backnang vergeben. „Das kam damals ziemlich gut an, wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen“, so Baur-Schwozer. Doch mittlerweile sind sieben Jahre verstrichen und die Aktion sei etwas aus dem Bewusstsein der Bürger verloren gegangen. „Grundsätzlich war es schon so angedacht, dass das Siegel nur für eine begrenzte Zeit gültig ist und dann erneuert werden muss.“ Das soll noch in diesem Jahr geschehen, doch der logistische Aufwand ist nicht zu unterschätzen. Deshalb sind Baur-Schwozer und ihre Kollegin Hanna Mörtl froh, dass sie die Stadt Backnang als Partner gewonnen haben, Oberbürgermeister Frank Nopper begleitet die Aktion sogar als Schirmherr. Dadurch wird der Seniorenvertretung, die derzeit insgesamt aus sechs Mitgliedern besteht, ein großes Stück der Arbeit abgenommen, denn die Verwaltung übernimmt die organisatorischen Aufgaben. „Und dort hat man ja auch alle Adressen der Ansprechpartner“, so Mörtl.
Ziel: Siegel soll Ende des Jahres
die Geschäfte kennzeichnen
Derzeit werden fast 100 Einzelhändler in der Innenstadt und in den Teilorten von der Verwaltung angeschrieben und über die Wiederaufnahme des Siegels informiert. Dem Brief liegt auch die von der Seniorenvertretung erarbeitete Checkliste bei. Diese kann entweder selbst ausgefüllt und wieder abgegeben werden oder die Seniorenvertreter rund um Baur-Schwozer und Mörtl kommen direkt im Geschäft vorbei und haken die Liste selbst ab. Ein Besuch der Damen und Herren steht auch dann auf dem Plan, wenn der Bogen vorab ausgefüllt wurde, denn Vertrauen ist zwar gut, Kontrolle aber besser. „Wir überprüfen die Angaben dann schon noch einmal und schauen uns alles direkt und vor Ort an“, so Baur-Schwozer.
Wenn alles nach Plan läuft, soll das Siegel „Seniorenfreundlicher Service“ noch Ende des Jahres in den teilnehmenden Geschäften angebracht werden. Um es vom 2011er-Siegel zu unterscheiden, wird es grafisch verändert, ist dann beispielsweise nicht mehr eckig, sondern oval. „Und auch dieses Siegel soll nicht bis in alle Ewigkeit Bestand haben“, erklärt Mörtl. „Unser Ziel ist es, dass das Projekt etwa alle drei Jahre neu aufgerollt wird.“ Die beiden Seniorenvertreterinnen haben ähnliche Siegel auch in anderen Städten schon gesehen. Baur-Schwozer: „Vieles läuft hier schon gut. Aber wir würden uns wünschen, dass Backnang in Zukunft noch seniorenfreundlicher wird. Dann könnte die Stadt sich vielleicht auch irgendwann nicht mehr nur ,Murr-Metropol‘ nennen, sondern sogar ,Seniorenfreundliche Murr-Metropole‘.“
Stimme für Senioren Info Die Seniorenvertretung ist eine Einrichtung der Stadt Backnang und setzt sich aus gewählten Bürgern zusammen, die sich ehrenamtlich, parteipolitisch und weltanschaulich neutral für die Interessen der älteren Mitbürger einsetzen. Sie fördern den Dialog zwischen den Generationen, machen Öffentlichkeit und Behörden auf die Probleme und Wünsche älterer Menschen aufmerksam und arbeiten an Lösungen. Wer Zeit und Lust hat, die Seniorenvertreter bei ihrer Arbeit zu unterstützen, Fragen oder Anregungen hat, kann sich entweder unter Telefon 07191/894319 an die Seniorenvertretung wenden oder eine E-Mail schreiben an seniorenvertretung@backnang.de.
© Jörg Fiedler
Hanna Mörtl (links) und Rosemarie Baur-Schwozer setzen sich dafür ein, dass die neue Auflage des Siegels „Seniorenfreundlicher Service“ noch in diesem Jahr an den teilnehmenden Einzelhandelsgeschäften angebracht wird. 2011 ging die erste Auflage des Siegels an den Start. Fotos: J. Fiedler