Am Geschmack der Kinder orientieren
Serie: Kochen für wenig Geld (5) Markus Kübler ist der Meinung, dass Gerichte vor allem einfach und lecker sein müssen
Es muss nicht immer ausgefallen sein: Markus Kübler kocht im „Segenswerk“ in Backnang auch für seine Gäste einfach und bescheiden. Für unsere Serie hat er sich vor allem daran orientiert, was Kindern schmecken würde. Und war dann ganz schnell bei Pasta mit Gemüse angekommen. 2,80 Euro für vier Personen kostet sein Nudelgericht.

© Pressefotografie Alexander Beche
Markus Kübler, Betriebsleiter des „Segenswerk“, schätzt einfache Gerichte, die der ganzen Familie schmecken. Foto: A. Becher
Von Silke Latzel
BACKNANG. Gesund und günstig soll das Gericht sein, eine vierköpfige
Familie satt machen und dann natürlich auch schmecken. Markus Kübler hat
sich seine ganz eigenen Gedanken über diese Aufgabenstellung gemacht. Er
orientiert sich bei der Wahl des Gerichtes an den Kindern, denn die
mögen oft nicht alles und haben einen ganz eigenen Geschmack. „Ich habe
die Erfahrung gemacht, dass viele Kinder grünes Gemüse nicht gerne
essen, weil es sie an Spinat erinnert. Und dann kann das Gericht noch so
toll schmecken, wenn sie etwas Grünes darin sehen, dann probieren sie es
erst gar nicht“, sagt der Betriebsleiter des „Segenswerk“ schmunzelnd.
Seine Wahl deshalb: Pasta. Und weil die dominierende Farbe der Soße
nicht grün sein soll, wählt er Gemüse in anderen Farben – rot und orange.
Es gibt Nudeln in Tomaten-Karotten-Soße. Klingt zunächst einmal wenig
spektakulär. Doch genau da ist es, was Kübler mit diesem Gericht zeigen
will. „Es bringt nichts, wenn das Essen noch so toll und aufwendig ist,
die Kinder es aber nicht essen wollen.“ Und auch bei der Zubereitung
schrecken komplizierte Rezepte seiner Meinung nach einfach oft ab. „Wer
keine Ausbildung im Gastronomie-Bereich oder nur wenig Erfahrung in der
Küche hat, der ist frustriert, wenn gewisse Dinge einfach nicht
klappen.“ Deshalb setzt er, für seine Gäste im „Segenswerk“ wie bei der
BKZ-Serie, auf Einfachheit.
Karotten, Tomaten, eine Zwiebel und Gewürze – mehr braucht Kübler für
die Soße nicht. „Wer möchte, kann sich natürlich noch ein Stück Pute
oder Hühnchen dazu braten, bei dem Preis ist das absolut kein Problem.“
Doch heute bleibt sein Gericht vegetarisch. Das Gemüse kauft der Koch
immer im Hofladen, Fleisch direkt beim heimischen Metzger. „Es ist ein
Trugschluss zu denken, dass man diese Dinge lieber beim Discounter
kaufen sollte. Die Qualität macht da einfach den Unterschied. Einen
Salat direkt aus dem Hofladen ist auch nach ein paar Tagen noch frisch
und knackig, während ein abgepackter nach einem Tag welk ist.“
15 Minuten dauert es, dann steht das Essen fertig auf dem Tisch. Während
die Nudeln kochen, hat Kübler das Gemüse für seine
Tomaten-Karotten-Soße klein geschnitten und zusammen mit etwas Olivenöl
in eine Pfanne gegeben. Gewürzt wird klassisch italienisch: Tomatenmark,
Thymian, Oregano, Salz und eine Prise Zucker, denn „der verstärkt den
Geschmack der Karotten zusätzlich“. Markus Kübler möchte zeigen, dass
sich mit wenigen Zutaten ganz einfach und schnell ein schmackhaftes
Essen zaubern lässt. Und deswegen kocht er – quasi nebenbei und
außerhalb der Aufgabenstellung – noch eine zweite Soße, ebenso einfach
und ebenso günstig. Basilikum, Knoblauch, Frühlingszwiebeln und
Kirschtomaten brät er leicht in Olivenöl an und gibt gekochte Nudeln
dazu – fertig. „Im Prinzip geht das mit allen Gemüsesorten, das eine
Kind mag Blumenkohl lieber, das andere Brokkoli. Man kann da auf jeden
Geschmack eingehen.“
Markus Kübler ist es wichtig, Respekt vor Lebensmitteln zu haben. Dazu
gehört auch, dass er nichts wegwirft, sondern immer versucht, alles
wiederzuverwerten. „Wir bieten im Restaurant beispielsweise selbst
gemachte Dips mit Lachs, Quark und Kräutern zum Frühstück an. Bleibt da
genug übrig, wird daraus die Füllung für Pfannkuchen gemacht.“ Apropos
Pfannkuchen: „Eines der Leibgerichte meiner Kinder“, so Kübler. Und eine
gute Möglichkeit eventuell übrig gebliebene Pasta-Soße noch einmal zu
verwerten. „Pfannkuchen bestehen nur aus Eiern, Mehl und Milch, sind
also ebenfalls sehr günstig. Wenn man dann noch Pasta-Soße vom Vortrag
übrig hat, lassen sich ganz schnell ein paar Pfannkuchen backen und mit
der Soße füllen. Und zum Nachtisch kann man dann noch ein paar
Pfannkuchen mit Zimt und Zucker betreuen, mit Marmelade oder Schokocreme
bestreichen.“ Sein Tipp: „Einfach überlegen, was man kochen und wie man
die Zutaten dann für ein zweites Gericht verwenden kann und was sich
eventuell aus den Resten kreieren lässt.“
Essen ist für den Koch mehr als Nahrungsaufnahme. Er sagt: „Es verbindet
Menschen.“ Und deswegen sei es auch gar nicht so wichtig, dass das
Gericht besonders ausgefallen oder mit exklusiven und teuren Zutaten
gekocht wird. „Wenn die Familie gemeinsam am Tisch sitzt und das Essen
dann einfach schmeckt, dann hat man doch schon alles gewonnen.“
DAS REZEPT:
Nudeln in Tomaten-Karotten-Soße
Rezept für vier Personen
Zutaten:
500g Nudeln: 0,39 €
1 kleine Zwiebel (optional): 0,11 €
4 Tomaten: 1,80 €
6 Karotten: 0,45 €
1 Teelöffel Tomatenmark: 0,05 €
1 Teelöffel Zucker
1 Prise Thymian
1 Prise Oregano
1 Prise Salz
Olivenöl
5 leicht gehäufte Esslöffel Salz für das Nudelwasser
Gesamtbetrag: 2,80 €
Zubereitung:
Wasser für die Nudeln aufsetzen, pro 100g Nudeln etwa einen Liter
Wasser, also in diesem Fall fünf Liter. Fünf leicht gehäufte Esslöffel
Salz dazugeben, wenn das Wasser kocht. Dann die Nudeln ins kochende
Wasser geben. Kein Öl dazugeben. Das Öl schwimmt sonst oben und
verhindert die Salzaufnahme der Nudel. Einen zweiten kleinen Topf mit
Wasser aufsetzen, ebenfalls zum Kochen bringen.
Zwiebel schälen und in kleine Würfel schneiden, Karotten schälen und
fein raspeln, Tomaten vom Strunk befreien und über kreuz leicht
einritzen. Die Tomaten dann kurz in den kleinen Topf mit kochendem
Wasser geben, bis sich die Haut von den Tomaten löst. Tomaten dann mit
kaltem Wasser abschrecken, häuten, entkernen und in kleine Würfel
schneiden. Zwiebeln mit Olivenöl in einer Pfanne glasig dünsten,
geraspelte Kartotten, Tomatenwürfel, Tomatenmark und Gewürze dazugeben,
einmal kurz schwenken oder umrühren. Vom Nudelwasser eine Schöpfkelle
Wasser abnehmen und zur Soße geben, die Stärke im Wasser bindet die
Sauce. Nudeln in ein Sieb abgießen und sofort zur Soße geben. Der
Grundsatz lautet: Die Soße wartet auf die Nudeln, das heißt: Die Soße
sollte zuerst fertig sein. Auf die Teller geben und heiß servieren.