Amphibien im Rems-Murr-Kreis sollen vor Waschbären geschützt werden
Das Pilotprojekt „Amphibienschutz und Waschbärenmanagement“ soll im Rems-Murr-Kreis Lösungen zum Amphibienschutz erarbeiten.
Rems-Murr. In den vergangenen Jahren häufen sich im Rems-Murr-Kreis Meldungen über Kadaver von Erdkröten an den Laichgewässern. Aufnahmen mit Wildtierkameras und Trittsiegel im Gelände konnten den Waschbären dabei als Beutegreifer der Amphibien identifizieren, das teilt das Landratsamt mit. An einem Laichgewässer im Landkreis wurden in diesem Jahr allein über 500 tote Erdkröten gezählt. Außerdem liegen auch Kadaverfunde von Feuersalamandern und den streng geschützten Gelbbauchunken vor. Für die Gelbbauchunke hat Baden-Württemberg eine besondere Schutzverantwortung zur Arterhaltung innerhalb der EU.
Waschbären können negativen Einfluss auf Amphibienbestände haben
Inwieweit Waschbären Einfluss auf Amphibienbestände haben, wird kontrovers diskutiert. Aufgrund der im Rems-Murr-Kreis gemachten Beobachtungen gehen die Fachleute der Unteren Naturschutzbehörde davon aus, dass der Waschbär durchaus einen negativen Einfluss auf die Bestände einzelner Amphibienarten haben kann. Um genauer zu untersuchen, wie die negativen Auswirkungen des Waschbären auf Amphibienpopulationen minimiert werden können, wird im Rems-Murr-Kreis aktuell das Pilotprojekt „Amphibienschutz und Waschbärenmanagement“ durchgeführt. Hauptziel des Pilotprojekts ist es, Konflikte in Bezug auf den Amphibienschutz zu identifizieren, passende Maßnahmen zu erproben und so Musterlösungen zu entwickeln, die landesweit Verwendung finden können.
Weitere Themen
Das Projekt umfasst drei Projektgebiete, die sich jeweils an Laichgewässern in Aspach, Oppenweiler und Schorndorf befinden. Vor Ort wird einerseits untersucht und ausgewertet, wie oft sich Waschbären im Jahresverlauf an Amphibienlaichgewässern aufhalten. Ebenfalls wird erhoben, wie viele und welche Amphibien an diesen Stellen von Waschbären im Jahresverlauf erbeutet werden. Für den Schutz der Amphibien werden an Laichgewässern verschiedene Maßnahmen in der Praxis getestet. An einzelnen größeren Laichgewässern werden Elektrozäune aufgebaut, die dem Waschbären den Zugang zum Gewässer unterbinden. An anderen kleinen Laichgewässern der Gelbbauchunke wird zudem erprobt, wie der Waschbär mit Abdeckungen abgehalten werden kann. Das Projekt beinhaltet auch die Tötung von Waschbären in der unmittelbaren Nähe von einzelnen Amphibienlaichgewässern mittels Fallen.
Eine flächendeckende sowie intensive Bejagung im Rems-Murr-Kreis sei dagegen nicht Bestandteil des Projekts und stelle auch keine wirksame Methode der Bestandsregulierung dar, so das Landratsamt. Vielmehr steht im Vordergrund, die Amphibien durch eine gezielte Entnahme des Waschbären in Kombination mit Präventionsmaßnahmen an besonders schützenswerten Biotopen zu schützen.
Das Pilotprojekt läuft unter der Federführung des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. Projektbeteiligt sind die Untere Naturschutzbehörde, das Kreisforstamt und der Wildtierbeauftragte des Rems-Murr-Kreises sowie Vertreterinnen und Vertreter von Forst BW und der Wildforschungsstelle Baden-Württemberg. Das Projekt wird voraussichtlich Ende 2024 abgeschlossen. pm
Waschbär Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Waschbären liegt in Mittel- und Nordamerika. Waschbären wurden aufgrund der Pelzgewinnung nach Europa eingeführt.
Invasiv Wegen des ökologischen Schadenspotenzials steht der Waschbär seit 2016 auf der Liste der invasiven gebietsfremden Arten.
Anzahl Es ist nicht bekannt, wie viele Waschbären es im Rems-Murr-Kreis gibt. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass Waschbären im Rems-Murr-Kreis flächendeckend vorkommen.
Statistik In Jagdstreckenstatistiken wird die Anzahl erlegter und verendeter Wildtiere dokumentiert. Das ist die einzige mehrjährige und flächendeckende Informationsquelle über Wildtiere. 2022 wurden dabei 1292 Tiere im Rems-Murr-Kreis und 6.332 Tiere in Baden-Württemberg gezählt.