An den Schulen werden die Räume knapp

Im Backnanger Schulbeirat fordert die geschäftsführende Schulleiterin Karin Moll eine gerechtere Verteilung von Flüchtlingskindern auf alle Schularten. Probleme gibt es auch bei der Stellenbesetzung in der Schulsozialarbeit. Die Digitalisierung macht dafür Fortschritte.

Ein Provisorium, das schon sehr lange hält: Jetzt will die Stadt den Pavillon des Max-Born-Gymnasiums durch einen Neubau ersetzen. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Ein Provisorium, das schon sehr lange hält: Jetzt will die Stadt den Pavillon des Max-Born-Gymnasiums durch einen Neubau ersetzen. Foto: Alexander Becher

Von Kornelius Fritz

Backnang. Immer im Herbst trifft sich der Backnanger Schulbeirat. In dem Gremium, dem neben Mitgliedern des Gemeinderats auch Schulleiter, Elternvertreter sowie Schülerinnen und Schüler angehören, werden aktuelle Entwicklungen und Probleme an den zwölf Schulen in städtischer Trägerschaft diskutiert. Dieses Jahr sorgten folgende Themen für Gesprächsstoff:

Schülerzahlen Von 2006 bis 2020 war die Zahl der Schülerinnen und Schüler in Backnang stetig gesunken, nun hat sich der Trend gedreht. Bereits zum dritten Mal in Folge melden die Schulen einen Anstieg, im vergangenen Jahr erhöhte sich die Zahl um 2,4 Prozent auf insgesamt 4877 Schüler. Das größte Plus melden die Gymnasien (plus 3,3 Prozent) und die Grundschulen (plus 3,1 Prozent). Auch an den Gemeinschaftsschulen (plus 2,4 Prozent) und den Realschulen (plus 0,7 Prozent) ist es voller geworden. Lediglich an der Förderschule sind es jetzt drei Kinder weniger als vor einem Jahr. Für den Anstieg ist vor allem der Zuzug von außen verantwortlich. Die Geburten gehen hingegen sowohl in Backnang als auch in den Umlandgemeinden zurück.

Schulgebäude In ihre Schulgebäude hat die Stadt Backnang in den vergangenen Jahren bereits viel Geld investiert. Laut Kämmerer Alexander Zipf soll das vom Bund geförderte Sanierungsprogramm bis 2025 abgeschlossen sein. Doch es stehen weitere Investitionen an. So will die Stadt den „Pavillon“ am Max-Born-Gymnasium, der eigentlich nur als Provisorium gedacht war, endlich durch einen Neubau ersetzen. Handlungsbedarf besteht auch an der Schillerschule, die aus allen Nähten platzt. Eine schnelle Lösung sei hier aber nicht möglich, erklärte Sozialdezernentin Regine Wüllenweber: „Wir können dort keine Container auf den Schulhof stellen, weil der Platz fehlt.“ Die Stadt will nun in einer Machbarkeitsstudie prüfen lassen, wie das Raumangebot erweitert werden kann.

Vorbereitungsklassen Kinder, deren Deutschkenntnisse für den normalen Schulunterricht noch nicht ausreichen, werden in sogenannten Vorbereitungsklassen unterrichtet. Bis jetzt sind diese hauptsächlich an den Grundschulen und den Gemeinschaftsschulen angesiedelt, was die Raumnot an diesen Schularten verschärft. Karin Moll, Rektorin an der Mörikeschule und geschäftsführende Schulleiterin der Backnanger Schulen, fordert deshalb „mehr Verteilungsgerechtigkeit“: „Wir sollten die Betreuung der Migrantenkinder auf mehr Schultern verteilen.“ Denkbar wäre aus ihrer Sicht auch, in größeren Flüchtlingsunterkünften wie der Zeltstadt beim Berufsschulzentrum eine Vorbereitungsklasse vor Ort einzurichten. Dort könnte man dann die Bildungsunterschiede zwischen den Kindern erfassen und diese dann gezielter der jeweils passenden Schulart zuweisen.

Personal Für die Lehrkräfte ist das Land zuständig, alle anderen Beschäftigten wie Hausmeister, Sekretärinnen oder Betreuungskräfte sind bei der Stadt angestellt. Und die tut sich zunehmend schwer, offene Stellen schnell wieder zu besetzen. So mangelt es etwa in der Schulsozialarbeit an qualifizierten Bewerbungen. Deshalb muss die Pestalozzischule, ein sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum für lernschwache Kinder, schon seit einem Dreivierteljahr ohne Sozialarbeiter auskommen. Rektorin Simone Knoblauch spricht von einer „wirklichen Katastrophe“. Ab Januar bekommt die Schule zumindest wieder eine Halbtagskraft. Auch in den Schulsekretariaten gibt es oft Personalprobleme, vor allem wenn Mitarbeiterinnen etwa wegen Krankheit ausfallen. Karin Moll wünscht sich deshalb eine „Springerin“, die bei Bedarf Vertretungen übernehmen kann.

Digitalisierung Die Bundeszuschüsse aus dem Digitalisierungspakt hat die Stadt Backnang laut OB Maximilian Friedrich voll ausgeschöpft. Digitale Tafeln und Tablets für Schüler und Lehrer sind an den meisten Backnanger Schulen inzwischen Standard. Friedrich attestiert ihnen technisch einen „sehr hohen Standard“. Das bestätigte auch der Vorsitzende des Gesamtelternbeirats, Torsten Früh: „In kurzer Zeit ist da sehr viel entstanden. Andere Städte beneiden uns um diese Ausstattung.“ Karin Moll lobte aber auch die Betreuung durch das Team der städtischen Abteilung Informations- und Kommunikationstechnik. „Dort haben wir Ansprechpartner, die immer da sind, wenn man sie braucht“, freut sich die geschäftsführende Schulleiterin.

Betreuungsangebote Die Stadt Backnang bietet für Kinder berufstätiger Eltern an allen Grundschulen eine verlässliche Betreuung zwischen 7.15 und 13.30 Uhr an. Nach einem Rückgang während der Coronapandemie ist die Nachfrage nach diesem Angebot wieder gestiegen. Laut Sachgebietsleiter Mario Wolf besuchen derzeit 444 Kinder die Vormittagsbetreuung – das ist ein Rekordwert. Auch die Schulhorte, in denen die Kinder bis 17.30 Uhr betreut werden, sind sehr gefragt. An der Mörikeschule, der Schillerschule und der Gemeinschaftsschule in der Taus sind alle Plätze belegt. An Letzterer denke man deshalb darüber nach, eine dritte Gruppe einzurichten, erklärte Wolf. Denn der Bedarf dürfte weiter steigen: Ab 2026 haben Eltern von Grundschulkindern sogar einen Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung.

Schulwege Die „Elterntaxis“, die jeden Morgen Kinder zur Schule bringen, sind den Rektorinnen und Rektoren ein Dorn im Auge. Mit regelmäßigen Aktionen wie dem Landesprogramm „Movers – aktiv zur Schule“ werben die Backnanger Schulen deshalb dafür, dass die Kinder den Schulweg wenn möglich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen. Voraussetzung ist allerdings, dass sie sich dabei nicht in Gefahr begeben. „Machen Sie die Schulwege sicherer!“, appellierte Elternvertreter Torsten Früh deshalb an die Stadtverwaltung. Er selbst beobachte immer wieder, dass Autofahrer im Bereich von Schulen zu schnell fahren und teilweise sogar die Zebrastreifen ignorieren. Oberbürgermeister Maximilian Friedrich versprach, die Hinweise an die Verkehrsbehörde weiterzuleiten. Außerdem werde die Stadt ihren neuen Blitzeranhänger schwerpunktmäßig an Schulwegen postieren.

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Erstellt:
27. November 2023, 06:00 Uhr

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