Angriffe auf Polizeibeamte steigen an

Bei Einsätzen werden Polizistinnen und Polizisten immer wieder angegriffen – nicht nur verbal, sondern auch mit Schlägen, Tritten und Bissen.

Immer mehr Polizeibeamte werden angegriffen. Symbolfoto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Immer mehr Polizeibeamte werden angegriffen. Symbolfoto: Tobias Sellmaier

Von Kristin Doberer

Rems-Murr. Angespuckt, geschlagen und beleidigt – das werden immer mehr Polizeibeamte. Das zeigen die Zahlen der Kriminalstatistik vom Jahr 2022. Im vergangenen Jahr lässt sich eine alarmierende Gewaltbereitschaft gegen Polizeibeamtinnen und -beamte nicht nur landesweit, sondern auch beim Polizeipräsidium Aalen feststellen. Die Fallzahlen des Präsidiums erreichten mit einem Plus von 2,8 Prozent ihren höchsten Wert im Zehnjahresvergleich.

158 Angriffe auf Polizeibeamte hat es im Jahr 2022 im Rems-Murr-Kreis gegeben

„Für uns ist das natürlich schwer zu ertragen, gerade auch die abnehmende Akzeptanz gegenüber dem Staat“, meint Reiner Möller, Chef des Polizeipräsidiums Aalen und damit auch zuständig für den Rems-Murr-Kreis. Im Gegensatz zum allgemeinen Trend gingen die Angriffe auf Polizisten im Rems-Murr-Kreis leicht zurück: Im Jahr 2021 gab es 161 Angriffe, 2022 waren es drei weniger. Trotzdem zeigt die langjährige Entwicklung stetig ansteigenden Zahlen in dem Bereich. So waren es 2018 zum Beispiel nur 121 Angriffe im Kreis.

Unter dem Begriff Gewalt gegen Polizeibeamte werden alle Straftaten zusammengefasst bei denen Polizisten im Zusammenhang mit ihrem Beruf – innerhalb oder außerhalb des Diensts – Opfer werden. Ein Großteil der Fälle spiele sich im öffentlichen Raum ab, meist bei Routineeinsätzen und häufig als Widerstandshandlung gegen eine Festnahme. Besonders auffällig sei der sinkende Respekt gegenüber den Beamten, kombiniert mit einer hohen Gewaltbereitschaft, sagt Möller. Dabei gehe es nicht mehr nur um verbale Gewalt und Beleidigungen, vielmehr wehren sich die Tatverdächtigen mit körperlicher Gewalt gegen die polizeilichen Maßnahmen. „Es wird gebissen, getreten, geschlagen, gestoßen, gekratzt und geschoben. Begleitet wurden diese strafbaren Handlungen häufig auch durch Anspucken“, sagt der Chef des Polizeipräsidiums. Im Rems-Murr-Kreis gab es laut der Statistik 129 Widerstandshandlungen gegen Polizeibeamte, 79 tätliche Angriffe und 16 Körperverletzungen. „Ein Polizeibeamter wurde dabei schwer verletzt“, berichtet Möller.

Bei Angriffen auf Polizisten sind häufig Alkohol oder Drogen im Spiel

Die Tatverdächtigen selbst seien bei der Tat häufig alkoholisiert, das trifft laut der Statistik auf über 60 Prozent zu. Knapp 15 Prozent der Tatverdächtigen seien im vergangenen Jahr weiblich gewesen, bei knapp einem Drittel der Tatverdächtigen handelte es sich um Nichtdeutsche, teilt Möller mit.

Wenn die Angriffe auf Polizeibeamte steigen, bedeutet das auch, dass immer mehr Polizistinnen und Polizisten Opfer werden. 983 Beamte des Polizeipräsidiums Aalen seien im vergangenen Jahr angegriffen worden.

Fortbildungen und Bodycams gegen die Gewalt

Man versuche unter anderem mit internen Fortbildungen auf diese Entwicklungen zu reagieren, sagt Möller. „Wir passen seit Jahren unsere Einsatztaktik immer wieder neu an.“ Auch der Einsatz von Bodycams gehöre zu den Veränderungen in den vergangenen Jahren. In manchen Fällen lassen die Tatverdächtigen dann zwar von ihrem Vorhaben ab, aber längst nicht in allen. „Gerade wenn Alkohol oder Drogen im Spiel sind, interessiert die Kamera die Tatverdächtigen wenig“, sagt Möller. Dafür mache diese aber die Verfolgung der Tat im Nachhinein leichter. „Damit können wir belegen, dass es so war, wie die Polizeibeamten das wahrgenommen haben.“

Nicht nur Polizeibeamte haben immer häufiger mit Angriffen zu kämpfen, das betrifft auch andere Einsatzkräfte, wie Möller betont. 2022 wurden landesweit 225 (2021: 187) Fälle erfasst, bei denen Rettungsdienst- oder Feuerwehrangehörige während ihres Einsatzes Opfer von Gewaltdelikten wurden. Das Polizeipräsidium Aalen registrierte 17 solcher Fälle.

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Erstellt:
12. April 2023, 06:00 Uhr

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