Anschlagspläne in Fellbach und Waiblingen: Zeugen sagen aus
Die 25-jährige Angeklagte soll einen Fellbacher Sozialarbeiter und dessen Frau gestalkt haben.
Von Heike Rommel
Fellbach/Waiblingen. Im Fall mutmaßlich geplanter Attentate auf das Rathaus Fellbach und das Amtsgericht Waiblingen macht die Angeklagte weiterhin von ihrem Schweigerecht Gebrauch. In seiner jüngsten Sitzung hörte das Landgericht Stuttgart Zeugen an, darunter auch den über 60-jährigen Sozialarbeiter der Stadt Fellbach, auf den es die 25-jährige in Fellbach wohnende Frau besonders abgesehen haben soll.
Zunächst rief die 18. große Strafkammer am zweiten Verhandlungstag eine 43-jährige Mitarbeiterin einer Wohnungs- und Dienstleistungs-GmbH in den Zeugenstand. Diese sagte aus, nur am Rande Kontakt mit der Angeklagten gehabt zu haben. Einer Kollegin habe sie aber einmal zu Hilfe kommen müssen, weil diese nicht alleine mit der 25-Jährigen habe sein wollen. Ansonsten sei der Umgang mit ihr freundlich gewesen, etwa beim Umzug von einer in eine andere Sozialunterkunft. „Sie könne schon mal packen, sagten wir“, berichtete die Zeugin. Die Angeklagte, die sich zu der Zeit in einem psychiatrischen Krankenhaus befand, habe geantwortet, sie brauche nichts bis auf ihren Laptop und einen USB-Stick.
Das kam den Mitarbeiterinnen der Umzugsfirma etwas seltsam vor. Sie entdeckten einen Ordner mit zwei Buchstaben, bei dem es ihnen eiskalt den Rücken hinunterlief, wie sie sagten, und setzten sich mit dem Fellbacher Ordnungsamt sowie mit der Polizei in Verbindung. Auch weil sie wussten, dass die Angeklagte bereits bei einem Angestellten der Stadt Fellbach zu Hause aufgetaucht war. Was sie mit gepackten und mit Vorhängeschlössern versehenen Reisetaschen anfangen sollten, wussten die Umzugshelferinnen ebenfalls nicht.
Behördlicherseits hatten sie erfahren, dass in der ersten Fellbacher Sozialunterkunft ein Fenster eingeschlagen und eine Türe eingetreten wurde und auch einmal ein Stuhl oder eine Bohrmaschine flog, jedoch nicht, wer das getan hatte. „Wir waren froh, dass wir aus dieser Situation wieder herauskamen“, so die 43-jährige Zeugin.
Taschen voller Waffen sollen von der Polizei vor dem Umzug sichergestellt worden sein
Eine 54-jährige Krankenschwester sagte vor Gericht aus, mit der Angeklagten habe es in der ersten Sozialunterkunft seit November 2021 immer wieder Probleme gegeben. Diese habe dort laut geschrien und laute Musik gemacht, in der Meinung, sie müsse Kinderstimmen übertönen. Sie habe Helfer darum gebeten, dafür zu sorgen, dass sie, die Angeklagte, nicht von Schwarzen angesprochen werde. „Ich konnte sie nicht einschätzen“, teilte die Zeugin der Vorsitzenden Richterin Kathrin Lauchstädt mit. Einmal seien in der ersten Unterkunft auch die Waschmaschine und der Wäschetrockner der Beschuldigten zu Bruch gegangen. Von den Behörden seien häufiger Beschwerden über die Frau gekommen, weshalb in Zusammenarbeit mit dem Sozialamt der Umzug in die zweite Unterkunft angestanden hätte.
Nach Informationen einer Mitbewohnerin soll die Angeklagte eines ihrer Kinder geschlagen und die Familie mit einem Feuerlöscher bedroht haben. Taschen voller Waffen sollen von der Polizei vor dem Umzug sichergestellt worden sein. Schriftstücke in einem Ordner sollen zudem etwas mit dem Sozialarbeiter der Stadt Fellbach zu tun haben. Dieser sah sich und seine Familie von der 25-Jährigen gestalkt und in Gefahr. Er kam mit Zeugenbeistand (Anm. d. Red.: Rechtsbeistand eines Zeugen im Zivil- und Strafprozessrecht) in den Gerichtssaal. Der Mann berichtete, in einer Fellbacher Frauenwohngemeinschaft sei es schon ab 2019 mit der Angeklagten nicht gut gelaufen. Ihm selbst habe die Frau E-Mails zum Thema Amoklauf an der Albertville-Realschule Winnenden geschickt und ihm über Facebook Freundschaftsanfragen gestellt. Dass sie den Attentäter von Winnenden mit einem „Kampf gegen das System“ in Bezug setzte, habe ihn, der zu seinen Klienten stets nur ein professionelles Verhältnis pflege, hellhörig gemacht.
„Die E-Mails wurden immer aggressiver“, sagte der Zeuge und schilderte, wie die Angeklagte sogar seiner Ehefrau, von Beruf Dolmetscherin, in einem Fellbacher Supermarkt nachgestellt hätte. „2021 hat sie auch meine Frau auf Facebook angeschrieben mit rechtsradikalem und rassistischem Material“, fuhr der Mann fort. „Meine Frau ist zu Tode erschrocken.“ Daraufhin habe er ein Annäherungsverbot erwirkt, was die Angeklagte jedoch nicht davon abgehalten habe, einmal zu seinem privaten Toilettenfenster hineinzuschauen. An Silvester 2023 habe sich die derzeit im Frauengefängnis Schwäbisch Gmünd in Untersuchungshaft befindliche 25-Jährige auch noch vehement an seiner Haustür festgehalten, sodass er die Polizei habe holen müssen.