Architekturfotografien im Backnanger Technikforum

Im Innenhof des Technikforums zeigt eine Ausstellung großformatige Architektur-, Industrie- und Technikfotografien. Bei der Eröffnung der Ausstellung wurde zudem der begleitende Bildband und Katalog vorgestellt. Parallel dazu präsentiert eine Schülerausstellung die Ergebnisse kreativer Auseinandersetzung mit der Thematik.

Im Innenhof des Technikforums werden Fotografien ausgestellt. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Im Innenhof des Technikforums werden Fotografien ausgestellt. Fotos: Alexander Becher

Von Carmen Warstat

Backnang. Mit großen Schritten bewegt Backnang sich auf die Internationale Bauausstellung 2027 (IBA’27) zu. Die überregionale Kampagne der Stadtregion Stuttgart listet den Ort an der Murr unter dem Titel „Projekt Quartier Backnang-West“ und beschrieb ihn folgendermaßen: „Wo die Murr an Backnang vorbeimäandert, ist im Laufe von rund 150 Jahren ein Industrieareal gewachsen, das in seiner heutigen Größe fast der Altstadt entspricht. Vielfach ungenutzt birgt das Gelände reichlich Potenzial für eine Neuinterpretation der produktiven Stadt mit Arbeiten und Wohnen am Wasser.“ Die Lage am Fluss, so heißt es in der Kampagne weiter, habe Backnang geformt. „Auf steilen Prallhängen thronen Schloss (heute Amtsgericht) und Kirche, auf flachen Gleithängen am Wasser siedelten sich seit dem 19. Jahrhundert Gerbereien, Spinnereien und ein Baumaschinenhersteller an.“ Dass in der Gegend westlich des Stadtzentrums neben historischen Fabrikhallen vor allem riesige Parkflächen das Bild prägen, soll sich hingegen bald ändern. „Zukünftig wird auf entsiegelten Flächen ein lebenswertes Quartier entstehen, in dem sich Wohnen und Gewerbe, soziale und kulturelle Nutzungen verbinden.“

Eine Dokumentation der Architektur- und Industriegeschichte

Tatsächlich hat sich inzwischen einiges getan, was nicht zuletzt das IBA-Festival (noch bis zum 23. Juli) dokumentiert. Der Status quo wird ebenso in den Blick genommen wie die Vergangenheit und selbstverständlich die Zukunft, um die es letztendlich geht. Zwei Veranstaltungen, die kürzlich parallel beim Technikforum in der Wilhelmstraße sowie in dessen unmittelbarer Nachbarschaft stattfanden, machten dies auf aufschlussreiche Weise deutlich.

Zunächst stellte das Autorenteam (Bernhard Lattner, Klaus Loderer, Bernhard Trefz) seinen zugleich erschienenen Bildband und Katalog „Backnang auf dem Weg zur IBA 2027. Architektur|Industrie – Technik 1927 bis 2022“ mit der Eröffnung einer gleichnamigen Ausstellung im Innenhof des Backnanger Technikforums vor. Die Publikation nimmt Bezug auf die IBA 1927 in Stuttgart und möchte die Zeit zwischen den beiden IBAs in den Blick nehmen.

Der Ansatz des Autorenteams bestand darin, eine Freilichtausstellung zu präsentieren, die jederzeit zugänglich ist und sich nicht an Öffnungszeiten halten muss. 48 großformatige Architektur-, Industrie- beziehungsweise Technikfotografien und kommentierende Texte wurden auf Planenmaterial gedruckt und an Bauzäunen angebracht, denn: „Zuerst kommt der Bauzaun, dann das Bauwerk.“ Soll heißen, dass der „Bauzaun immer als erstes Indiz für neue Bauwerke“ steht.

Für die Fotos zur architektonischen, industriellen und technischen Entwicklung der Stadt Backnang zeichnet Bernhard Lattner verantwortlich, die Texte haben Klaus Loderer (Architekturgeschichte) und Bernhard Trefz (Industrie- und Technikgeschichte) verfasst. Neben (hauptsächlich) Backnanger Bauwerken können hyperrealistische Industrie- und Technikfotografien, die in Backnanger Unternehmen sowie dem Technikforum der Stadt entstanden, bestaunt werden.

Betonen, was in den letzten 100 Jahren in Backnang passiert ist

In seiner Ansprache dankte der Lichtbildner Bernhard Lattner unter anderem den kooperierenden Firmen (Stroh. Druck und Medien, d&b Audiotechnik, Riva Engineering, Stadtwerke, Tesat-Spacecom) sowie dem Technikforum und überreichte deren Vertretern Exemplare des Bildbands, nicht ohne jeweils ein passendes Foto daraus zu präsentieren.

Bernhard Lattner sprach über den Katalog.

© Alexander Becher

Bernhard Lattner sprach über den Katalog.

Der Erste Bürgermeister Stefan Setzer bezeichnete es als Intention der Ausstellung, zu dokumentieren, was in den letzten knapp 100 Jahren in Backnang passiert ist, und sprach über die Verbindungen zwischen Architektur- und Technik- beziehungsweise Industriegeschichte. Die Frage nach (bezahlbarem) Wohnraum sei bereits vor 100 Jahren aktuell gewesen, und „damals noch viel schlimmer“. Die IBA wolle Antworten geben zu Wohnungs- und Lebensfragen und stelle deshalb die Idee der „produktiven Stadtregion“ in den Mittelpunkt. Es sei für Backnang eine große Ehre, die Bauausstellung hier haben zu dürfen, bemerkte Setzer und ergänzte, dass ihre Vision in der Vergangenheit wurzele.

In kurzen Statements nahmen die drei Autoren Stellung zu ihrem Werk und standen im Anschluss für individuelle Führungen und Erläuterungen bereit. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung mit originellen Songs von Elke Büttner (Gitarre und Gesang). Diese passten zwar nicht recht zum Thema, wurden aber mit humorvollem Wohlwollen aufgenommen.

Kreative Architekturmodelle von Schülerinnen und Schülern

Zeitgleich fand in einer Halle nebenan eine Schülerausstellung statt. Unter dem Titel „Mutopia – Visionen fürs Quartier“ zeigten das Max-Born- sowie das Taus-Gymnasium und das Bildungszentrum Weissacher Tal Exponate zu verschiedenen Themen, die für das Quartier West bedeutsam sind: Beispielsweise Formen des Wohnens, Lebens und Spielens, Fassadengestaltung und städtischer Außenraum, das Leben am Fluss und die Frage, wie mit der vorhandenen Bausubstanz umzugehen sei, beschäftigten die Schüler der Klassen fünf bis zwölf. Die Ergebnisse finden Ausdruck in Architekturmodellen, Zeichnungen und plastischen Arbeiten von unglaublicher Vielfalt.

Tobias Großmann, Leiter des Stadtplanungsamts, bemerkte am Rande, dass mit diesen Projekten die Ziele für das hiesige IBA-Festival schon erreicht seien: Es wurden Erdgeschossbereiche sonst selten genutzter Gebäude erschlossen, darunter die neue Probenbühne und zweite Spielstätte des Bandhaus-Theaters in der Fabrikstraße auf dem Kaess-Areal (wir berichteten). Zudem sei das Kooperationsprojekt mit den Schulen von Kreativität in der Auseinandersetzung mit dem städtischen Umfeld geprägt und der Zugang zur Jugend über Kunstklassen eine Innovation für das Backnanger Stadtplanungsamt. In ihrer Einführung zur Schülerausstellung regte die Kunstlehrerin Stefanie Hübner zum Nachdenken an: „Wo es nichts gibt, ist alles möglich“, zitierte sie aus der Fachliteratur zum Thema Architektur und Schule.

Führungen Die Fotografien im Innenhof des Technikforums kann man heute um 13, 15 und 17 Uhr auch im Rahmen von Führungen näher kennenlernen.

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Erstellt:
7. Juli 2023, 16:00 Uhr

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