Aspach: Auf dem Segway die innere Mitte finden

In Aspach bieten Andre und Heinz Fischer Touren mit dem Segway an. Sie bringen ihren Kunden bei, mit den elektrischen Stehrollern umzugehen und begleiten sie dann bei einer Rundfahrt durch die Weinberge.

Am „Stein“ beim Aspacher Panorama gab es eine kleine Pause für Familie Schick. Heinz Fischer führt die Kolonne an, Anke Schick bildet mit Warnweste das Schlusslicht. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Am „Stein“ beim Aspacher Panorama gab es eine kleine Pause für Familie Schick. Heinz Fischer führt die Kolonne an, Anke Schick bildet mit Warnweste das Schlusslicht. Foto: Tobias Sellmaier

Von Anja La Roche

Aspach. Im Parkhaus neben dem Hotel Sonnenhof in Kleinaspach steht Tourguide Heinz Fischer schon bereit. Und mit ihm seine heutigen Gäste, jeder vorfreudig lächelnd vor einem der elektrischen Stehroller positioniert. Bereits zu Weihnachten 2021 haben Markus und Anke Schick sich, ihren beiden Kindern plus deren Partnern die Aspacher Segwaytour geschenkt. An diesem Samstagmittag wird das Geschenk nun endlich eingelöst und dementsprechend blendend ist die Stimmung.

Bevor es losgeht, erklärt Heinz Fischer die wichtigsten Regeln und die sechs Teilnehmer müssen eine Haftungsausschlusserklärung unterschreiben – für den Fall, dass etwas passiert. Außerdem erhalten sie Helme. Eine offizielle Helmpflicht besteht zwar nicht, aber Heinz Fischer legt großen Wert auf die Sicherheit seiner Kunden. „Wir haben ja nur einen Kopf“, fügt er an.

Sensoren erfassen jede Bewegung

Dann geht es ans Eingemachte. Simon Wied darf als Erster auf eines der Segways stehen. Fischer hält für ihn das Lenkrad fest, damit er aufsteigen kann, und erklärt: „Wir bewegen uns immer ein Muggaseggele weit.“ Zahlreiche Sensoren in dem Gefährt erfassen auch die kleinsten Bewegungen und balancieren sie aus, sodass der Roller senkrecht bleibt. Lehnt sich der Fahrer nach vorne, kommt das Segway in Fahrt, lehnt er sich zurück, bremst es. Wer nach rechts oder links drehen will, zieht seitlich am Lenker in die gewünschte Richtung.

Gekonnt navigiert Simon Wied im Slalom um die aufgestellten Hütchen. Auch der Rest der Gruppe darf sich nacheinander mit dem Elektroroller vertraut machen. Bislang sei jeder, egal welchen Alters, schnell mit dem Segway zurechtgekommen, versichert Fischer – lediglich eine Kundin habe in den acht Jahren bislang entschieden, lieber mit Kaffee und Kuchen auf die anderen zu warten als mitzufahren.

Die Gruppe übt anschließend noch eine wichtige Fähigkeit: am Berg umdrehen. Fahren die Segways bergab, müssen die Fahrer ihr Gewicht nach hinten verlegen. Drehen sie sich mit dem Gerät um 180 Grad zum Berg um, sollten sie ihr Gewicht wieder nach vorne verlegen, um nicht umzukippen. „Ihr müsste eure innere Mitte finden“, sagt Heinz Fischer augenzwinkernd.

Eine Geschwindigkeit von bis zu 20 Kilometer pro Stunde

Die innere Mitte in ihrer übertragenen Bedeutung findet Familie Schick wenige Minuten später. Der erste Bordstein ist überstanden, nun reihen sich die sechs Fahrer hinter ihrem Guide Heinz Fischer ein. Bis zu 20 Kilometer pro Stunde werden die Roller schnell. Im nächsten Ort Einöd geht es die Weinberge hoch. Die Segways surren, die Sonne scheint und die Aussicht ist prächtig. Einatmen, ausatmen, genießen!

Der 69-jährige Heinz Fischer, Vater des Firmeninhabers von Segwaytouren Aspach, beherrscht das Segway dabei mindestens so gut wie der Schauspieler Kevin James bei „Der Kaufhaus Cop“. Trotz Sonne trägt er eine lange, schwarze Hose und ein schwarzes T-Shirt. An seiner Sonnenbrille ist ein kleiner Rückspiegel angebracht.

„Vor zwei Wochen bin ich das erste Mal hingefallen“, erzählt der Rentner, der bereits rund 250 Segwaytouren gefahren ist. Er habe einer seiner Kundinnen helfen wollen, als diese umkippte und ihn mit sich riss. Verletzt habe sich keiner. Immer wieder betont Heinz Fischer das Geheimrezept: Wer nicht weiter weiß, einfach zurücklehnen und dadurch bremsen, sich ausbalancieren und auf dem Segway stehen bleiben. Er eile dann zur Rettung herbei. „Höchstens innerhalb von 15 Minuten“, scherzt er.

Eine tolle Aussicht auf die Backnanger Bucht

Erster Stopp ist oben auf dem Föhrenberg am „Stein“. Ein fantastischer Blick über die Backnanger Bucht bis zum Stuttgarter Fernsehturm ergießt sich vor den Augen der Familie. Heinz Fischer deutet auf ein paar herausstechende Merkmale wie den Riva-Turm und die Wir-machen-Druck-Arena. Die Schlagersängerin Andrea Berg und ihren Mann Ulrich Ferber konnte er bislang nicht von seinen Segway-Touren überzeugen, obwohl die Fischers mit dem Hotel Sonnenhof kooperieren. Weiter rollt die Kolonne den Weinberg hinab zur Alten Kelter in Allmersbach am Weinberg. Ins Innere des historischen Gebäudes mit der Baumpresse aus dem 18. Jahrhundert dürfen seine heutigen Kunden aber nicht blicken, denn eine Hochzeitsgesellschaft ist zugegen.

Einige Segwayminuten durch die Allmersbacher Weinberge entfernt wartet das nächste Panorama. Vom Wengertschützenhäusle aus bietet sich eine schöne Aussicht auf die vier Ortsteile der Gemeinde Aspach. Einen weiteren Stopp legt Heinz Fischer an der Quelle in Rietenau ein, die den Durst der Gruppe stillt. „Früher hat die Quelle zu Nestlé gehört“, erzählt der Tourguide der Familie, die selbst aus Rietenau kommt.

Eine Idee für den Junggesellenabschied

Von da aus geht es zurück ins Parkhaus am Hotel Sonnenhof, dem Startpunkt der Gruppe vor etwa zwei Stunden. Wie geht es den Fahrerinnen und Fahrern nach der 17 Kilometer langen Runde? „Ich bin glücklich“, sagt Katharina Klotz. Und war es anstrengend? „Es ist nicht auspowernd, sondern eher entspannend“, resümiert Julia Schick zufrieden. Ihr Bruder Tobias Schick überlegt sogar, an seinem Junggesellenabschied eine Segwaytour zu machen.

Auch Heinz Fischer ist guter Laune und tiefenentspannt. Mit dem Segway durch die Weinberge zu fahren mache ihm immer noch Spaß. „Ich habe immer unterschiedliche Gäste und Herausforderungen“, sagt er. Es bereite ihm überdies Freude, die Gemeinde bei den Touren zu repräsentieren. Dass eine Fahrt dann wie die heutige inklusive der Einweisung etwas länger dauert als vereinbart, gehöre für ihn auch mal dazu.

Auch andere Touren möglich

Touren Eine weitere Rundfahrt von Segwaytouren Aspach führt von der Kelter in Allmersbach am Weinberg bis zur Burg Reichenberg in Oppenweiler. Auch eine Tour durchs Bottwartal soll angeboten werden.

Preise Für Gruppen bis zu vier Teilnehmer kosten zwei Stunden 69 Euro und drei Stunden 89 Euro. Bei größeren Gruppen sind individuellere Absprachen möglich, auch beispielsweise für Firmenevents.

Mehr Infos Mehr Informationen erhalten Interessierte unter www.segwaytouren-aspach.de.

Anbieter Neben Segwaytouren Aspach gibt es im Rems-Murr-Kreis auch Anbieter in Waiblingen und Schorndorf.

Zum Artikel

Erstellt:
12. Juni 2023, 16:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen